standort blickrichtung nordosten

Hildburghausen, OT Ebenhards, Lkr. Hildburghausen, südöstl. des Ortes am Nordwestrand des ‘Katzenholz’, westseitiges Ufer des derzeit trocken liegenden Einbach, ca 50 m nördl. vor dessen Einmündung in die Werra, nördl. ‘Ebenhardser Brunnenweg’ folgen, der über die Höhe, ca. 660 m nach den letzten Anwesen, hinab zum kreuzenden Einbach führt (südl. Variante durch die Werraauen, der eigentliche ‘Kehrweg’, schlecht passierbar), hier Wegweiser ca. 120 m in südl. Richtung entlang des Einbach zum Standort folgen, Flur: ‘Katzenhölzchen / Kehrweg’, Kreuzstein, Benennung: ‘Katzenstein’ 

kreuzstein ebenhards andere seite detail draufsicht grenzmarke kopie lit. f. stoerzner 1988

Obertägige Maße: Höhe 1,12 m, Br. 0,68, T. 0,16, der durch Abarbeitung etwas ungleichmäßig gerundet abschliessende Kreuzstein aus Sandstein zeigt auf der Vorder- bzw. Ansichtsseite erhaben, ein breitbalkiges lat. Kreuz im markanten Relief von 5 cm, das in Bogensockel ausläuft, Rückseite grob geglättet; ein Foto von K. Müller zeigt den Kreuzstein um 1959 tief eingesunken und schräg stehend; der Stein wurde von K. H. Roß, Hildburghausen, 1983 ohne Ortsveränderung wieder aufgerichtet; das Denkmal steht in der Flur ‘Katzenhölzchen’ oder auch ‘Kehrweg’, der alte Ortsverbindungsweg Ebenhards-Hildburghausen, der im Katzenholz als Hohlweg zum Einbach hinabführte und an dessen Übergang zur Wiesenflur der Kreuzstein steht; bei eingehender Betrachtung der Kopie, s.o.r., befindet sich Schaft des Kreuzes, unterhalb der Kreuzarme, eine schwach erkennbare linear eingetiefte Einzeichnung, die einem Messer gleicht (Verf.); auf dem Scheitel eine markante Einrillung, vermutlich eine Grenzmarke, die auf den Standort des Steines unmittelbar auf der Gemarkungsgrenze zwischen Häselrieth und Ebenhards hindeutet (Verf. frei nach Lit. F. Störzner, 1988 und Hinweistafel vor Ort)

kopie hinweistafel in situ kopie hinweistafel vor ort
kehrweg ausgang des hohlweges am einbach

nach der Sage ging hier täglich ein Bäckermädchen aus Ebenhards vorüber um frische Wecken (Brötchen) nach Hildburghausen zu bringen; auf einem großen Findling ruhte sie sich stets aus und legte immer eine Wecke auf den Stein für zwei Wildkatzen, doch als sie es einmal vergaß, wurde sie von den Katzen angefallen und starb bald darauf; dem Stein schlug man ein Kreuz ein und fortan wurde er Katzenstein im Katzenholz genannt (Lit. T. Niedlich, 2016)

Lit. F. Störzner, 1988, Version A: ein Mädchen legte täglich für eine große Katze eine Semmel auf einen Stein (gleicher Fortgang), B: ein Mädchen brachte täglich von Hildburghausen Semmeln nach Ebenhards und legte eine Semmel für zwei Katzen auf den Stein (gleicher Fortgang)

dem Kern dieser merkwürdigen Sage, wohl ein Werk der tief verwurzelten christlichen Volksfrömmigkeit, könnte das uralte religiöse Brauchtum des Opfer-Kultes zugrunde liegen bzw. dessen unerlässliche Wichtigkeit wiederspiegeln (Verf.)

‘Ein Opfer ist in der Religion die Darbringung von materiellen Objekten belebter oder unbelebter Art an eine dem opfernden Menschen vorgestellte übergeordnete metaphysische Macht. Mit dieser Macht können je nach Vorstellung Ahnen, Geister oder Gottheiten ausgestattet sein (Quelle: ...wikipedia.org-wiki-Opfer-Religion)

‘Das Opfer als rituelle Anerkennung der Macht Gottes über das Leben und der Abhängigkeit des Menschen (Quelle: Wilhelm Schmidt’, + 10. 2. 1954, SVD, Ethnologe)

hinweistafel in situ

Quellangaben: Lit.: 1. Thomas Niedlich, Unterwegs - An der Werra, Zwischen Werra-Quelle und Bad Salzungen, 1. Aufl., Bad Langensalza 2016, Kap. 4, S. 47-48, 2. Frank Störzner, Steinkreuze in Thüringen, Katalog Bezirke Gera-Suhl, Weimar 1988, S. 92, Nr. 4 m. Abb. 4 (Kopie), daraus: 3. H. Pusch, Zur urkundlichen Geschichte der Sühnekreuze (Dorfzeitung 238), Hildburghausen 1920, S. 18 u. P. Pusch, Das Sühnekreuz bei Weitersroda, Hildburgh. Kreisanzeiger 108, 1925, 106, Hildburghausen 1925, 4. L. Heinz, Bodendenkmalpflege und Nationales Aufbauwerk, Kulturwarte Kr. Hildburghausen 1958, 11, S. 16-17, 5. P. Georgi, Von den alten Steinkreuzen oder Sühnesteinen im Bezirke Suhl, Schleusingen 1959, Bl. 8, 6. H. Köber, Die alten Steinkreuze und Sühnesteine Thüringens, Erfurt 1960, S. 65, Nr. 438 (Hinweistafeln vor Ort Kopien)

steinkreuz weitersroda andere seite
kopie lit. f. stoerzner 1988 weitersroda
standort blickrichtung sueden

