kopie lit. h. wolf 1973

Cham (Oberpfalz), Kreisstadt Lkr. Cham, A: z. Zt. (?) im Heimatmuseum Cham (vermutl. Cordonhaus, Propsteistr. 46), Steinkreuz, (ursprünglich Ortsflur Janahof)

Ang. Lit. H. Wolf, 1973:

Ausgebaggertes Steinkreuz, Mtbl. (Meßtischbl.) 6742:45 von S, 6 von W. / Flurkarte NO-LII-35-16, Fl.-Nr. 1470/3, Janabach, Fundort: im Janabach 85 m westl. der Janahofer Brücke in etwa 3,5 m Tiefe. Das Denkmal wurde bei Baggerarbeiten im Jahre 1964 gefunden (M. Urban, Cham), Beschreibung: schmuckloses Kreuz ohne Inschrift und Zeichen aus hellgrauem, nur wenig verwitterten Granit; Knollensockel. Gesamt-H 103, H über dem Sockel 66, B 52, D 17 cm. Kaum beschädigt. Literatur: kurze anonyme Fundnotiz, Sühnekreuzfund Janahof. In: Der Regenkreis, Heft 2, 1965. S. 45

Die bemerkenswert tiefe Fundlage und der gute Erhaltungszustand des Steinkreuzes lassen darauf schließen, daß es relativ bald nach seiner Errichtung in den Bach kam. Es wäre denkbar, daß es zu nahe am Ufer stand, und bei Hochwasser durch einen Uferbruch in das Bachbett geriet. Andererseits gibt es Belege, daß früher Steinkreuze absichtlich vergraben wurden. Man wollte damit das Wissen um eine Bluttat auslöschen (Lit. Friedrich Seitz, Vergrabene Steinkreuze, in: Das Steinkreuz, 13. Jg. 1957, H. 2, 15f). ‘In der Rhön wurden vielfach Steinkreuze vergraben, weil die Leute Angst vor ihnen hatten, da um sie die Geister waren. Tote, die im Grabe keine Ruhe fanden. Man hat das Kreuz mit Erde bedeckt, der Platz für den Toten blieb dadurch erhalten, er wohnte im Stein, für die Lebenden war der Stein verschwunden, der Platz seiner Unheimlichkkeit entkleidet’ (zitiert nach schriftlicher Mitteilung vom 18. 4. 1969 von L. Wittmann, Nürnberg, der die Nachricht von J. Metzger, Bad Kissingen, erhielt) (Textkopie Lit. H. Wolf, 1973)

Quellangaben: Lit.: 1. Herbert Wolf, Die alten Steinkreuze im Landkreis Cham, in: Mitteilungsblätter der Deutschen Steinkreuzforschung (DSF), begr. und geleitet von Leonhard Wittmann, Nürnberg, Jg. 29, H. 2, 1973, S. 8-9, Nr. 2. Cham, Ortsflur Janahof m. Abb. 1 (Kopie), 2. Rainer H. Schmeissner, Steinkreuze in der Oberpfalz, Regensburg 1977, S. 147, Nr. CHA 5 Cham

kopie lit. h. wolf 1973

Cham B: bis Frühjahr 2020 im Vorgarten des Anwesens ‘Taubenbühlstraße 12’ (Taubenbühl), Steinkreuz, (ursprünglich Flur ‘Loiblinger Au’) westl. der Stadt

Anmerkung: obige Adresse ist das Anwesen des ehem. Chamer Ortsheimatpflegers Willi Strasser (+ 22. 7. 1999), in dessen Amtszeit das Kreuz gefunden und von ihm publiziert wurde (s.u. H. Wolf). Von daher kam das Kreuz um 1966 an diesen Standort. Nach Aussage der Hauseigentümerin im April 2020 an Verf. wurde das Kreuz ‘vor ein paar Wochen’ von einem Mitglied der ‘Steinkreuzforschung Regensburg’ abgeholt bzw. sichergestellt, ohne ermittelbaren Hinweis auf den künftigen Verbleib, Verf., April 2020)

Ang. Lit. H. Wolf, 1973:

