kopie lit. h. wolf 1973

Chamerau, Lkr. Cham, ‘Schulstraße 2’, an die Grundschule Chamerau versetzt, Steinkreuz, Benennung: ‘Grenzstoa’ / ‘Schwedenkreuz’, ursprünglicher Standort ‘Haderstadl, Ortsflur Wallmering’ (ca. 450 m nördl. des derzeitigen Standortes, unmittelbar nordöstl. des Kreisel B 85 / Chamer Straße Einmündung St. 2131, am Abzweig der dortigen Fahrstraße nach Wallmering, s. Foto im Hintergrund, Verf.)

Ang. H. Wolf, 1973:

Haderstadl, Ortsflur Wallmering, ‘Grenzstoa’ auch ‘Schwedenkreuz’ (Abb. 4: Steinkreuz an der Regierungsbezirksgrenze Oberpfalz-Niederbayern), Mtbl. 6742: 15 von S., 229 von W. Flurk. NO-LI-37, Fl.-Nr. 806, Flurname: ‘Kreuzacker’, Standort: Neben der Bundesstraße 85 zwischen Wölsting und Chamerau an der Abzweigung des ‘Chamerauer Weges’ nach Wallmering, bei Pkt. 378,8, unmittelbar an der Kreisgrenze Cham-Kötzting, die zugleich Grenze der Regierungsbezirke Oberpfalz und Niederbayern ist. Das Kreuz steht auf Privatgrund, der zu Wallmering gehört. Da es zu nahe am wege den landwirtschaftlichen Verkehr behinderte, wurde es im Jahre 1967 zwei Meter weiter nach W versetzt.

