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Freiburg im Breisgau (kreisfr.), A: OT Betzenhausen (nordwestl. Stadtgebiet), zwischen der Fahrstraße 'Am Bischofskreuz' und der kath. Kirche St. Albert ('Sundgauallee Nr. 9'), unmittelbar westl. der Kirche bzw. Pfarrgemeindegebäude, Steinkreuz, Benennung: 'Bischofskreuz'

kopie b. losch 1968-1972
urheber: rainer ullrich kopie b. losch 1981

Maße: Höhe 1,40 m, Br. (0,65), T. 0,22, Steinkreuz got. Epoche aus Buntsandstein mit verstümmelten rechten Arm und gering asymmetrisch gerundeter Balkenverbreiterung; im Kreuzungsfeld und oberer Schaft kaum mehr entzifferbare Inschriftsreste; das Denkmal steht in einer eigens dafür erbauten Kapelle von 1903; im Jahre 1299 soll hier ein Metzger namens Hauri (s. Zarten: Aufs. v. H. Althaus) den Straßburger Bischof Konrad von Lichtenberg erschlagen haben  (Verf. frei nach B. Losch, 1981)   

Ang. B. Losch, 1981: 'Im Stadtgebiet Freiburg befindet sich eines der berühmtesten Steinkreuze von Baden-Württemberg, das Bischofskreuz von Betzenhausen. Es war mit einer der ältesten Jahreszahlen versehen, die man auf Steinkreuzen kennt. Vorübergehend wurde das Kreuz zu einem vielbesuchten Wallfahrtsziel. Nicht geklärt ist bis heute, ob es sich um ein Sühnekreuz aus rechtlicher Verpflichtung oder um ein freiwillig gestiftetes Gedenkkreuz handelt.                         

Standort: TK 7912 Freiburg im Breisgau-NW R 11900 H 19300. Zwischen Freiburg und dem Stadtteil Betzenhausen in der Anlage bei der Kirche St. Albert-Bischofslinde, Sundgauallee 9. Das Kreuz steht auf einem hohen Sockel (1812) in einer kleinen Schutzkapelle (1903). Straßenname westl. der Kirche: 'Am Bischofskreuz'. Beschreibung: Buntsandstein. Linker Arm fehlt fast ganz. Kopfende beschädigt. Ecken am Armende abgebrochen. Absplitterung am rechten unteren Winkel. Schleifrillen auf dem rechten Arm und Kopf. Maße: Höhe 1,40 m, Br. (0,65), T. 0,22, Form: Leicht geschwungenes, regelmäßig verbreitertes, langbalkiges Tatzenkreuz mit besonders hohem Kopf und hohem Schaft. Zeichen: Jeweils ein Stiefel in den beiden Seitenflächen des Schaftstückes eingerillt. Vermutlich aus der Zeit der Wallfahrten wegen Kinderkrankheiten (s. weiter unten).

Inschrift: Im Querbalken und oberen Schaftteil gotische Schriftreste zwischen Zeilen. Sie sollen den Namen Konrad von Lichtenberg und die Jahreszahl 1299 enthalten haben (P.P. Albert, 1904). Es würde sich um eine der ältesten Jahreszahl auf einem Steinkreuz handeln, die bekannt geworden ist. Die gotische Form des Kreuzes stimmt mit dieser Datierung überein. In der Kapellenwand befindet sich eine Gedenktafel mit dem Text: 'Dieses Kreuz wurde errichtet zur Sühne für den Tod des Bischofs von Straßburg, Konrad von Lichtenberg. Er fiel im Kampf gegen die Stadt durch die Hand eines Freiburger Metzgers am 29. Juli 1299. Zur Erhaltung seines ehemaligen Zustandes neu gefaßt durch die Stadt Freiburg i. J. 1903'. In den zahlreichen Untersuchungen über das Bischofskreuz wurde während der zwanziger Jahre vor allem eine Auseinandersetzung darüber geführt, wie die tödliche Verwundung des Konrad von Lichtenberg im einzelnen zustande kam und ob das Steinkreuz als eigentliches Sühnekreuz oder einfaches Gedenkkreuz zu betrachten sei (P.P. Albert, 1928). Gesichert scheint zu sein, daß der Bischof 1299 bei einem Streit zwischen Adel und Bürgertum ums Leben kam. Beide Gruppen seien sich bewaffnet gegenübergestanden, als ein Metzger aus der Reihe der Bürger plötzlich einen der Anführer der Gegenseite, Konrad von Lichtenberg, umbrachte, ohne daß es zu weiteren Kampfhandlungen kam. Diesem historischen Ereignis entsprechen Name und Jahreszahl auf dem Kreuz.

