Bad Salzuflen, Kr. Lippe, Stadtarchiv, Martin-Luther- Straße 2, Grabplatte vom Ahmser Krug (derzeit eingelagert) |
Fünf Personen wurden Opfer eines unerhörten Verbrechens in der Nacht vom 17. auf den 18. Juni 1724; Inschrift: |
‘HIR RUHEN 5 PER / SONEN SO ANNO 1724 / NACHTS VOM 17 AUF DEN 18 / JUNY IM AHMSER KRUG ÜBER / FALLEN UND JÄMMERLICH / ERMORDET WORDEN. / ALS / SIMON HENRICH BECKMANN / MIT SEINER FRAU GEWES / ENER NEWEN KRÜGER / DESEN KNECHT MAGT / UND EIN SCHAEFFER. / DIE MÖRDER SEIN / NICHT ENTDECKTET’ |
Maße: Höhe 1,20 m, Br. 0,65, T. 0,12, die originale Sandsteinplatte mit Inschrift ist auf einer Grundplatte mit Sockelansatz verankert; da, wo heute im Sinne der neuen Zeit die Anschlussstelle der A 2, Herford-Bad Salzuflen, altes Kulturland zerstört, befand sich im Bereich der heutigen Autobahnauffahrt Richtung Bielefeld der Ahmser Krug, oder auch Neuer Krug Ahmsen, der im Zuge des Ausbaues dieser Trasse 1974 abgerissen wurde; es war ein traditionsreicher Gasthof mit einer dreihundertjährigen Geschichte; die Flur auf dem er 1664 errichtet wurde gehörte zum Gut Ahmsen, dessen Besitzer Bernhard Simon von Exterde hieß; später lässt sich auch der Name Zum Grünen Jäger nachweisen, sowie auch Neuer Krug; der Krüger Simon Henrich Beckman, erster nachweisbarer Pächter des Grünen Jägers pachtete das Anliegen 1724, mit dazugehörenden Garten und Ackerland für vier Jahre; hierfür musste er jährlich 30 Taler Pachtzins an die Familie von Exterde zahlen; es war noch kein ganzes Jahr vergangen, da traf ihn das Schicksal mit ganzer Härte; er, seine Frau, eine Magd, ein Knecht und ein in der Nähe kampierender Schäfer, der zu Hilfe eilte, wurden auf brutalste Weise ermordet; die Mordopfer wurden auf dem Friedhof der Herforder Münster-Gemeinde auf Anordnung des Gerichts zu Detmold, am 21. Juni 1724, beigesetzt; an der Grabesstelle wurde der obige Grabstein aufgestellt; als 1808 der Friedhof aufgegeben wurde, verkaufte man die alten Grabsteine und der spätere Ahmser Krüger Friedrich Büxten, Vorfahre des letzten Wirtes, erwarb den Stein von 1724, angeblich unwissentlich seiner Bedeutung; er verwendete ihn als Spülstein, sowie zum Schleifen seiner Messer; doch erst um 1870 erkannte die Familie Büxten, an Hand der Inschrift, die Verbindung des Steins zum alten Wirtshaus; er wurde im Garten unter einer Zwillingslinde, eine überdauerte, 1995 beim Autobahnbau gefällt, aufgestellt, wobei durch das Wachsen der Stämme die Steinplatte regelrecht eingeklemmt wurde, was die deutlich sichtbaren Risse zur Folge hatte; hier verblieb sie bis zum Abbruch des Hauses 1974, worauf sie vom letzten Wirt Karl Büxten an das Stadt- u. Bädermuseum, Lange Str. 41, Bad Salzuflen übereignet wurde (seit 2009 geschlossen); obiges Foto zeigt die Grabplatte im Hof des Museums, wobei die dortige Aufstellung Anfang 1987 erfolgte; später Einlagerung im Keller des Stadtarchivs Bad Salzuflen (Verf.) |
überliefertes Geschehen: am Morgen nach der Mordnacht fanden Nachbarn den ermordeten Schäfer auf dem Hofe und wurden des Geschehens gewahr, das sich im Wirtshaus ereignet hatte; in einer Kammer fanden sie den schwerverletzten jungen Knecht, sowie die anderen schrecklich zugerichteten Mordopfer; in einem Urkunden- und Bürgerbuch der Stadt Bad Salzuflen ist der Augenzeugenbericht niedergeschrieben, der sich auf die Aussage des am Morgen des 18. Juni 1724 verstorbenen Knechtes beruft; hier sinngem. übernommen: ... gegen Mitternacht zwei blaugekleidete Soldaten mit gelben Hemden und Hüten mit weißer Borde gekommen um zu übernachten ... gegen 1 Uhr noch drei weitere, die ihm beim Öffnen der Tür sogleich angefallen und schwer verletzt haben ... dachten er sei tot, ließen ihn an Tür liegen ... töteten darauf bestialisch alle im Haus und den Schäfer, der flüchten oder zu Hilfe eilen wollte... als die Täter hinweg waren schleppte sich der Junge ins Haus mit aufgeschlitzten Leibe ... erzählte am Morgen und verschied ... |
eine sogleich eingeleitete Untersuchung der Morde durch die zuständige Behörde in Detmold verlief ergebnislos, obwohl es einen dringenden Tatverdacht gegen das Regiment des Obristleutnants von Lehwald gab, das sich gerade in jener Zeit im Raum Herford aufhielt, da die Uniformen der Beschreibung des Augenzeugen entsprachen; im ältesten Kirchenbuche der Herforder Münstergemeinde werden die Namen der Toten wie folgt angegeben: Simon Heinrich Beckmann, 27 Jahre alt, seine Frau Anna Elisabeth geb. Ebbmeyer, 33 Jahre alt, die 22 Jahre alte Magd Anna Ilsabein Pameyer, der Knecht Johann Hermann auf dem Schilde, 19 Jahre und der Ahmser Schäfer Caspar Risenbeck, 46 Jahre alt; er hatte in der Nähe des Hauses bei seinen Schafen in der Hürde geschlafen und war zu Hilfe geeilt |
Quellangaben: Lit.: 1. Wilhelm Brockpähler, Steinkreuze und Kreuzsteine in Westfalen, Münster 1963, S. 70, 2. Stadtarchiv Bad Salzuflen, Ang. nach dem Hausarchiv des Kruges mit originalen Urkunden seit 1664, 3. Heimatforscher Herr Saarmann, Ahmsen: gedankt sei an dieser Stelle den wertvollen Hinweisen von Heimatforscher Herr Saarmann, Ahmsen, da es sich als äußerst schwierig erwies Recherchen über die heute nicht mehr existierende Örtlichkeitkeit anzustellen; weiterhin der freundlichen Unterstützung des Stadtarchivs Bad Salzuflen, indem das Bildmaterial Ahmser Krug und Standort Grabplatte im Hof des Museums zur Verfügung gestellt wurde (Verf.) |
|
|