Alte Taufe, Deister, Region Hannover

alte taufe
alte taufe

nicht weit südwestlich Hannover erhebt sich eindrucksvoll der sagenumwobene Höhenzug des Deister, abgeleitet von ‘Tuisto’ oder ‘Tuisco’ einer germanischen Gottheit; seine Legenden reichen bis in heidnisch-germanische Zeit zurück, als die mit urwüchsigen Wäldern bedeckten Höhen Grenzgebiete alter Gaue waren; jener Zeit entstammt ein Kulturdenkmal, das bezüglich seiner Entstehung und Bedeutung verschiedentlich interpretiert wird und heute unter der Bezeichnung ‘Alte Taufe’ bekannt ist, früher ‘Wolfstaufe’ genannt; der bearbeitete große Findling befindet sich am Kammweg, im ‘Teufelskammer’ genannten Waldstück, zwischen dem Nordmannsturm und dem Fernmeldeturm

verlässt der die Teufelskammer durcheilende Privatforscher den Kammweg am Hinweisschild, um nun endlich die Alte Taufe zu sehen, werden seine Schritte automatisch langsamer, denn das Gelände beginnt leicht abzufallen und der schmale Pfad windet sich plötzlich durch ein Areal von wild durcheinander liegenden Bruchgestein; nach wenigen Schritten ist das Ziel erreicht und fasziniert vom ersten Eindruck bestaunt er den bergseitig brusthohen, quaderförmigen Steinblock, mit den Seitenlängen von etwa 3 Metern; in die Oberseite, die deutlich erkennbar geglättet wurde, ist eine beckenförmige, runde Vertiefung eingebracht, die zur talseitigen Kante hin in eine Art Zulauf bzw. Ablauf übergeht; das Phänomen dabei - es heißt, sogar im heißesten Sommer stünde immer Wasser im Becken; die Form des Steinblockes scheint nicht natürlich, wohl eine Bestätigung der allgem. Annahme einer germanischen Kult- bzw. Opferstätte, in deren Mitte sich ein von Menschenhand geformter, bearbeiteter Opferstein befindet; das Tier- aber auch Menschenopfer als Darbringung des Blutopfers um die Gunst der germanischen Gottheiten waren aus heutiger Sicht grauenvolle Riten, die es in allen Zeiten, aber auch bei höher entwickelten Völkern gab; glaubt man den Hinweisen einiger Historiker, die auf dem ‘Grünen Altar’ des Hohensteines im Süntel geopferte Römer sehen, nach der Varusschlacht oder den römischen Niederlagen am ‘Angrivarischen Grenzwall’ so ist ein mit Römerblut gefülltes Alte-Taufe-Becken durchaus denkbar (Verf.); in der nur wenige Meter oberhalb des Steines befindlichen Häufung von Bruchsteinen rekonstruiert sich virtuell ein etwa 1 m hoher, schmaler Unterbau, der einen aus Baumstämmen bestehenden Laufsteg auf den Opferstein trägt (s. Skizze u. Verf.); die Deutung als Taufstein frühchristlicher Epoche, findet sicher in der mittelalterlich christlichen Interpretation seinen Ursprung und kann nicht belegt werden; der Privatforscher versinkt, dringt ein in die unerschöpflichen Ressourcen spiritueller Sphären - um ihn herum wächst eine dramatische, mystische Kulisse grauer Zeiten empor; dunkle Gestalten im Fackelschein, die Seherinnen, greise weißhaarige Priesterfrauen stehen mit dem Kurzschwert in der Hand auf dem Opferstein um das Blutopfer zu vollbringen ... um die Kehle zu öffnen ... der Privatforscher steht im Zentrum eines Heiligen Haines

rekonstruktionsversuch opferstein

s.u. Blick vom Hohenstein nach Süden und Grüner Altar, germ. Kult- u. Opferstätte im Süntel bei Hessisch Oldendorf

blick vom hohenstein gruener altar hohenstein

Quellangaben: Lit.: 1. Hermann Hartmann: Die alte Taufe, in: Niedersachsen 3 (1897-98) S. 10, 2. Detlef Schünemann: Die Alte Taufe auf dem Deister in Niedersachsen und die Opferschale auf dem Maimont bei Lembach im Elsaß – zwei prähistorische Objekte?, in: Die Kunde. Zeitschrift für Ur- und Frühgeschichte 40 (1989), S. 71-100, Internet: 1. ...wikipedia.org-wiki-Alte Taufe

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