Volkstümliche Überlieferung: Eine Zeitlang war das Bischofskreuz in den Altar einer Kapelle eingemauert und wurde als Wallfahrtsziel aufgesucht. Man glaubte, der als heilig verehrte Konrad von Lichtenberg sei hier beerdigt, und suchte seinen Beistand für kranke Kinder. Heinrich Schreiber berichtet: 'Früher wurde es durch eine darüber aufgeführte Kapelle, in deren Altar es eingemauert und die mit einer Menge von Kinderkäppchen, als Weihgaben, ausgestattet war, geschützt. Es hatte sich nämlich während mehr als fünf Jahrhunderten die geschichtliche Bedeutung dieses Denkmals in dem Gedächtnisse des Volkes verwischt, und dafür die Sage geltend gemacht: hier sein ein Heiliger beerdigt, der in Kindesnöthen und Kinderkrankheiten Beistand leiste. Dadurch war diese Kapelle nach und nach das Ziel vieler Wallfahrten, besonders aus dem Elsaß geworden. In neuerer Zeit hielt man es, um diesem Aberglauben zu steuern, für geeignet, sie abzutragen und das Kreuz an die Kirchenwand des benachbarten Pfarrdorfes Lehen (gemeint ist Betzenhausen) zu versetzen, woher es jedoch bald wieder an seine ursprüngliche Stelle zurückkehrte. Hier steht es nun im Freien, jeder Witterung und Rohheit preisgegeben, so daß es zu den merkwürdigsten Denkmalen gehört, welche Freiburg in seiner Umgebung besitzt. (H. Schreiber: Die Kapelle zum Stein bei Betzenhausen, in: Ottmar Schönhuth: Die Burgen, Klöster, Kirchen und Kapellen Badens und der Pfalz mit ihren Geschichten, Sagen und Märchen, Lahr, 1862, S. 554-556, J. Künzig, Badische Sagen, 1930, S. 334)' (Textkopie B. Losch 1981)  

Quellangaben:  Lit.: 1. Bernhard Losch, Sühne und Gedenken - Steinkreuze in Baden-Württemberg, Stuttgart 1981, S. 221-222, Freiburg im Breisgau I m. Abb. 374 (Kopie), S. 48, daraus: 2. Peter P. Albert, Das Bischofskreuz bei Betzenhausen, in: Freiburger Diözesanarchiv NF 5, 1904, S. 341-360 u. gl. Titel, in: Zs. Gesellsch. f. Geschichte, Altertum, Volkskunde, Freiburg 1928, S. 133-136, 3. Aldred Pfleger, Das Steinkreuz des Bischofs. Ein Elsässisches Sühnekreuz auf badischen Boden, in: Archiv de I'Eglise d'Alsace 23, 1956, S. 247-251, 4. Bernhard Losch, Steinkreuze in Südwest-Deutschland, Volksleben 19, Tübinger Verein für Volkskunde e.V. Tübingen, Magstadt 1968, S. 26/110; Bernhard Losch, Die alten Flur-Steinkreuze in Baden-Württemberg, Bericht zur Bestandsaufnahme (Nachrichtenblatt der Denkmalpflege in Baden-Württemberg 9), 1966-1972, S. 32 m. Foto (Kopie)


Internet: 1. ......google.com-maps-place: Bischofskreuz, Lagekarte m. Foto v. Apr. 2021 (Kopie, bearb.), Urheber: Bernd Wißler (Eig. Werk), 2. ...wikipedia.org-wiki-Konrad III. von Lichtenberg, 3. ...staedte-fotos.de-Bischofskreuz, Urheber: Rainer Ullrich 