Ausgebaggertes Steinkreuz, Flurname: ‘Loiblinger Au’, Mtbl. 6741: etwa 70 von O, 122 von S. Flurk. NO-LIII-34-3, Fl.-Nr. 1115, Fundort: Kiesgrube der Baufirma Wanninger, Cham, etwa 350 m wnw. der Kläranlage der Stadt Cham. Das Denkmal wurde im Jahre 1966 aus einer Tiefe von etwa 4 m ausgebaggert. Als Begleitfunde sind Tonscherben des 15. bis 17. Jh. und ein Hufeisen zu nennen. Die Kanten der Scherben sind durch Flußtransport gerundet. Da es sich bei der Fundstelle um ein altes Flußbett des Regens handelt, das Kreuz und die Begleitfunde im Kies eingebettet lagen, kann man annehmen, daß es sich hier nicht um den primären Standort des Denkmals handelt. Das Kreuz dürfte höchstwahrscheinlichdurch einen Eisstoß abgebrochen und mit einer Eisscholle weggeführt worden sein. Der ehemalige Standort muß somit flußaufwärts vermutet werden.

Beschreibung: Kleines, am Fuße abgebrochenes Kreuz ohne Inschrift; auf der Vorderseite ein linear eingemeißeltes Symbol (als Reiterpistole gedeutet); weißlicher Granit. H. 40, B 43,5, D. 15 cm. Rechtes vordere Armende beschädigt. Literatur: W. (Willi) Strasser, Sühnekreuz und mittelalterliche Keramikfunde in einem alten Flußbett des Regen bei Cham. In: Der Regenkreis, Heft 5-6 / 1966. S. 120 f. Steinkreuze mit symbolhaften Darstellungen kommen verhältnismäßig häufig vor. Die meist linear eingemeißelten oder als Flachrelief geformten Zeichen dürften in der Mehrzahl als Berufssymbole aufgefaßt werden. Die früher vermutete Annahme, daß es sich stets um die Darstellung der Mordwaffe handle, kann nicht mehr aufrechterhalten werden, da neben zahlreichen Beilen, Messern, Lanzen, Hämmern und anderen gefährlichen Instrumenten auch Kelche, Weberschiffchen, Brote und auch eine Bretzel vorkommen. Die Darstellung eines Blitzes auf einem Kreuz zeigt wiederum, daß es sicherlich ebenso falsch ist, in allen Zeichen Berufssymbole zu sehen (s. Lit. C. Frank, B. Losch, H. Köber). Da in Sühneverträgen in der Regel keine Anbringung von Symbolen auf den Kreuzen gefordert wird, und man kaum erwarten darf, daß der Täter von sich aus sich zusätzliche Kosten aufgebürdet haben wird, ist anzunehmen, daß die Mehrzahl der Kreuze mit zeichenhaften Darstellungen keine Sühnekreuze sind. Sie dürften als Gedächtniskreuze nach einer Bluttat oder einem Unglücksfall von den Verwandten des Entleibten errichtet worden sein (Lit. L. Wittmann). Das Alter des kleinen Chamer Kreuzes mit der Pistolendarstellung läßt sich nicht mit Sicherheit angeben. Da die Sühneverträge meist die Größe der Steinkreuze vorschreiben, kann man aus den Inventarverzeichnissen über solche Verträge entnehmen, daß die kleineren Denkmäler in der Regel erst im ausgehenden Mittelalter und danach gesetzt wurden (Lit. Otto Rieder, Walter Saal). (Textkopie Lit. H. Wolf, 1973)

Quellangaben: Lit.: 1. H. Wolf, 1973 s.o. 11-12, Nr. 5. Cham, Loiblinger Au m. Abb. 3 (Kopie), 2. Rainer H. Schmeissner, 1977 s.o. S. 146, Nr. CHA 3 Cham

kopie lit. h. wolf 1973

Cham C: (verschollen) beim Judenfriedhof (nordöstl. der Stadt an der ‘Rachelstraße’, alte B 20), Steinkreuz, Benennung: ‘Hussitenkreuz’

Ang. Lit. H. Wolf, 1973:

‘Hussitenkreuz’, abgegangen, Mtbl. 6742: 164 von S, 76 von W., Flurk. NO-LIII-35, Fl.-Nr. 841 angrenzend an 692. Ehemaliger Standort: 140 m nördl. des Chamer Judenfriedhofes an der rechten Straßengrabenböschung der Bundesstraße 20 bei km 101,18. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindet sich die Gemeindegrenze zwischen Cham und Willmering, die dort durch alte Grenzsteine mit eingemeißeltem Chamer Wappen (Kamm) markiert ist. 

