h. riebeling 1977
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Fürth i. Odenwald, Kr. Bergstraße, A: ca. 7 km östl. von Fürth, im Fürther Centwald, ca. 140 m nördl. der B 460 zwischen Hiltersklingen und Weschnitz, ca. 900 m östl. der sog. 'Wegscheide' - Kreuzung B 460 mit L 3105 / Reichelsheim - Grasellenbach, Wanderparkpl. I+II,(günstig erreichbar: ca. 500 m östl. der 'Wegscheide' zweigt von der B 460 ein Waldweg in nordöstl. Richtung ab, dem 500 m zu folgen ist um dann ca. 50 m rechts im Wald den Standort zu erreichen), Steinkreuz, Benennung: 'Lahmer Schneider' 

Obertägige Maße: (aktuell nicht bekannt), durch fehlenden Kopf beschädigtes, arg ausgewittertes Steinkreuz einst lat. Form aus Odenwald-Sandstein mit eingerillter Darstellung eines mit Spitze nach oben weisenden Messers am Schaft; das Kreuz steckt nur professorisch in einer Eintiefung auf einem plumpen Findlingsblock gleichen Materials, der eine linear eingetiefte menschliche Gestalt mit eingestützten Armen und ungleichen Beinen zeigt, zu deren rechten Seite eine weitere klingenartige Darstellung erkennbar ist (Verf.)

Ang. H. Riebeling, 1977: 'Maße: Kreuz: Höhe (0,40 m), Br. 0,52, T. 0,25, Sockel 0,90, Standort: Im Fürther Zehntwald nahe der Wegscheide. Das Kreuz steckt lose in einem unbearbeiteten Felsblock, der nur oben eine Öffnung zur Aufnahme des Kreuzes hat. Auf der Talseite des Steines ist recht primitiv eine menschliche Figur eingeritzt, deren Gesicht dem Beschauer zugewandt ist, aber beide Füße sind nach rechts gedreht. Der rechte Arm scheint in die Hüfte gestützt, während der linke offenbar einen Gegenstand umfaßt, der auf den Mann einzudringen scheint. Wegen einer Unebenheit im Stein ist das linke Bein kürzer als das rechte. Zwei weitere Zeichnungen auf dem Stein sind ebensowenig zu deuten wie das Attribut des Kreuzes. Auf dem Sockelstein handelt es sich offenbar um die Darstellung eines Geschehens, bei dem der Stifter, von einem Gegenstand getroffen, getötet wird. Das Kreuz ist plump gearbeitet und paßt zu der rohen Zeichnung. Der obere Kreuzbalken ist ausgebrochen. Manchmal wurde aus der unterschiedlichen Verwitterung von Kreuz und Sockelstein auf verschiedene Entstehungszeiten geschlossen. Hierbei muß man bedenken, daß der Sockelstein völlig unbearbeitet ist, während das Kreuz auch heute noch deutliche Spuren der Oberflächenbearbeitung aufweist. Sage: Ein lahmer Schneider, der auf den Almen bei Ober-Ostern wohnte, hatte für eine Frau in Hiltersklingen ein Leibchen gemacht. Er lieferte es ab und erhielt sein Geld. Auf dem Heimweg benutzte er eine Abkürzung durch den Fürther Centwald. Da ist auf einmal einer aus dem Wald gekommen und hat ihn totgeschlagen. Der Täter ist nie gefunden worden. Diese Sage ist durch das Bild auf dem Stein entstanden. In dem materialbedingt verkürzten linken Bein sieht der Volksmund die Verkrüppelung des Mannes und deutet zusätzlich die anderen Attribute als Schneidergeräte (Nadel und Zwirn). In den Kirchenbüchern von Güttersbach ist im Dreißigjährigen Krieg ein Mann namens Jeckel erwähnt, der den Beinamen 'Lahmer Schneider' führte. Daß die Erinnerungen an diesen Mann sich im Volke so lange gehalten hat, trotz des Aussterbens der gesamten Altbevölkerung des Marbachtales, ist unwahrscheinlich.' (Textkopie H. Riebeling, 1977)

