kreuzstein-platte beischlagswange andere seite
standort hinter aegidien

Braunschweig, A/B: südl. Innenstadt, ehem. Klostergelände St. Aegidien-Kirche (Hof des Braunschweig. Landesmuseum) Hinter Aegidien

A: an Rückfront St. Aegidienkirche befestigt, Obertägige Maße: Höhe 1,55 m, Br. o. 0,75 u. 0,55, T. 0,15, die sich nach unten um 20 cm verjüngende Kreuzsteinplatte zeigt erhaben die eingerillte Darstellung eines griech. Kreuz auf Stab, damit ein Vortrage- oder Vorhaltekreuz, oft auch auf Flurdenkmalen dieser Art dargestellt; vermutlich handelt es sich hier um eine Grabdeckplatte (Verf.)

B: ehem. Klosterhof bei St. Aegidien-Kirche, Beischlags-, Mordwange, Obertägige Maße: Höhe 1,70 Br. 0,50, T. 0,15, aus der sogenannten ‘Beischlagswange’, ein Zierbauelement des norddeutschen Raumes, geht die etwa formgleiche sog. ‘Mordwange’, meist als freistehendes Flurdenkmal hervor; Beischlag: Terrasse mit Brüstung und Freitreppe in der gesamten Breite des Hauses an der Straßenseite, ersetzt im    Ost- und Nordseeeraum den Garten des Stadthauses und schützt Erdgeschoss und Hauseingang mit Diele vor Hochwasser; Beischlagswange: mit Familienwappen, Hausmarken, Handwerkerzeichen und auch religiösen Darstellungen verzierte hohe Steinstelen, meist mit rundem Oberteil, paarweise an Treppenaufgängen des Beischlages aufgestellt oder an den Seiten dortiger Ruhebänke, s. Einf.; die St. Aegidien-Kirche auch Liebfrauenmünster St. Aegidien genannt, ist eine turmlose got. Hallenkirche, deren Ursprünge im romanischen Vorgängerbau von 1115 zu finden sind, um 1278 durch Brand teilweise zerstört; die Einrichtung als Abteikirche des von Markgräfin Gertrud (gest. 1117) gestifteten Benediktiner Klosters St. Maria und St. Aegidius erfolgte durch Abt Heinrich von Bursfelde; heute ist das Gotteshaus die Hauptkirche der kath. Gemeinde Braunschweig; Trakte des ehem. Klosters werden seit 1902 vom Landesmuseum Braunschweig genutzt (Verf.)

Quellangaben: Lit.: Internet: 1. ...wikipedia.org-wiki-St. Ägidien-Kirche

khatchkar braunschweig
gedenkplatte henning brabant
standort hagenmarkt braunschweig

Braunschweig, C: außen an der ev. Brüdernkirche St. Ulrici, nahe Alter Zeughof ‘Khatchkar’ (Chatschkar)

Maße: Höhe 1,55 m, Br. 0,60, T. 0,15, der ‘Khatchkar’, wörtlich übersetzt: ‘Kreuzstein’, gehört zu den ältesten Formen der Kunst Armeniens; wie kaum eine andere künstlerische Ausdrucksform verkörpert er eine Synthese von Bild, Schrift, Skulptur und Architektur; für die Armenier sybolisieren die Khatchkars ihre kulturelle Verwurzelung; die Khatchkarkunst auch in reiner Kreuzform ist seit dem 4. frühchristl. Jh. in der armenischen Kulturlandschaft präsent; sie wurde als künstlerische Gattung in jeder kulturellen Epoche weiter entwickelt und markiert Spuren der armenischen Gemeinschaften; jeder Khatchkar ist ein Unikat; die eingearbeiteten Symbole repräsentieren Leben, Fruchtbarkeit, Fortdauer, Menschlichkeit und Liebe; das Denkmal wurde am 24. April 2005, anlässlich des 90. Jahrestages des an den Armeniern verübten Völkermordes durch das Osmanische Reich, aufgestellt und steht zum Gedenken der 150 000 ermordeten Armeniern (Verf.)

