urheber: frank liebold

Müglitztal, OT Burkhardswalde, Lkr. Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, südwestl. vom Ort an einem Feldweg (günstig erreichbar: die Fahrstraße 'Sportplatz' erreicht ortsauswärts vorbei am Sportplatz nach ca. 1,2 km einen steinernen Wegweiser, wo dem rechts abzweigenden Feldweg ca. 330 m zum Standort zu folgen ist), Steinkreuz

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Obertägige Maße: (aktuell nicht bekannt), Steinkreuz aus Sandstein mit ersetztem Schaft; Kopf- und Balkenerweiterung, Kreuzarme proportional kurz und schmal Verf.)

Das Denkmal wurde 1990 ganz in der Nähe im Bereich des ‘Weinberges’ auf einem Lesesteinhaufen schaftlos aufgefunden (Foto H. Quietzsch), von daher ist es in der älteren Literatur nicht aufgeführt. Die in Deutschland oft vorkommende Bezeichnung 'Wein' (-berg, -straße, wän, wäng) steht für ‘Wagen’ und bezieht sich imgrunde auf wichtige Altstraßen mit ihren Zustrecken, hat aber mit etwa darauf transportiertem oder angebautem Wein nichts zu tun, s.u.  (wikipedia.org-wiki-Weinstraße, Wagenstraße) (Verf.)

Aufstellung des Steinkreuzes bei Burkhardwalde am 29.05.2024 durch Steinmetz Elmar Vogel (+Mitarbeiter) mit Harald Quietzsch, Peter Bechstedt, Dr. Jngo Kraft, Herr Arnold, Frank Liebold, Martin Wittich (Finder 1990), Dr. Heiermann und vom Ort Herr Röhr u. A. (Urheber: Frank Liebold)

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Mittelalterlicher Zeitzeuge findet dank vieler Helfer wieder einen angemessenen Standort: Heute wurde in Burkhardswalde (Gemeinde Müglitztal) ein mittelalterliches Steinkreuz wiederaufgestellt. Das Steinkreuz war im Dezember 1990 von zwei Schülern dem damaligen Landesmuseum für Vorgeschichte in Dresden, dem heutigen Landesamt für Archäologie Sachsen, gemeldet worden. Sie hatten es auf einem Lesesteinhaufen am „Weinberg“, Burkhardswalde, aufgefunden. Wann und warum das Kreuz von seinem ursprünglichen Platz entfernt wurde, bleibt unbekannt. Die Initiative zur Wiederaufstellung geht auf Harald Quietzsch, einen ehemaligen Mitarbeiter des Landesamts für Archäologie Sachsen und den ehrenamtlichen Bodendenkmalpfleger Peter Bechstedt zurück. Versehen mit einem neuen Sockel, findet das Kreuz nun fast 34 Jahre nach seiner Auffindung unweit der Fundstelle wieder einen angemessenen Platz; nicht zuletzt dank der finanziellen Unterstützung der Unteren Denkmalschutzbehörde des Lkr. Sächsische Schweiz-Osterzgebirge und der Archäologischen Gesellschaft in Sachsen e.V. In einer durch den christlichen Glauben geprägten Gesellschaft, gehörten Steinkreuze im Mittelalter bis in die Zeit der Reformation zum Landschaftsbild. Mit ihrer Errichtung wollte man an Todesfälle an den so gekennzeichneten Orten erinnern und Vorbeikommende zum Verharren und Totengedenken veranlassen. Sie konnten aber auch Teil eines Rechtsaktes beim gewaltsamen Tod eines Menschen sein, in dem der Täter zur Errichtung des Kreuzes als Zeichen der Sühne verurteilt wurde (Textkopie: Pressemitteilung 'Wochen-Kurier', Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, vom 5.6.2024, von Dr. Ingo Kraft)

Bei Dohna gabelte sich der Straßenzug nach Böhmen in einen östlichen Weg über Berggießhübel und Peterswald (Kulmer Steig, Königsweg) und einen westlichen Weg über das Müglitztal nach Burkhardswalde, Liebstadt, Breitenau und Fürstenwalde. Dabei ist nicht überliefert, welche dieser Routen zum Beispiel während der Heereszüge Kaiser Heinrichs III. (1040), Wiprechts von Groitzsch (1107) oder König Lothars III. (1126) genutzt worden sind. Sicher ist jedoch, dass der Weg über Weesenstein seit dem 13. Jahrhundert als Handelsweg bevorzugt genutzt wurde, was die Entstehung von Schloss Weesenstein in dieser Zeit begründen würde (wikipedia.org-wiki-Textauszug: Schloss-Weesenstein). Nach der Verwüstung durch die Böhmen 1455 wurde 'Burgkartswalde' als zur Herrschaft Weesenstein (Burg 12. Jh.) zugehörig ausgewiesen, die die Grundherrschaft ausübte (wikipedia.org-wiki-Textauszug: Burkhardswalde(Müglitztal)-Geschichte)

Vor diesem geschichtlichen Hintergrund könnte das Steinkreuz ein alter Gerichtsstein sein (Anzeige  Gerichtsfriede), der mit der ehemaligen Burg- bzw. Grundherrschaft Weesenstein in Verbindung gestanden haben wird, die hier im Bereich der wichtigen Altstraße eventuell ein Straßengericht ausübte (Verf.) 

Quellangaben: Lit.: 1. Stephan Altensleben, Rätselhafte Steinkreuze - Die Entdeckung ihrer wahren Bedeutung, Langenweißbach 2023, 2. Fotos und Textauszüge von Frank Liebold, ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger von Dresden

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