Hildburghausen, OT Weitersroda, Lkr. Hildburghausen, ca. 250 m westl. vom westl. Ortsrand, ca. 70 m nördl. der ‘Hildburghäuser Straße’ am Waldrand (etwa auf Höhe der südl. der Straße gelegenen Friedhofskapelle des jüdischen Friedhofes, wenige Meter im Wald)

Obertägige Maße: Höhe 1,66 m, Br. 0,71, T. 0,22, das arg ausgewitterte, verhältnismäßig langschaftige Steinkreuz mit gedrungenem Kreuzstand aus Sandstein zeigt auf der Ansichtsseite  (Südsüdostseite) ein linear eingetieftes, aufrecht nach links gerichtetes Zimmermannsbeil (H. 0,75, Klinge 0,25); andere Seite im Kreuzungsfeld zwei näpfchenartige Eintiefungen, die als Abriebsmale deutbar sind; das Denkmal wurde 1972 bei Rodungsarbeiten umgebrochen, worauf die Bruchstelle an der Schaftbasis erst 1977 mit einem Eisenband geklammert wurde (Verf. frei nach Lit. F. Störzner, 1988)

‘Anläßlich der Abtragung der alten Kapelle entzweiten sich Zimmerleute so heftig, daß einer den anderen erschlug. Der Mörder legte Hand an sich. Beide Leichname sollen dort begraben liegen. Die Stätte blieb ein verrufener Ort, wo nächtlicherweise die Geister der beiden miteinander kämpften’ (Lit. F. Störzner, 1988, aus: Lit. E. Plat, 1920); ‘Zwei Holzfäller sollen hier in Streit geraten sein, wobei einer erschlagen wurde’ (Lit. F. Störzner, 1988, aus: Lit. K. Thiele, 1933)

Sagen Hildburghausen (...schildburghausen.de-Sagen)
Auswahl nach: Eckhard Witter, Das Achtläuten – Sagen aus dem Hildburghäuser Land, Verlag Frankenschwelle Hans-Jürgen Salier, Hildburghausen, 1990
Aus der Buchreihe ‘Sagen des Landkreises Hildburghausen’ (4 Bände):
 

Das Sühnekreuz bei Weitersroda
Der Mittag war schwül und schwer die Luft,
Dunkel der Wald, wie eine Gruft.
Am dicken Baumstamm mühten sich zwei
Und sägen … und plaudern allerlei.
 

Da fällt dem einen von ungefähr
Aus der Tasche ein Groschen. Und fällt so her.
Er kann ihn nicht finden, wie er auch sucht.
Da schöpft er Verdacht. Er schreit, er flucht.
 

‘’Du Hund! Hast mir meinen Groschen gestohlen!“
„Beileibe nicht!“ – „Der Teufel soll dich holen –
Du hast ihn!“ – „Ich schwör´s ich hab ihn nicht!“
Sie rasten, sie schlagen sich ins Gesicht.
 

Sie greifen in hitziger Eile
Beide nach blinkendem Beile.
Sie schlagen einander blutig und tot,
Rings ist der Boden scharlachrot.
 

So fand man sie am gleichen Tag.
Nichts weiter die Sage zu melden vermag.
So starben sie elend die zwei …
Und der silberne Groschen lag dicht dabei!

Quellangaben: Lit.: 1. F. Störzner, 1988 s.o. S. 105, Nr. 33 m. Abb. 34 (Kopie), daraus: 2. L. Bechstein, Thüringer Sagenbuch, Leipzig 1885, Bd. 1, S. 27-28, 3. G. Lilie, Steinkreuze in Thüringen und im fränkischen Grenzgebiete, Erfurt 1915/16, S. 105-107, in: Thür. Monatsblätter 23 / 8, 4. E. Plat, Über Steinkreuze in Franken und Thüringen, München 1919/20, S. 249-252 m. Abb. in: Das Bayerland 31 / 15, 5. C. L. Wucke, Sagen der mittleren Werra, der angrenzenden Abhänge des Thür. Waldes, der Vorder- und der hohen Rhön, sowie der fränkischen Saale, 3. Aufl. Eisenach 1921, S. 6, 6. P. Pusch, 1925 s.o., 7. P. Quensel, Thüringer Sagen, Jena 1926, S. 152, 8. W. Schönheit, Die Steinkreuze in Thüringen, Jena 1926, H. 4/5, S. 118, 9. K. Thiele, Steinkreuze - mittelalterliche Sühnezeichen, Ilmenau 1933, S. 161, in: Thüringer Monatsblätter 41/10, 10. A. Schmid, Das Sühnekreuz bei Weitersroda, Eisenach 1934, S. 208, in: Thür. Monatsblätter 42/11, 11. P. Georgi, 1959 s.o. Bl. 8, 12. H. Köber, 1960 s.o. S. 66, Nr. 461, 13. W. Gall, Bodenfunde verlangen mehr Aufmerksamkeit, Suhl 1981, in: Freies Wort 30/60, S. 6 

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