Beschreibung: Steinkreuz ohne Inschrift mit Darstellung des Gekreuzigten auf der Vorderseite; hellgrauer Granit. H. etwa 60, B etwa 50, D. etwa 15 cm. Die Maßangaben sind unsicher, da aus der Erinnerung angegeben. Das Denkmal wurde ‘Hussitenkreuz’ genannt; es sollte der Volksmeinung nach an eine angeblich hier stattgefundene Schlacht erinnern, und einMassengrab der gefallenen Krieger bezeichnen (J. Rider, Windischbergerdorf). Das Steinkreuz ist im Jahre 1962 auf unbekannte Weise verschwunden. Es konnte noch etwa ein Jahr davor vom Verfasser gezeichnet werden. Die kleine Skizze, die am 16. 2. 1963 im ‘Bayerwald-Echo’ veröffentlicht wurde, entspricht fast ganz einer Abbildung in dem Band II / 6 der ‘Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern’ S. 147. Dort finden wir unter der Ortsangabe Windischbergerdorf folgenden Text: ‘Steinkreuz an der Straße Cham-Furth zwischen Windischbergerdorf und Kothmaißling. Corpus Christi in flachem Relief. Granit. (Fig. 108) Ebenda an der Straße schräg gegenüber viereckiger Grenzstein mit dem Wappen von Cham auf den vier Seiten. Ohne weitere Merkmale’. Auch das Kreuz beim Judenfriedhof stand an der Straße Cham - Furth, nur nicht zwischen Windischbergerdorf und Kothmaißling, sondern zwischen Windischbergerdorf und Cham. Da zwischen Windischbergerdorf und Kothmaißling keine Chamer Grenze verläuft, und dort weder ein Kreuz noch ein Grenzstein mit Chamer Wappen bekannt sind, muß es sich hier um eine Verwechslung des Standortes handeln. Aus einigen Sühneverträgen des 15. und 16. Jh. wissen wir, daß bei Adeligen und vermutlich auch bei Wohlhabenden ein ‘Steinkreuz mit Unsers Herrn Marter’ (Lit. H. Schnetzer), das heißt also mit einer Kreuzigungsdarstellung, verlangt wurde. Sicher sind nicht nur einige Sühnekreuze, sondern auch manche Gedenkkreuze so ausgestattet worden. Da von unserem Denkmal beim Judenfriedhof nur zwei Skizzen vorhanden sind, bleibt die Beurteilung des Kruzifixes unsicher. Am ehesten läßt sich die Darstellung ins 16. Jh. einordnen. (Textkopie Lit. H. Wolf, 1973)

Quellangaben: Lit.: 1. H. Wolf, 1973 s.o. S. 9-10, Nr. 3 Cham, beim Judenfriedhof m. Abb. 3 (Kopie), daraus: 2. Christian Frank, Steinkreuze, in: Deutsche Gaue, Bd. 9, 1908, S. 168, 3. Johann Baptist Lassleben, Einiges über Steinkreuze in der Oberpfalz, in: Die Oberpfalz, 21. Jg., 1927, S. 131, 4. Willi Strasser, Sühnekreuz und mittelalterliche Keramikfunde in einem alten Flußbett des Regen bei Cham, in: Der Regenkreis, H. 5-6 / 1966, S. 121

5. Rainer H. Schmeissner, 1977 s.o. S. 147-148, Nr. CHA 6 Cham

Cham D: (verschollen) OT Altenstadt, beim ‘Lutzenhof-Stadel’, Steinkreuz

Ang. Lit. H. Wolf, 1973:

Cham, Ortsflur Altenstadt, Vermutlich ein Steinkreuz; abgegangen. Mtbl. 6742: etwa zwischen 102-103 von S, 64-66 von W., Flurk. NO-LII-35, Fl.-Nr. vermutlich 771 / 2 oder 638. ‘Beim Lutzenhof- Stadel in Altenstadt ist früher immer ein altes Kreuz gestanden’ (Zitiert nach Biendl-Archiv Heft 5, S. 121; im Besitz der Stadt Cham). Unmittelbar südl. des ehem. Lutzenhofes stand im Mittelalter eine St. Nikolauskirche, die von einem Friedhof umgeben war. Wann das Gotteshaus abgebrochen wurde, ist nicht bekannt. Das abgegangene Kreuz, dessen Material und Form uns nicht überliefert sind, hatte wahrscheinlich den ehem. Standort der abgebrochenen St. Nikolauskirche zu bezeichnen. Es könnte aber auch ein stehengebliebenes Grabdenkmal des dortigen Kirchhofs gewesen sein. (Textkopie Lit. H. Wolf, 1973)

Quellangaben: Lit.: 1. H. Wolf, 1973 s.o. S. 8, Nr. 1. Cham, Ortsflur Altenstadt, daraus: 2. Rudolf Schuegraf, Die Kirche St. Nikola in Altenstadt-Cham. Manuskript im Histor. Verein für Oberpfalz und Regensburg O 862.6, 3. H. Wolf, Die ehemalige St. Nikolauskirche in Altenstadt bei Cham, in: ‘Waldheimat’ (Beil. des ‘Bayerwald-Echo’ 4. Jg., 1963, Nr. 7

4. Rainer H. Schmeissner, 1977 s.o. S. 147, Nr. CHA 4 Cham

Cham E: (verschollen) OT Katzberg, auf der Höhe zwischen Cham und Katzberg, Steinkreuz

Ang. Lit. H. Wolf, 1973:

Cham, Ortsflur Katzberg (?) Steinkreuz mit 3 eingehauenen Kreuzen, abgegangen. ‘Zwischen Cham und Katzberg auf der Anhöhe, Standort aber nicht mehr zu ermitteln, stand bis 1922 ein Steinkreuz in einem Acker. Es war bei der Feldarbeit hinderlich und wurde zertrümmert. Dieses Kreuz soll nach 1742 errichtet worden sein zur Erinnerung an die Beschießung der Stadt Cham durch Trenk, den Panduren, der an diesem Platz seine Kanonen aufgestellt hatte. Das Steinkreuz, dessen Größe und Gestalt nicht mehr zu ermitteln sind, soll nach mündlicher Überlieferung mit drei eingehauenen Kreuzen verziert gewesen sein’ (Zitiert nach schriftlicher Mitteilung von W. Strasser, Cham, vom 17. 3. 1969). Umfragen des Verfassers brachten keine weiteren Aufschlüsse. In den alten Flurkarten ist weder das Kreuz noch ein hinweisender Flurname zu finden. (Textkopie Lit. H. Wolf, 1973)

Quellangaben: Lit.: 1. H. Wolf, 1973 s.o. S. 11, Nr. 4. Cham, Ortsflur Katzberg (?), daraus: 2. W. Strasser, 1966 s.o.

kopie lit. h. wolf 1973

Quelle: Lit.: 1. H. Wolf, 1973 s.o. S. 24, Abb. 11, Übersichtsplan Landkreis Cham (Kopie)

Anmerkung (Verf., 2020):

Im Landkreis Cham werden die meisten niederen Steinkreuze im Volksmund mit ‘Schwedenkreuz’ oder auch ‘Hussitenkreuz’ bezeichnet, obwohl es sich vom Typus her, zumindest auf die Zeit des 30-jährigen Krieges (1618-48) bezogen, um weitaus ältere Steinkreuze handelt. Dieser Sachverhalt lässt auf ausgegangenes Volkswissen schliessen. Der hessische Steinkreuzforscher Heinrich Riebeling umschreibt diese Problematik in seinem Handbuch ‘Steinkreuze und Kreuzsteine in Hessen’, Dossenheim / Heidelberg 1977, S. 15, wie folgt: ‘Das fast völlige Aussterben der Altbevölkerung im 30-jährigen Krieg hat im Volk jede Erinnerung an die einstige Errichtungsursache der Kreuze ausgelöscht. Geblieben ist die Vorstellung von einem unheimlichen Geschehen, das mit den Kreuzen in Verbindung gebracht wird. Die meisten Steinkreuzsagen sind Erklärsagen, die die Setzung des Kreuzes begründen wollen und die gelegentlich von Ereignissen in jüngster Zeit inspiriert sind, die im Volke noch lebendig waren’.

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