Quellangaben: Lit.: 1. Hinweistafeln vor Ort, Internet: 1. ...wikipedia. org-wiki-Khatchkar

Braunschweig, D: Altstadt, Hagenmarkt, westl. der Katharinenkirche, Gedenkplatte Henning Brabandt

am 17. September 1604 wurde der Hagenmarkt Schauplatz der grauenvollen Hinrichtung des Bürgerhauptmannes Henning Brabandt - das Resultat eines aus heutiger Sicht ungeheuerlichen Justizskandales, ausgelöst von führenden Geistlichen und Patriziern der Stadt; der Vorwand ‘ein Rabe sei in sein Haus geflogen’ wurde zum Hauptanklagepunkt des kurzen spektakulären Prozess gegen H. Brabandt, dem unter der Folter sogar ‘Geständnisse’ u. a. über einen Bund mit dem Teufel abgepresst wurden - ein typisches Beispiel für die Anwendung des Machtmissbrauchsinstrumentes ‘Heilige Inquistion’ jener Epoche (Verf.) s. Textauszüge 

Die Brabandtsche Revolution von 1601 bis 1604

 Der angesehene Notar Brabandt wurde an die Spitze der Bürgerhauptleute gewählt, die mit ihrer Forderung nach mehr Mitspracherecht und Demokratisierung im Konflikt mit dem von den städtischen Patriziern beherrschten Rat standen. Verschärft wurden die innerstädtischen politischen und sozialen Spannungen durch den anhaltenden Streit mit dem welfischen Landesherrn, dem seit 1589 regierenden Herzog Heinrich Julius, der seine Herrschaftsrechte an der Stadt einforderte. Brabandt konnte weite Teile insbesondere der ärmeren Stadtbevölkerung hinter sich vereinen. Am 28. Mai 1601 unterzeichnete der alte Rat gezwungenermaßen den ‘Neuen Rezeß’, der seine Macht deutlich schmälerte und den Bürgerhauptleuten ein starkes Mitspracherecht einräumte. Die Patrizier verloren ihre dominierende Stellung im neuen Rat von 1602. In den innerstädtischen Konflikt schaltete sich neben Herzog Heinrich Julius zeitweise auch Kaiser Rudolf II. ein, an dessen Prager Hof Brabandt zweimal in den Jahren 1602 und 1603 zu Verhandlungen reiste, die letztlich ergebnislos blieben. Die Stimmung der Bürger änderte sich zusehends zu Ungunsten Brabandts, wozu nicht zuletzt die Hasspredigten der konservativen Geistlichkeit gegen die Bürgerhauptleute beitrugen. Die Unruhen spitzten sich am 3. September 1604 zu, als sich Brabandts Gegner auf dem Hagenmarkt und seine Anhänger auf dem Altstadtmarkt versammelten. Es kam zu einer Jagd auf die Bürgerhauptleute und ihre Anhänger. Brabandt gelang zunächst die Flucht, bei der er sich jedoch verletzte und am Folgetag in seinem Versteck in der Nähe des Rothenburger Turms an der Landwehr bei Broitzem gefangengenommen wurde. Im unmittelbar folgenden Strafprozess entlud sich die Rache des alten Rates. Brabandt gestand unter der Folter Verbindungen zu Herzog Heinrich Julius, dem er angeblich die Stadt ausliefern wollte. Das Geständnis umfasste weiterhin die Anstiftung zum Aufruhr und ein Bündnis mit dem Teufel. Dem Schuldspruch folgte am 17. September 1604 Brabandts Hinrichtung auf dem Hagenmarkt. Die selbst für die damalige Zeit grausame Prozedur wird detailreich in Christoph Gerkes Stadtchronik beschrieben. Mehrere Anhänger Brabandts wurden ebenfalls hingerichtet. (Quelle: ...wikipedia.org- wiki-Henning Brabandt)