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Freiburg im Breisgau B: OT Waltershofen, nördl. vom Ort, westseitig der 'Gottenheimer Straße'/L 187, ca. 650 m nach den letzten Anwesen, kurz vor dem östl. Abzweig zum Gelände des WRV, im sog. 'Bettelbrünnele' vermauert (etwa 3 cm hervortretend), Steinkreuz, Benennung: 'Zigeunerkreuz' (Nachbildung, 1991)

kopie b. losch 1981
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Maße: Nachbildung (nicht bekannt), vermutl. nach dem Originalkreuz Asymmetrie aufweisende Nachbildung aus Kunststein mit scharrierter Oberfläche und der dreizeiligen Inschrift im Kreuzungsfeld: '1719 / Bettelbrünnele / 1991'; das in nachstehender Lit. von B. Losch aufgeführte originale Steinkreuz (weit vor 1719) befand sich im Bereich des 1991 neu angelegten, etwa 1 m hohen Rundmauerbrunnens auf dem Tuniberg, wo es nach 1981 gestohlen wurde - jegliche Bemühungen von Polizei und lokaler Presse zur Wiederauffindung blieben erfolglos (Verf. frei nach ...alemannische-seiten.de)     

Ang. B. Losch, 1981: 'Das zweite Steinkreuz im Stadtkreis ist in seiner Form offensichtlich dem Bischofskreuz nachgebildet, dürfte jedoch wesentlich jünger sein. Auf dieses zweite Kreuz bezieht sich das typische Überlieferungsmotiv vom gegenseitigen Totschlag, das vermutlich vom Rechtsbrauch der Totschlagssühne beeinflußt ist. Das betreffende Steinkreuz könnte in der Tat aus einem Zeitraum stammen, in dem die Sühnekreuzerrichtung noch üblich war, doch fehlt es auch hier an einem eindeutigen urkundlichen Beleg.
Standort: TK 7912 Freiburg im Breisgau-NW R 04980 H 22480, Flst. 636. Links an der Straße nach Gottenheim. Beschreibung: Buntsandstein. Kopfoberseite ausgeschliffen. Maße: Höhe 0,55 m, Br. 0,43, T. 0,15, Form: Zierliches, asymmetrisches, geschwungenes Tatzenkreuz mit andeutungsweise konkav eingezogenen Balkenenden. Kopfansicht leicht betont. Datierung: ca. 16./17. Jh. Volkstümliche Überlieferung: Ein Kind soll in früheren Notzeiten von einem Bettler wegen eines Stückleins Brot umgebracht worden sein. Zwei sollen sich wegen eines Stücks Brot totgeschlagen haben. Benennung: 'Zigeunerkreuz' (Textkopie B. Losch 1981)   

Quellangaben: Lit.: 1. B. Losch, 1981, S. 222, Freiburg im Breisgau II, Stadtteil Waltershofen m. Abb. 375 (Kopie), S. 48, daraus: 2. Otto August Müller, Bestandsaufnahme der Steinkreuze in Mittelbaden, in: Die Ortenau 25, 1938, S. 178, 3. Joseph Ludolf Wohleb, Sühnekreuze. Eine Umfrage, in: Schauinsland 64, 1937, S. 199

Internet: 1. ......alemannische-seiten.de-deutschland-freiburg-bettelbruennele-waltershofen m. Foto, 2. ...staedte-fotos.de-bild-deutschland-baden-wuerttemberg-freiburg-waltershofen-das-bettelbruennele-am-tuniberg m. 2 Fotos (Kopien), Urheber: 'Rainer Ullrich' (Eig. Werk)

verschwundene Steinkreuze:

Freiburg im Breisgau, OT Littenweiler
'In der Nähe der Badischen Reit- und Fahrschule. Verschwunden ca. 1950. Flurname: 'Kreuzsteinacker', Straßenname: 'Kreuzsteinstraße' (Textkopie B. Losch 1981) 

Quellangaben: Lit.: 1. B. Losch, 1981, S. 222, Freiburg im Breisgau, Stadtteil Littenweiler, daraus: 2. Ernst Schneider, Die sprachliche und volkskundliche Bedeutung der 'Kreuz' - Flurnamen Badens, in: Freiburger Diözesan-Archiv 71, 1951, S. 134-178

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