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Maße ges. Höhe 1,93 m, Br. 0,57, T. 0,15, Lit. Heinrich Riebeling (Textauszug): Schon wegen seiner Form gehört das Lulluskreuz zu den eigenartigsten Steinkreuzen nicht nur des Hersfelder Raumes, sondern ganz Hessens, da es ein echtes Doppelkreuz ist. Teilt man nämlich den mittleren Längsbalken waagerecht in der Mitte, so steht auf dem unteren ein zweites, kleineres Kreuz, und die zunächst als zu kurz geraten empfundenen Seitenarme werden dann in ihrer Proportion sinnvoll. Das Lulluskreuz ist sicherlich nie ein Sühnekreuz, sondern ein echtes Grenzkreuz gewesen, da es die Grenze des Stiftsbezirkes gegen die Stadt hin bezeichnet. Ihm gegenüber auf der anderen Seite des Marktplatzes, der früheren Ebenheit oder Freiheit, wird der ursprüngliche städtische Gerichtsplatz vermutet, und zwar da, wo nach alter Tradition in der Lollswoche das Lullusfeuer brennt. In unmittelbarer Nähe des Lulluskreuzes muß die Linde gestanden haben, unter der das Hochgericht des Stiftes getagt hat, so daß das Kreuz eigentlich drei verschiedene Funktionen hatte: es trennte die Hoheitsgebiete des Stiftes und der Stadt voneinander, es gab die Grenze der städtischen Gerichtsbarkeit an und führt schließlich zu einem Gerichtsort hin. Über das Alter des Lulluskreuzes gibt es nur Vermutungen. Nach kunsthistorischen Überlegungen könnte es aus dem 12. Jh. stammen. Nach dem Erhaltungs zustand möchte man die Entstehung wesentlich später ansetzen. Es ist zu bedenken, daß das Material ein quarzitähnlicher Sandstein ist, wie er in einer bestimmten Gesteinsbank in den Steinbrüchen unterhalb des Stoppelsberges vorkommt. Er ist außerordentlich widerstandsfähig gegen Witterungseinflüsse. Hinzu kommt, daß das Kreuz - vielleicht von Anfang an, vielleicht auch nur zeitweise - mit roter Farbe bemalt war, dadurch wurde die Verwitterung stark vermindert |
*Lullus: Bonifatiusschüler und Erzbischof Lullus (auch Lull) gilt als der Gründer Hersfelds (710-786), damit ist das Kreuz, eines der ältesten Originale, eng mit der Stadtgründung verbunden und im Wappen dargestellt; daraus entwickelte sich, erstmals im Jahre 852 gefeiert, eines der ältesten Stadtfeste Deutschlands - das Lullusfest, alljährlich in der Lollswoche, in die der Todestag des heiligen Lullus fällt, der 16. Oktober; hierbei, nach mittelalterlichen Brauch, wird auf dem Marktplatz ein Holzstoß feierlich entzündet - das Lullusfeuer Fiersche genannt, war in dieser Woche das Symbol der Lullusfreiheit, die Befreiung der Bürger von gemeindlichen Abgaben, dabei erklinkt immer wieder der Ruf: enner, zwoon, dräi - Bruder Lolls! für die Herschfeller beginnt mit dem Lollsfest ein neues Jahr, das Lollsjahr, Ausdruck enger Verbundenheit der Bevölkerung zu ihrem Heimatfest |
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Quellangaben: Lit.: 1. Heinrich Riebeling, Steinkreuze und Kreuzsteine in Hessen, Dossenheim/Heidelberg 1977, S. 111, daraus: 2. Dilich, Wilhelm, Hess. Chronica, 1605, 3. Ide, Wilhelm u. Follmann, Fritz, Kurhess. Wanderbuch, 1973, S. 255, 433, 4. Neuhaus, Wilhelm, Geschichte der Stadt Hersfeld, 1954, Internet: 1. ...wikipedia.org-lullusfest |
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Bad Hersfeld, B: städtisches Museum, Vitaliskreuz, Maße: H. 1,22 m, Br. 0,75, T. 0,18, das nasenbesetzte got. Steinkreuz aus rotem Sandstein besitzt achtkantig gearbeitete Arme, Kopf und Schaft, der nach unten in eine breite Basis ausläuft; über die Kreuzarme verläuft die eingehauene lat. Inschrift: A. D. MCCCLXXVIII (a.d. = im Jahre des Herrn 1378) darunter im Fuß: ISTIC HERSFELDIS FUIT TRADITA POST VITALIS (hier wurde Hersfeld in der *Vitalisnacht verraten) |