 Im Anfange des 17. Jahrhunderts herrschte in der Stadt Braunschweig ein aristokratischer Senat mit großer Härte. Die Rechte der Bürgerschaft gegen Uebergriffe dieser Aristokratie vertrat mit kühner und kräftiger Stimme einer der achtungswürdigsten und gebildetsten Männer in Braunschweig, der Bürgerhauptmann Henning Brabandt. Seine Gegner suchten diese lästige Stimme auf alle Weise zum Schweigen zu bringen. Als es nicht gelang, griff man zu einem Mittel, das in der Hand der Gewaltigen jener Zeit selten fehlschlug, zu Einleitung eines peinlichen Prozesses. Auf den Umstand, daß einmal ein Rabe in das Haus Brabants flog, wurde die Anklage eines Bundes desselben mit dem Teufel gestützt und diese noch gehäuft mit der weitern Anschuldigung, Brabant habe sich mit dem Herzog gegen die Rechte des Rats verbunden. Darauf hin wurde er verhaftet. Wohl wissend, welches Schicksal ihm drohte, suchte er demselben durch Flucht sich zu entziehen. Er ließ sich vom Gefängnis herab, fiel, brach ein Bein und wurde wieder in den Kerker zurückgebracht. Nun begann man den Prozeß sofort mit der Folter. Auf die unmenschlichste Weise wurde sie gegen ihn angewendet; z. B. nachdem man ihn an den rückwärts gebundenen Armen an das Gewölbe der Folterkammer aufgewunden, hing man an sein gebrochenes Bein ein schweres Gewicht und ließ ihn so eine halbe Stunde frei schwebend hängen, während das Gericht abtrat und im oberen Zimmer sich gütlich that; ja der Scharfrichter war menschlicher als der Rat, indem er das Verlangen, dem Angeschuldigten hölzerne Keilchen unter die Fingernägel zu schlagen, mit der Bemerkung abwies, er müsse doch auch seine Seligkeit bedenken. Eine solche Folter mußte ihren Zweck erreichen; Brabant gestand am Ende alles, was man von ihm wissen wollte, um nur den unerträglichen Qualen ein Ende zu machen, und er wurde sofort zum Tode verurteilt. Und nun die Hinrichtung! Im jammervollsten, durch die Folter herbeigeführten Zustande wurde er auf einem Gerüste auf einen Stuhl festgebunden. Zuerst schnitt man ihm die zwei Finger ab, mit denen er den Bürgereid geschworen; dann riß man ihm viermal mit glühender Zange Stücke Fleisch aus den Armen und der Brust. Darauf setzte ihm der Scharfrichter ein Messer auf den Brustknochen und schlug auf dieses Messer, wie es im Protokoll heißt, langsam mit einem hölzernen Hammer, während Brabant immer laut seine Unschuld beteuerte. Jetzt wurde ihm der Leib aufgeschnitten – noch lebte er – dann wurde ihm sein Herz herausgenommen und ins Gesicht geschlagen. Das Protokoll sagt, »er sei in seinem Gebete still geworden und entschlafen, als man ihm das Herz ausgerissen.«                                                            (Quelle: ...gutenbergspiegel.de-Oskar Wächter: Vehmgerichte und Hexenprozesse in Deutschland-Kapitel 11)

Braunschweig, E: Braunschweigisches Landesmuseum für Geschichte und Volkstum, Hinter Ägidien (Ang. um 1988) Kloster St. Aegidien u. Jüdisches Museum

aus Holzminden stammender Kreuzstein, derzeit nicht ausgestellt, vermutlich magaziniert, schriftl. Anfragen von Verf. 2012 wurden durch das Braunschweigische Landesmuseum nicht beantwortet (s.u. Holzminden Beschreibung u. Fotokopien Verf.)

verschollene Objekte: Braunschweig, OT Riddagshausen, ein sorgfältig behauener Kreuzstein soll einst nahe den Klostergebäuden gestanden haben (Quelle: 1. Lit.: M.-B. s.o. S. 122, daraus: 2. F. Timmermann, Die Kreuzsteine an den Chausseen der Provinz Hannover und der angrenzenden Gebietsteile, in: Hannoverland, 6. Jg., Heft September 1912, S. 196-199 m. Skizze)

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