Ettlingen, Lkr. Karlsruhe, nordöstl. Stadtrand, an der Südseite der Alexiuskapelle, 'Durlacher Straße' (B 3) Einm. 'Vogelsangweg' (südwestl. vor dem Ettlinger Friedhof), 7 Steinkreuze (unregelmäßig angeordnet) |
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die Ettlinger Steinkreuzgruppe ist mit 7 Objekten, ursprüngl. 11, zahlenmäßig eine der größten Steinkreuzansammlungen Deutschlands (s. NI-Bühren, BW-Reicholzheim)(Verf.); Fotoreihenfolge von West nach Ost, Rückseiten darunter, Material: Buntsandstein, Obertägige Maße: A: Höhe 0,80 m, Br. 0,50, T. 0,15, fragmenthafte Zeichen, B: Höhe 0,70 m, Br. 0,60, T. 0,15, gefaste Kanten, Darstellung Beil, darüber angebl. Schuhsohle, C: Höhe 0,90 m, Br. (46), T. 0,18, ein Kreuzarm fehlt, D: Höhe 0,80 m, Br. 0,72, T. 0,20, E: Höhe 0,82 m, 0,87, T. 0,13, F: Höhe 0,76 m, Br. 0,54, T. 0,18, G: Höhe 0,55 m, Br. 0,25, T. 0,28 |
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Ang. B. Losch, 1981: 'Standort: TK 7016 Karlsruhe-Süd R 57090 H 23560. Auf einer bepflanzten Grünfläche an der Südseite der Alexiuskapelle an der B 3 am nördlichen Ortsausgang. Neu aufgestellt 1979 in lockerer Gruppierung. Vorher standen die Kreuze im Kreis um die Kapelle. Bis 1867 befanden sie sich am ehemaligen Gutleutehaus, bei dessen Abbruch sie an die zugehörige Kapelle gesetzt wurden (O. A. Müller, 1938). Im Jahr 1938 wurden 6 Kreuze und die Reste weiterer 6 Kreuze gezählt (O. A. Müller, 1938). Nach älteren Angaben sollen es früher 11 Kreuze gewesen sein (B. Baader, 1851). Heute sind noch 6 Kreuze und der Torso eines siebten Kreuzes erhalten. Ein einarmiges Kreuz ohne Kopf ist erst 1979 verschwunden. (Numerierung von der Straße aus nach rückwärts.) Beschreibung: Buntsandstein, teilweise Bearbeitungsspuren. Bei (III) ist der linke Arm aus dem Stamm herausgebrochen. Bei (IV) ist die Hälfte des linken Arms schräg abgebrochen. (VI) wird durch Eisenklammern zusammengehalten; es zeigt Bruchstellen unterhalb der Mitte und am linken Armansatz. Von (VII) ist nur noch der Schaft teilweise erhalten. Maße: (I) Höhe 0,85 m, Br. 0,52, T. 0,15, (II) 0,80, 0,60, 0,13, (III) 0,90, (0,47), 0,17, (IV) 0,85, 0,56, 0,13, (VI) 0,75, 0,54, 0,18, (VII) 0,55, 0,25-0,27, Fuß 0,34. Form: (I) Gleichmäßig. Knapp gehaltene Balkenlänge; Schaft gegenüber dem Kopf etwas verschoben; Armlänge leicht unterschiedlich. - (II) Kopfhöhe betont, sonst ausgeglichen. Stark profilierter Achteckquerschnitt, vor den Balkenenden auf Rechteckquerschnitt abgesetzt. - (III) Längsbalkenansicht und Querbalkenlänge jeweils betont; leichte Schaftverbreiterung. - (IV) Kopfhöhe und -ansicht betont; Balken und Schaft nach außen bzw. unten leicht verschmälert. - (V) Kopfhöhe betont; Armlänge knapp; Kopf leicht nach rechts geneigt, Kopfende schräg nach rechts unten gekappt. Querbalken verläuft leicht schräg von links unten nach rechts oben. Die Armenden sind leicht zum Schaft hin gekappt. Der rechte Arm setzt an der Unterseite höher an als der linke. - (VI) Regelmäßig, Kopfhöhe leicht betont. - (VII) Schaftende leicht verstärkt. Zeichen: (I) Beidseitig Rebmesser, nach rechts gerichtet. Auf der straßenabgewandten Seite mehrfach geschwungene, in parallelen Linien geführte Einrillung im Schaft, die mehrfach über dessen Seitenkanten hinausweist, aber unten von links und rechts her jeweils spitz zusammenläuft. - (II) Beidseitig Axt bzw. Beil