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Finningen, Lkr. Dillingen a.d. Donau, A: OT Mörslingen, östl. Ortsrand, nordseitig an der 'Deisenhofer Straße', ca. 150 m nach dem Ortseingangsschild, nahe westl. eines Flurkreuzes, Steinkreuz

kopie lit. r. schoenwetter 1973

Obertägige Maße: (aktuell nicht bekannt), Steinkreuz aus Jurakalkstein mit gerundeten Enden (Verf.)

Ang. Reinhold Schönwetter, 1973: Konturen: gerade Form mit gleich langen Kreuzenden; Besonderheit: nach Prof. Kienberger das älteste Kreuz unseres Gebietes; Standort: 900 m östlich der Kirche Mörslingen an der Staatsstraße Mörslingen-Deisenhofen, links, 9 m westlich eines Feldkreuzes (errichtet von Johann und Margaretha Gutekunst, 1902). Südwestecke der Hördegen-Wiese; Sonstiges: Vorderseite der Arme und des Stammes beschädigt, versunken bis auf 10 cm unterhalb der Arme; Vermerk: Der Volksmund überliefert hierzu zwei Sagen, und zwar: 1. Unter dem Kreuz ruhe ein französischer Tambourmajor, der in der Schlacht bei Höchstädt am 13.8.1704 umgekommen sei. 2. Unter dem Kreuz ruhe ein österreichischer Trompeter, der in der Schlacht am 20.9.1703 bei Steinheim schwer verwundet und dann begraben worden sei. Bei beiden sagen könnte nur eine Wiederverwendung in Betracht gezogen werden, da das Kreuz wesentlich älter ist. Zu 2. tritt überdies hinzu, daß diese Sage durch Aufzeichnungen im Pfarrarchiv Mörslingen (Verzeichnis der gestifteten Jahrtage) mit folgendem Eintrag berichtigt wird: Johann Friedrich Wagner, kaiserlich österreichischer Trompeter, wurde am 20 September 1703 in der Steinheimer Aktion verwundet und ist in Mörslingen gestorben. Er hat zum Jahrtag in die hiesige Pfarrkirche einen ganz silbernen Kelch gestiftet.' Aus dieser Bemerkung darf geschlossen werden, daß der Trompeter nicht auf freiem Feld bei dem Steinkreuz, sondern auf dem Friedhof begraben wurde (Textkopie)

Quellangaben: Lit.: 1. Reinhold Schönwetter, Steinkreuze und Kreuzsteine im Landkreis Dillingen (Mitteilungsblätter der Deutschen Steinkreuzforschung', begründet u. geleitet von Leonhard Wittmann, Nürnberg), Jg. 29, 1973, H. 2, S. 87, Nr. 8 m. Abb. 7 (Kopie)

Internet: 1. ...wikipedia.org-wiki-Liste der Baudenkmäler in Finningen, OT Mörslingen: an der Straße nach Deisenhofen, Sühnekreuz, spätmittelalterlich, D-7-73-150-2, 2. ...google.com-Mörslingen-Street View (Kopie, bearb.), 3. ...mapy.cz-Mörslingen, Lageplan m. Standortangabe

kopie lit. r. schoenwetter

Finningen B: OT Unterfinningen, ca. 2,6 km Luftlinie nordnordöstl. der Ortsmitte von Finningen, ca. 200 m nördl. des Bachlaufs 'Riedwiesgraben', am nordöstl. Rand der 'Klettenbachwiese', heute Ackerfläche (günstig erreichbar: ca. 1,6 km nach dem Ortsausgang erreicht die nordwärts führende 'Hofmarkstraße' den Waldrand, wo der rechts in nordöstl. Richtung ziehende Waldweg nach ca. 1,3 km, rechts u. links haltend, den Standort bzw. das waldfreie kleine Areal erreicht), Steinkreuz

Obertägige Maße: (aktuell nicht bekannt), Steinkreuz aus Amerdinger Traß mit der Jahreszahl '1678' (Verf.)    

