kreuzstein brakel kreuzstein brakel

Brakel, Kreis Höxter, St. Michaelis Pfarrkirche, A: s.l. östl. Außenwand, in ca. 1,2 m Höhe bündig eingemauert

Maße: Höhe 0,86 m, Br. 0,58, der Kreuzstein aus rötlichem Sandstein, ursprünglich mit rundem Oberteil, zeigt einen erhaben herausgearbeiten Radkranz (6 cm tief), indem sich ebenfalls im kräftigen Relief ein punktzenriertes, breitrandiges griechisches Kreuz mit leicht ausgeschweiften Enden befindet; auf dem Radkranz, oben von einem kleinen Kreuz ausgehend, ist eine lat. Inschrift eingemeißelt mit den Daten, sowie darunter eine Inschrift in Hexametern (sechsfüßiger Vers) mit der Bitte um ein Gebet für die Toten, denen das Mal gewidmet ist; rechts und links in den Ecken eine dreiblättrige Blume und eine Handwerksmarke; Umschrift und Inschrift wurden vom Staatsarchiv und der Archivberatungsstelle Münster wie folgt entziffert und übersetzt:

‘+ O (bierunt) Her(mannus)... et Alber(tus) Sapientis anno d(omi)ni MCCCXXXV in crastino b (ea)tor(um) ap(osto)lor(um) Symo (nis) et Jude. (V) os qui tra(n)sitis N(ost)ri memores rogo sitis. (Mo)enibus hic strati motis qui turbi(n)e ve(n)ti. (A)ve salutantes p(at)rem cu(m) virgine m(a)tre.’ (Es starben Hermannus...und Albertus des Weisen im Jahre des Herrn 1335 am Tag nach dem Feste der seligen Apostel Simon und Judas. Ihr, die ihr vorübergeht, seid, ich bitte, eingedenk, die wir hier liegen niedergestreckt durch die Mauern, die durch einen Windwirbel in Bewegung gerieten, Grüßet mit einem Ave den Vater mit der Jungfrau - Mutter)

Geschichte: nach Lit. Koch und Ewald ist das Denkmal dem Gedenken an zwei Steinmetze gewidmet, die bei Bauarbeiten an der Kirche durch einen Sturm vom Gerüst geweht wurden oder durch einstürzende Mauern den Tod fanden; einer der Toten führte den Name Albertus Sapientis, das bedeutet Albert der Weise oder aus der Familie Weise; der Familienname Sapiens (Weise) ist für Bürger der Stadt Brakel durch Urkunden von 1273 und 1283 belegt; der Hausname Hermann ist nicht zu entziffern, so handelte es sich wahrscheinlich um Brüder; das Unglück fällt in die Zeit des Pfarrers Berthold von Berg, Pastor zu Brakel von 1280 - 1345, der Chor und andere Teile der Kirche erbauen ließ; der Stein hat nach   dem Befund seinen heutigen Platz aber erst später erhalten, nachdem er an anderer Stelle, vielleicht durch den Brand des Turmes im Jahre 1518, beschädigt worden war (Verf.)

Quellangaben: Lit.: 1. Wilhelm Brockpähler, Steinkreuze und Kreuzsteine in Westfalen, 1963, S. 62-63, daraus: 2. Die Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen, Kreis Höxter, bearb. von A. Ludorff, Münster, 1914, S. 45, Tafel 14, 3. Fr. A. Koch, Blätter aus der Vergangenheit der Kirche Brakel, Westf., Zs. 24. Bd, 1864, S. 258, 4. Ruprecht Ewald, Geschichte der Stadt Brakel, Brakel 1925, S. 79, 5. Franz Englich-Johannes Junker, Westf. Zeitung v. 26.11 u. 1.12. 1959; Kirchgemeinde Brakel