Beschreibung: Schmuckloses Kreuz ohne Inschrift und Jahreszahl; hellgrauer Granit; H 78, B 62, D 19 cm; ungleich lange Arme, ob ursprünglich oder abgeschlagen ist heute nicht mehr feststellbar; unregelmäßig behauener Knollensockel etwa 80 cm hoch, 30 cm breit und ebenso dick (bei Versetzung 1967 durch X. Meyer, Wallmering, beobachtet). In der Mitte der oberen Kopffläche eine alteingeschlagene einfache Grenzkreuzmarke in einer schälchenartigen Vertiefung (Dm 5,0, Tiefe 0,7 cm), daneben ein weiteres kleines Schälchen (Dm 3,5, T. 0,8 cm), es ist auf der Abb. 4 gut erkennbar. Die Grübchen am Kopfende sind stärker verwittert als das am Armende. Der Bevölkerung in Wallmering sind die Schälchen zwar bekannt, doch kann keine Erklärung über ihre Entstehung und Bedeutung gegeben werden. Das Steinkreuz wird einfach ‘Grenzstoa’ genannt, weil es angeblich schon immer als Grenzstein diente. In der Schule wurde gelehrt, daß es ein ‘Schwedenkreuz’ sei (X. Meyer, Wallmering). Bemerkenswert an diesem Steinkreuz sind sein Standort, seine ungleich langen Arme und die 3 Schälchen. Nach der ‘Gränitz Beschreibung der Grafschafft Camb ad Anno 1571’ (Hauptstaatsarchiv München, Allg. StA.: G. L. Cham Nr. 32) verlief die Grenze bei Wallmering damals im Wesentlichen wie heute, was auch aus den Landkarten von Weinerus aus dem Jahre 1579, die nach Apian von 1568 angefertigt wurde, wie auch auf dem 1671 umgearbeiteten Blatt von G. Ph. Finckh ersichtlich ist. Das Steinkreuz wird allerdings in der genannten Urkunde, die sonst Grenzsteine verzeichnet, nicht erwähnt. Deshalb möchte man annehmen, daß es erst in jüngerer Zeit an die Grenze gesetzt wurde. Zu den ungleich langen Kreuzarmen wäre zu bemerken, daß sie nicht unbedingt durch unbeabsichtigte Zerstörung entstanden sein müssen. So hat man früher geglaubt: ‘Wer von einem Kreuzstein ein Stückchen abschlägt, kann damit heilen ... (Konferenzaufsatz Hengstfeld, Kr. Crailsheim von 1900/01, bei Württembergsche Landesstelle für Volkskunde, Stuttgart, zitiert nach B. Losch, a.a.O. 109f, Anm 320). Noch 1939 wurde berichtet: ‘... oft werden in der Karfreitagsnacht von abergläubigen Leuten Stücke von diesen Kreuzen abgeschlagen und als Anhänger, die gegen alle möglichen Schäden gut sein sollen, am Leib getragen’. (Roth, Osterbräuche in Stein am Kocher und ihre Deutung, in: Südfränkische Heimatblätter, Beil. zur Unterländer Volkszeitung. Wildbad 1939, Nr. 4. 1. Zitiert nach B. Losch a.a.O. 110, Anm. 320). Andererseits wurde in Thüringen einem Erschlagenen noch im Jahre 1902 absichtlich ein Steinkreuz mit ungleich langen Armen gesetzt, und zwar aus dem örtlichen Glauben heraus, daß ein Erschlagener kein Kreuz mit gleich langen Armen haben dürfe. (W. Saal, a.a.O. 1967, 143). Die Schälchen an dem Kreuz von Wallmering können ebenfalls Zeugen eines Aberglaubens sein. Ähnliche Näpfchen finden sich an mehreren alten Steinkreuzen und Kirchenmauern. Sie wurden ausgeschabt, um Steinpulver zu gewinnen, das man für heilkräftig hielt. So heißt es, daß solche Abschabsel gegen Fruchtbarkeit und Unfruchtbarkeit eingenommen wurden. (M. Höfler, ‘Volksmedizinisches’. Verhandlungen der Münchener Anthropologischen Gesellschaft. Sitzung am 28. 12. 1888, in: Beiträge zur Anthropologie und Urgeschichte Bayerns, Bd. 9, München 1891 / 12). ‘... Noch 1802 empfielt eine Handschrift, daß Grabsteinpulver gut ‘vor den Kopf’ ist ... (B. Brühl, Zeugen alten Aberglaubens im Gützer Heimatmuseum, in: Heimatkalender für die Muldenkreise Bitterfeld u. Delitzsch 1928 /58). Kranken Kindern rührte man Steinstaub von Grabkreuzen als Medizin in das Essen. (W. Brockpähler a.a.O. 117f). ‘In Hessen brauchte man das Pulver von besonderen Grenzsteinen viel als Viehheilmittel’ (A. Martin, Deutsche Volksmedizin). Viele weitere Beispiele ließen sich noch anführen. In Nordböhmen hießen derartige Schälchen in den Steinkreuzen ‘Seelengabengrübel’ oder ‘Gnadengabengrübchen’. Sie sollten ‘zum Ablegen von Gaben zum Heile der Seele des Ermordeten’ dienen (Karl Fechtner, Die Steinkreuze bei B. Leipa) (Textkopie Lit. H. Wolf, 1973)

Quellangaben: Lit.: 1. Herbert Wolf, Die alten Steinkreuze im Landkreis Cham, Mitteilungsblätter der Deutschen Steinkreuzforschung (DSF), begr. und geleitet von Leonhard Wittmann, Nürnberg, Jg. 29, 1973, Heft 2, S. 13-15, Nr. 6. Haderstadl, Ortsflur Wallmering m. Abb. 4, daraus: 2. Die Kunstdenkmäler II/6, S. 147 unter Wölsting, 3. Willi Strasser, 1966, s.u. Cham, S. 121 als Steinkreuz bei Chamerau, 4. Abb. in: A. Bergmann, Kreis-Foto-Archiv Cham.

5. Rainer H. Schmeissner, Steinkreuze in der Oberpfalz, Regensburg 1977, S. 149-150, Nr. CHA 10 Haderstadl-Wallmering

Internet: 1. ...wikipedia.org-wiki-Liste der Baudenkmäler in Chamerau: Kindergartenweg 1; Schulstraße 2; Schulstraße 4; Schulstraße 6, Steinkreuz, Lateinische Form, ein Arm abgebrochen, Granit, wohl spätmittelalterlich; Von Wallmering hierher ans Schulhaus versetzt, Nr. D-3-72-117-3, 2. ...smircikrize.euweb.cz-Fotos vom alten Standort vom 6. 7. 2012

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