Quellangaben: Lit.: 1. Heinrich Riebeling, Steinkreuze und Kreuzsteine in Hessen, Dossenheim/Heidelberg 1977, S. 190-191, Nr. 6319. 7, TK 6319 R 91220 H 01950, m. Foto (Kopie), daraus: 2. Bormuth, Heinz, Steinkreuze im Odenwald, in: Der Odenwald 17, 1970, Nr. 1, S. 19, 3. Bormuth, Heinz - Azzola, Friedrich Karl, Die figürliche Darstellung dreier Odenwälder Steinkreuze in denkmalkundlicher Sicht, Breuberg-Bund 1972, S. 55, 4. Bormuth, Heinz, Die alten Steinkreuze im Lkr. Bergstraße, Lkr. Bergstr. 1974, H. 7, S. 41-91, 5. Gehbauer, Karl - Reutter, Caroline, Der lahme Schneider, Chronik von Fürth i. Odenwald, Fürth 1970, 6. Hardes, Werner: Drei Odenwälder Bildsteine, in: Volk und Scholle, 1953, S. 30, 7. Hardes, Werner, Unbekannte Steinkreuze im Odenwald, in: Die Starkenburg 30, 1953, Nr. 6, 8. Hardes, Werner, Drei Odenwälder Bildsteine, in: Die Heimat, 1954, Nr. 5

Internet: 1. ...mein-herbst.de-(Betr. Mike Rupprecht)-Das Schneiderkreuz im Fürther Zentwald, m. Foto (Kopie)

Fürth i. Odenwald B: nördl. im Ort, vor Anwesen 'Am steinernen Kreuz Nr. 5', nahe des Abzweiges von der 'Erbacher Straße / B 38), Steinkreuz

Obertägige Maße: (aktuell nicht bekannt), Nachbildung (2010 errichtet, Quelle: ...suehnekreuz.de), einfaches, zeichenloses, aus drei Segmenten zusammengesetztes Steinkreuz lat. Form aus rotem Sandstein auf flachen Sockel (Verf.)

Ang. H. Riebeling, 1977: 'Eine Flur heißt 'Am Steinernen Kreuz'. Sage: Am Galgen zu Fürth hatte sich eine junge Dorfmagd erhängt, die ein Kind von dem Sohn ihres Dienstherrn erwartete. Als dieser später einmal durch die Wiesen unterhalb des Galgens ritt, erschien ihm plötzlich eine riesengroße Frau im weißen Gewande, schauerlich klagend, mit einem weinenden Kind. Da scheute das Pferd. Der Bauer stürzte und starb bald darauf. Seine Leute setzten ihm ein Kreuz, das längst verschwunden ist.' (Textkopie H. Riebeling, 1977)

Quellangaben: Lit.: 1. Heinrich Riebeling, Steinkreuze und Kreuzsteine in Hessen, Dossenheim/Heidelberg 1977, S. 189, Nr. 6318.5, daraus: 2. Bormuth, Heinz, Die alten Steinkreuze im Lkr. Bergstraße, Kr. Bergstr. 1974, H. 7, S. 41-91

verschollene Objekte:
Fürth i. Odenwald, OT Ellenbach,
Steinkreuz, Ang. H. Riebeling, 1977: 'Westlich vom Dorf an der sog. Spielmannseiche hat ein Steinkreuz gestanden. Seine Reste sind beim Bau der Brücke verwendet worden. Sage: Ein Spielmann soll hier erschlagen worden sein. Die Gegend um die Spielmannseiche ist verrufen, weil es dort spuke.' (Textkopie H. Riebeling, 1977) 

Quellangaben: Lit.: 1. H. Riebeling, 1977, S. 189, Nr. 6318.4, daraus: 2. Bormuth, Heinz, Die alten Steinkreuze im Lkr. Bergstraße, Kr. Bergstr. 1974, H. 7, S. 41-91, 3. Mösinger, Friedrich: Steinkreuze zwischen Rhein, Main und Neckar, in: Archiv für Hess. Geschichte und Altertumskunde, NF-XIX (1935), S. 49-98

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