der Standort des Kreuzes war bis 1878 auf der damals abgerissenen Stiftsmauer, etwa gegenüber des Haupteinganges der Stiftsruine; um 1960 wurde es zerschlagen und nach Restauration in das städt. Museum verbracht; an der heutigen Örtlichkeit befindet sich eine Kopie auf monumen talen Postament, das auf seinen vier Sockelseiten lat. und dt. Inschriften über das Geschehene ausstellt; das Denkmal markiert den Abschnitt der einstigen äußeren Stadtmauer, auf die in der Vitalisnacht 27-28. April 1378 ein Sturmangriff erfolgte, wobei der Ritter Eberhard von Engern durch einen Armbrustpfeil getötet wurde; jene Hersfelder Zeit war geprägt von ständigen Machtkämpfen zwischen Stift und Stadt, wenn es um die Entscheidungsgewalt über elementarste Dinge des städtischen Lebens ging; dies bewog den Abt Berthold im Bunde mit den hessischen Rittern der Sterner, die Stadt unter seine Botmäßigkeit zu bringen; einer dieser Ritter, Simon von Haune, sandte edelmütig der Stadt einen Fehdebrief, in dem das Vorhaben angekündigt wurde; als die Schwertknechte des Abtes mit den Sterner Rittern am vereinbarten Punkt hinter dem Stift gegen die Mauern angingen, trafen sie auf die starke Hersfelder Bürgerwehr, die den Angriff erfolgreich abwehrte; einer der ersten getöteten Angreifer soll der Sterner Ritter Eberhard von Engern gewesen sein, dessen Sturmhaube von einem Armbrustpfeil durchschlagen wurde; als Siegeszeichen der Hersfelder wurde sie lange Zeit am Rathaus aufgehängt, heute im Museum zu besichtigen |
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*Vitalisnacht: Vitalis war nach der Legende ein römischer Ritter unter dem Kaiser Nero (1.Jh. n.Chr.) der wegen Annahme des christlichen Glaubens lebendig begraben wurde; an seinem Namenstag ereigneten sich obige Geschehnisse |
Quellangaben: Lit.: 1. H. Riebeling, s.o. S. 110-111, daraus: 2. Görlich, Paul, Die Hersfelder Vitalisnacht von 1378, 1962, H. 2, S. 11-18, 3. Ide, Wilhelm u. Follner, Fritz, Kurhess. Wanderbuch, 1973, S. 255, 433, 4. Neuhaus, Wilhelm, Aus 12 Jahrhunderten, 1956, S. 58-60, 5. Stein, Ferdinand, Steinkreuze-Kreuzsteine im Grenzgebiet der Landkreise Hersfeld, Lauterbach u. Fulda, 1971, Bd. 24 S. 35 |
Bad Hersfeld, C: städtisches Museum, Maße: H. 0,83 m, Br. 0,70, T. 0,18, das Steinkreuz aus rotem Sandstein zeigt auf der Vorderseite an Kopf und Arme je ein eingetieftes gleicharmiges Balkenkreuz mit ausgeschweiften Enden, sowie im Kreuzungsfeld und Schaft einen Gerberschaber und einen kurzen Spieß oder auch Saufeder (Jagdwaffe im Mittelalter für Wildschweinjagd) Eintiefung auf dem Kopf als Abwetzmal deutbar, s.Einf. (Verf.) Rückseite ohne Zeichen; das Denkmal befindet sich seit 1920 als Leihgabe des Landesmuseums Kassel im städt. Museum und soll nach einem Aktenvermerk ein aus der Hersfelder Gegend stammendes Flurdenkmal sein |
Quellangaben: Lit.: 1. H. Riebeling, s.o., S. 112, daraus: 2. Azzola, Friedrich Karl, Eine ikonographische Besonderheit auf Steinkreuzen in Hessen und Siebenbürgen, 1968, s. 308, 3. Stein, Ferdinand, s.o. S. 1971, Bd. 24, S. 35 |
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Bad Hersfeld, D: Maße: H. 0,92 m, Br. 0,45, T. 0,10, lt. Hinweistafel Grabstein um 1450 mit unklarer Symbolik, gefunden bei Abbrucharbeiten im Stiftsbezirk, vermutlich Stollen, Spitzwecke, Rundbrot, links Bäckerpinsel u. Brotschieber (Quelle: Hinweistafel, städt. Museum B. Hersfeld) |
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Bad Hersfeld, E: Eingang städt. Museum, Kreuzstein, Maße: H. 0,85 m, 0,48, 0,16, auf gerahmter, vertiefter Fläche Kreuzigungsszene mit Blick- richtung zum Betrachter, Christus am Kreuz zwischen Maria und Johannes; Stil des 13. Jh.; aufgefunden bei Ausgrabungen im Bereich des Stiftes; F: Eingang städt. Museum, Kreuzstein, Maße: H. 0,80 m, 0,55, 0,20, auf vertiefter Fläche langschaftiges lat. Balkenkreuz im Relief; aufgefunden bei Ausgrabungen im Bereich des Stiftes, G: Turmhalle der Stiftsruine, Kreuzstein, Maße: H. 1,40 m, 0,50, 0,18, auf vertiefter, gerahmter Fläche Doppelbalkenkreuz im Relief; vermutlich Grabplatte; aufgefunden bei Ausgrabungen im Bereich des Stiftes (Quellangaben: Hinweistafeln vor Ort, städt. Museum Bad Hersfeld) |
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verschollene Objekte: Bad Hersfeld, 1. Steinkreuz vor dem Johannestor in gleicher Funktion wie das Lulluskreuz zur Abgrenzung des Stiftbezirks, 2. Steinkreuz am Standort der Kapelle ‘Kreuzfurt’ zwischen dem Giegenberg und der Fulda gegenüber der Solzmündung, das der Kapelle den Namen gab (Quelle: 1. H. Riebeling, s.o. S. 112-113) |
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