Birkenau (Odenwald), Lkr. Bergstraße, A: östl. des Ortes, auf der Höhe im Waldgebiet zwischen Birkenau und Kallstadt, im Bereich einer Wegspinne, ca. 250 m nordwestl. der L 3408 (günstig erreichbar: die 'Kallstädter Talstraße' / L 3408 erreicht nach ca. 2,5 km in Hauptrichtung Löhrbach die südl. abzweigende Fahrstraße 'Kallstadt’, etwa 60 m vorher zweigt nordseitig ein spitzwinkelig in nordwestl. Richtung bergauf führender Waldweg ab, dem etwa 600 m bis zum Standort im Bereich der Wegspinne zu folgen ist), Steinkreuz, Benennung: 'Franzosenkreuz' |
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Obertägige Maße: (aktuell nicht bekannt), relativ breitflächiges Steinkreuz lat. Form aus Sandstein mit gerundeten Enden, im Kreuzungsfeld der Schauseite groß eingehauen 'IHS' (Christus-Monogramm), darüber ein Herz, auf dem ein lat. Kreuz steht (*Sacre-Coeur), vermutlich Zugaben späterer Zeit, nicht ursprünglich (Verf.) |
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Ang. H. Riebeling, 1977: 'Maße: Höhe 0,65 m, Br. 0,65, T. 0,25, Material: Sandstein, Standort: Auf der Höhe zwischen Birkenau und Kallstadt am Schnittpunkt mehrerer Wege, nahe den 'Reisäckern'. Das unregelmäßig gehauene, plumpe Steinkreuz ist stark angewittert, Arme und Kopf sind fast rund. Unter den Armen sind Spuren der Oberflächenbearbeitung zu erkennen. Sage: Ein französischer Offizier, der mit seinen Soldaten das Kornfeld in den 'Reisäckern' plünderte, soll dort erschlagen und unter dem Kreuzhügel begraben sein.' (Textkopie H. Riebeling, 1977) |
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Ang. Gde. Birkenau: |
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Das Franzosenkreuz auf Birkenauer Gemarkung steht auf der Höhe an einem Verbindungsweg zwischen Birkenau und Kallstadt in unmittelbarer Nähe des Reisackers. Um seine Entstehungsgeschichte ranken sich verschiedene Sagen. Eine Sage berichtet, dass ein französischer Offizier, der vom Reisacker von Soldaten Korn abfahren ließ, von einem Kallstädter Bauern an der Stelle des Kreuzes erschlagen wurde. Ganz ähnliche Erklärungsversuche sind für andere Steinkreuze im Odenwald überliefert. Einer anderen Sage nach wurden bei Franzoseneinfällen, bei schweren Kämpfen französische Soldaten erschlagen und in einem Massengrab verscharrt. Zum ewigen Gedächtnis daran sei dann das Franzosenkreuz errichtet worden. Ein anderes Sagenmotiv wird seltener erwähnt. Vor vielen Jahrhunderten soll eine große Hungersnot geherrscht haben. Zwei Brüder, die eine Maus gefangen hatten, stritten sich heftig um diese. Dabei kam es zu einem Streit, wobei der eine den anderen erschlug. Zur Sühne musste der Brudermörder ein Kreuz setzen lassen. Vielleicht nimmt die Bezeichnung Franzosenkreuz auf einen Vorfall Bezug, der sich Ende November 1799 abgespielt hat. Angehörige der Wörther Zentkompanie, die die Einheimischen bei der Abwehr der Franzosen unterstützt hatten, begaben sich von Birkenau nach Ober-Abtsteinach. Dabei wurde aus Sicherheitsgründen der Weg über die Höhe gewählt. In einer Schilderung heißt es: 'Unterwegs fanden wir im Wald einen Tambour von Bürstadt tot liegen. Er war durch die Schulter geschossen und war ihm der Kopf halber abgeschlagen, das Hirn lag neben ihm. Wir ließen ihn nach Ober-Abtsteinach fahren, in Stroh binden und dort begraben.' Diese Gräueltat wurde nach Lage der Dinge von Franzosen begangen. Oder aber unternahmen die Franzosen vom Reisacker einen Einfall nach Birkenau und lieferten das namensgebende Ergebnis. Dafür spricht der in der Nähe befindliche Franzosengraben. Sicher ist aber, dass das Kreuz eher im 15. Jahrhundert gesetzt wurde, also lange vor den Franzoseneinfällen, die ganzen Erklärversuche können also nicht zutreffen. Nach herrschender Meinung handelt es sich bei dieser Art von Steinkreuzen um Sühnekreuze, die wegen eines vorgekommenen Mordes auf Kosten des Täters gesetzt wurden. Die Setzung des Kreuzes wurde oftmals durch einen Sühnevertrag geregelt, der auch noch die Wiedergutmachung durch Geldzahlungen an Hinterbliebene, Kirchenbußen oder weltliche Bußen vorsah. In einer Ortsbeschreibung von 1803 wird dieses Flurdenkmal schlicht al 'Kreuz' bezeichnet. Auch frühere Gemarkungsbeschreibungen um 1680 gebrauchen die Bezeichnung 'am Kreuz'. Recht interessant ist eine Tatsache, die dem aufmerksamen Betrachter nicht entgeht. Auf der Schauseite ist eine Inschrift 'IHS' für Jesus. Über dem H befindet sich die Darstellung eines Herzes, auf dem wiederum ein Kreuz steht. (Textkopie Gde. Birkenau) |
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Quellangaben: Bildquelle: Gde. Birkenau, Lit.: 1. Heinrich Riebeling, Steinkreuze und Kreuzsteine in Hessen, Dossenheim/Heidelberg 1977, S. 197, Nr. 6418.1, TK 6418 R 80060 H 91160, daraus: 2. Bormuth, Heinz, Die alten Steinkreuze im Lkr. Bergstraße, Kr. Bergstr. 1974, H. 7, S. 41-91, daraus: Foto Nr. 5 (Kopie), 3. Matthes, Richard, Sagen aus dem Kreis Bergstraße, Bensheim 1972, 4. Mösinger, Friedrich: Steinkreuze zwischen Rhein, Main und Neckar, in: Archiv für Hess. Geschichte und Altertumskunde, NF-XIX (1935), S. 49-98, 5. Pfeiffer, J., Steinkreuze in der Umgebung von Weinheim, in: Die Windeck 1931, Nr. 8 |
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Birkenau (Odenwald), Lkr. Bergstraße, B: OT Reisen, nördl. Ortsrand, an der alten Straße nach Mörlenbach, im Bereich des letzten Anwesens 'Industriestraße', Steinkreuz |
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Obertägige Maße: (aktuell nicht bekannt), Steinkreuz lat. Form mit sichtbarer, zweistufig gerundet erweiterter Basis (Verf.) |
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Ang. H. Riebeling, 1977: 'Maße: Höhe 0,45 m, Br. 0,42, T. 0,17, Material: Sandstein, Standort: Am Rain neben dem alten weg nach Mörlenbach. Das Steinkreuz liegt mit seinem wuchtigen Fuß heraus. Es hat zwei Bruchstellen. Es soll früher aufrecht gestanden haben. Sage: Hier sei ein Reiter vom Pferd gestürzt und gestorben. (Variante: Der Reiter war ein Doktor).' (Textkopie H. Riebeling, 1977) |
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