St. Michaelis Pfarrkirche, B: Außenwand der Sakristei (nordöstl.) ca. 1,2 m Höhe bündig eingemauert, Maße: 0,42-0,42 m, quadratischer Kreuzstein neuerer Zeit, wohl in Anlehnung an Objekt A gestaltet (Verf.), zur Einweihung des Anbaues der Sakristei 1927 eingesetzt (Quelle: Kirchgemeinde Brakel)                     

standort rustenlinde

Brakel, C: OT Riesel, ca. 3 km nordwestl. des Ortes auf dem Rustenberg an der ‘Rustenlinde’ neben Bildstock, Kreuzstein

kreuzstein brakel andere seite bildstock rusteninde

Obertägige Maße: Höhe 0,68 m, Br. 0,43, T. 0,18, der an seinen Schmalseiten beschädigte Kreuzstein aus Wesersandstein zeigt beidseitig ein erhaben im Relief hervorgearbeitetes lat. Balkenkreuz, in den Sektorenfeldern unter den Kreuzarmen einer Seite, ebenfalls im Relief, je drei Zeilen zu drei Buchstaben, die durch Verwitterung und Beschädigung nur bedingt lesbare Worte bzw. Namen ergeben; leider ist auch in örtlichen Quellen über den Stein wenig bekannt (Verf.) nach mündl. Auskünften von H. D. Richard, Ortsheimatpfleger Istrup, wurde der Kreuzstein vor ca. 150 Jahren, anlässlich eines Jubiläums des hier vorbeiführenden Rieseler Prozessionsweges (s. Bildstock) aufgestellt; in weiterer Bedeutung wird der Stein unter der markanten Rustenlinde auf der Höhe des Rustenberges auch als Grenzmal gesehen, denn in diesem Bereich treffen die  Gemarkungsgrenzen Brakel, Riesel u. Istrup aufeinander; neben diesen wertvollen Angaben aus erster Quelle müssen freilich weitere Gegebenheiten analysiert werden, wie etwa die des Standortes und die Zuordnung des Steines anhand der Gesamtaussage bezüglich von Form u. Darstellung; imgrunde handelt es sich um einen mittelalterlichen Kreuzstein klassischer Form und Darstellung, wie oft in dieser Art im norddeutschen Raum anzutreffen, wobei ein weitaus höheres Alter angenommen werden muss, als obiger Setzungshinweis; unweigerlich taucht von daher die Frage nach dem woher auf (Verf.) - die heutigen Brakeler Ortsteile Riesel und Istrup sind uralte Straßendörfer, deren Ursprünge bis in germanische Zeit reichen; Riesel entstand an der Aafurt, durch die der sog. Paderborner Hellweg von Salzkotten - Paderborn - Neuenheerse - Schmechten - Riesel - Brakel nach Höxter führte; Istrup wird erstmals im Jahr 1231 urkundlich erwähnt; der größte und bedeutendste Hof war das Anwesen der Ritter von Istincthorp, das durch eine Burg geschützt wurde; der Standort dieser Burg entsprach wahrscheinlich dem der heutigen Kirche; bereits um 1158 taucht der Name dieses Adelsgeschlechts in Urkunden auf, verschwindet jedoch bis zum Ende des 15. Jahrhunderts; im Jahr 1507 übernahmen die Herren von Asseburg das Lehen der Ritter von Istincthorp; die Istruper Geschichte zwischen dem 13. und 18. Jahrhundert ist weitgehend unerforscht; erst um das Jahr 1800 setzt eine kontinuierliche Geschichtsschreibung ein; der Paderborner Hellweg führte südl. des Ortes auf der Höhe in Ostwestrichtung vorbei, während der später angelegte alte Postweg in gleicher Richtung den Ort nördl. auf der Höhe des Rustenberges passierte (...riesel.de - istrup.de) und vom Bohlenweg, eine früher viel frequentierte direkte Verbindung Brakel-Istrup, geschnitten wurde; von daher kann vermutet werden, dass der Kreuzstein von einem der Wege in diesem Bereich stammt, wo er ursprünglich zur Sühnung einer Missetat gesetzt wurde (Verf.)

Quellangaben: Lit.: Internet: 1. ...istrup.de, 2. ...riesel.de, 3. ...wikipedia.org-Liste der Baudenkmäler in Brakel, OT Istrup: Bildstock und Kreuzstein unter der Rustenlinde, eingetr. 18.01.2012, Nr. 168; mündl. Mitt. H.D. Richard, Ortsheimatpfleger Istrup

c.2007 www.kreuzstein.eu