Ang. Reinhold Schönwetter, 1973: Konturen: gerade Form mit gleich langen Kreuzenden; Besonderheit: Reliefband mit Jahreszahl, abgerundet; Standort: Nordostecke der Waldwiese am Klettenbach und Westrand des Waldes von Bauer Mayr, Unterfinningen; Inschrift: 1678 in Reliefband; Sonstiges: Stammoberteil (Kopf) und linkes Ende des Armes Witterungsschäden. Das Gestein ist an diesen Stellen mürbe und bröckelt ab. Der Stamm ist besonders gut erhalten; Vermerk: Die Schreibform der Jahreszahl und das Reliefband weisen auf die Richtigkeit der Anfertigung im Jahre 1678 hin. Das Kreuz kann nicht mehr als Sühne-, sondern muß als Unfallkreuz angesehen werden. Im Tauf-, Trauungs- und Sterberegister der Pfarrei Ober- und Unterfinningen aus den Jahren 1664-1719 - Abschrift des ältesten Pfarrbuches im Jahre 1836 von Pfarrer Waibel - (fol. 239) ist folgender Eintrag zu lesen: 'Sibilla Mair ledig Todt gefunden bei dem (!) 22. Oktober 1687 Heiligenwiese, sonst frommen Wandels' Fol. 240 ist folgende Anmerkung eingetragen: 'den 10t Mai ist vom Balthas. Mair ein Stein gesetzt worden an dem Ort, wo seine Tochter Sibilla vergangenen Herbst / : Sieh 22 Oktober 1687 : / ist todt gefunden worden mit der Jahreszahl 1687 u. ihres Namens Anfangsbuchstaben: S. M. welcher Tag gewesen ist der Montag nach dem 3t Sonntag nach Ostern.' Trotz einer nochmaligen Nachschau bei dem Kreuz sind die Buchstaben S. M. nicht feststellbar. Außerdem trägt das Kreuz die Jahreszahl 1678, nicht 1687. Ob die heutige Klettenbachwiese früher eine Heiligenwiese war, konnte nicht festgestellt werden. Das Kreuz liegt in der um 1600 als 'Deschnau' bezeichneten Waldabteilung ('Mappa' des Landgerichts Höchstädt von Matthäus Stang). Die Pfarrei hatte dort früher Waldbesitz. (Textkopie)

Quellangaben: Lit.: 1. R. Schönwetter, 1973, S. 89-90, Nr. 12 m. Abb. 9 (Kopie)

Internet: 1. ...wikipedia.org-wiki-Liste der Baudenkmäler in Finningen, OT Unterfinningen: an der Klettenbachwiese, Steinkreuz, 1678, D-7-73-150-8

urheber: mariops5zocker
urheber: martin rauschmair

Finningen C: OT Unterfinningen, am Bodendenkmal 'Osterstein' (Felsformation, bronzezeitliche Kultstätte), ca. 1 km Luftlinie südl. von Steinkreuz B (günstig erreichbar: vom nördl. Ortsrand über 'Ostersteinstraße' ausgeschilderten Wanderweg folgen), Felszeichnung, bronzezeitliche Kreuzdarstellung

Das Areal um die markante Felsformation 'Osterstein' wird laut Hinweistafel vor Ort als 'vorgeschichtliche Kultstätte' bzw. mit 'Heiliger Bezirk' beschrieben; bei Grabungen und wissenschaftlichen Untersuchungen seit 1935 (Lehrer Hans Bösel, Unterfinningen), 1951 durch Dr. R.H. Seitz, Lauingen, 1952 durch H.J. Seitz, Pfarrer R. Schottdorf und Hilda Schottdorf, Wemding, wurden neben mehreren Hügelgräbern Tausende Keramikscherben der Bronzezeit (800-400 v. Chr.) entdeckt; die Felsformation selbst zeigt altarähnliche Steinsetzungen und eine äußerst kultur-historisch wertvolle linear eingetiefte Felszeichnung (heute mit weisser Farbe markiert bzw. Konturen nachgedunkelt): ein Kreuz, in dessen offenen Winkeln sich 4 kleine Kreuze befinden (Verf.)   

Deutungsversuch: Das einfache Kreuzzeichen, oft mit 4 Punkten oder Sternchen in den Winkeln, ist bereits lange vor Christus in allen Weltreligionen als eine Art anthropologisches Grundzeichen zu finden. Es symbolisiert die Welt mit ihren 4 Himmelsrichtungen (kath.ch-Das Kreuz mit dem Kreuz) sowie den Zyklus der 4 Jahreszeiten (O. Ruhlender, Denksteine im Solling, 1972). Als Sonnensymbol wurde es z.B. von den Germanen, Assyrern und Galliern verehrt, die es als Heils- oder auch Schutzzeichen an ihren Kultstätten verwendeten (kath.ch). Eine vergleichbare Darstellung zeigt der sog. 'Hackelbergstein' im Solling, wo jedoch kleine lat. Kreuze in die offenen Winkel ragen (s. Rubrik Niedersachsen-Silberborn)

Quellangaben: Lit.: 1. Hinweistafel vor Ort, Internet: 1. ...wikipedia.org-wiki-Liste der Bodendenkmale in Finningen, OT Unterfinningen: Hallstattzeitlicher Opferplatz, Siedlung der Linearbandkeramik, der Altheimer Kultur, der Bronze-, Urnenfelder- und frühen Latènezeit, D-7-7329-0075, 2. ...google.com-maps-Naturdenkmal Osterstein mit Foto Felszeichnung v. April 2019 (Kopie), Urheber: 'MarioPS5Zocker' (Eig. Werk) u. Foto Felsformation v. Oktober 2021 (Kopie, bearb.), Urheber: 'Martin Rauschmair' (Eig. Werk)

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