oder Halbmond (F. K. Azzola, H. Bormuth, W. Haas, 1980), nach rechts weisend. Darüber im Kopf nach unten zeigende Schuhsohle; auf der straßenabgewandten Seite ist die Schuhsohle langgezogen und reicht mit ihrer Spitze noch etwas in das Beil hinein. - (III) Sechsspeichiges Rad in doppelten Konturen. - (IV) Schindelbeil, Stiel nach links. - (VI) Riesiger Pflugsech, Oberende flach v-förmig. - (VII) Rest einer parallelen Einrillung (Stiel). Inschrift: (V) '144' oberflächlich eingeritzt. - (VII) '1867' im Schaftende (Datum der Umsetzung, s. oben Standort). Datierung: (I) ca. 16./17. Jh, (II) ca. 15./16. Jh., (III) ca. Ende 15./16. Jh., (IV) ca. 17. Jh., (V) ca. 17./18. Jh., (VI) ca. 16. Jh., (VII) vermutlich älter als die Jahreszahl. |
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Volkstümliche Überlieferung: 'Als die Weitungen von Ettlingen noch bis Bernbach gingen, ließ die Bürgerscaft nächst der Abtei Frauenalb eine gemauerte Schweinsteige mit einem Ziegeldache erbauen. Diese Nähe fiel den Klosterleuten so beschwerlich, daß sie sich erboten, die Steige auf ihre Kosten zu versetzen, und, als die Ettlinger es abschlugen, sie in der Nacht durch Feuer zerstörten. Kaum war dies in Ettlingen bekannt geworden, so rief der Stadtrath die Bürger zur Rache auf, stürmte an ihrer Spitze nach Frauenalb und gab dasselbe den Flammen preis. Ueber diese Gräulthat klagte die Aebtissin persönlich bei dem Kaiser - (dazu Anm.: 'Statt des Kaisers nennen Andere den Markgrafen vob Baden.') -, welcher sämmtliche Rathsherren zum Tod, und die Bürgerschaft dazu verurtheilte: den ganzen Waldbezirk von Bernbach bis zur Moosalb dem Kloster abzutreten, und den Thurm in ihrem Stadtwappen umzukehren, dass er auf der Spitze stehe. Der Vollziehung dieses Urtheils wohnte er selbst in Ettlingen bei, und als elf Rathsherren enthauptet waren, fragte er seinen Hofnarren, wie ihm das Köpfen gefalle. 'Wenn's Weidenstöcke oder Krautköpfe wären, die wieder ausschlügen, gefile es mir schon!' gab der Narr zur Antwort, wodurch er den Kaiser bewog, den zwölften Rathsherrn (den einige versteckt, andere gegenwärtig sein lassen) zu begnadigen. Die Enthauptungen wurden auf dem Richtplatze begraben, und auf die elf Gräber eben so viele Steinkreuze mit eingehauenen Köpfen und Schwertern gesetzt. In Folge, als der Platz Weinberg geworden war, kamen die Kreuze außen an die Mauer bei dem Gutleuthause; er behielt jedoch bis heute von ihnen den Namen die Kopfreben. Bei den Kreuzen gehen die elf Rathsherren - einer schwarz, die übrigen feurig - in den heiligen Nächten um. Wegen ihrer Hinrichtung mußten ihre Nachfolger schwarze Mäntel tragen, die erst vor wenigen Jahren außer Gebrauch gekommen sind' (B. Baader, 1851)' (Textkopie B. Losch 1981) |
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Quellangaben: Lit.: 1. Bernhard Losch, Sühne und Gedenken - Steinkreuze in Baden-Württemberg, Stuttgart 1981, S. 144-145, Ettlingen I-VII m. Abb. 237/238 (Kopien), S. 31, daraus: 2. Otto August Müller, Bestandsaufnahme der Steinkreuze in Mittelbaden, in: Die Ortenau 25, 1938, S. 165, 3. Bernhard Baader, Volkssagen aus dem Lande Baden, Karlsruhe 1851, S. 176, Nr. 188; 4. Bernhard Losch, Steinkreuze in Südwest-Deutschland, Volksleben 19, Tübinger Verein für Volkskunde e.V. Tübingen, Magstadt 1968, S. 18/19/38/48/117 |
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