Gossel, Ilm-Kreis, ca. 200 m vom nordöstl. Ortsrand südseitig an der Arnstädter Straße in Weggabel unter markanten Ahorn |
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A: westl., Obertägige Maße: Höhe 1,22 m, Br. 0,95, T. 0,22, das Steinkreuz lat. Form aus Kalkstein weist geringe Schafterweiterung auf und ist zeichenlos, B: Höhe 0,90 m, Br. 0,88, T. 0,21, das Steinkreuz aus Kalkstein ist bezüglich seiner Form als sog. Tatzenkreuz zu bezeichnen (Kopf, Arme u. Schaft nach außen verbreitert) Abschlag am Kopf, C: Höhe 1,08 m, Br. (0,55, Armlänge 0,23) T. 0,35, das durch Abschlag eines Armes verstümmelte Steinkreuz lat. Form aus Kalkstein besitzt einen vierkantigen Schaft mit quadratischen Grundriss; im Kreuzungsfeld einer Seite ein linear eingehauenes gleicharmiges Kreuz, die andere Seite zeigt vermutlich fragmenthafte Reste einer linear eingebrachten Zeichnung, drei waagerecht verlaufende Eintiefungen; westl. Arm im März 1980 von unbekannt abgeschlagen und wieder repariert (Verf.) |
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nach den Überlieferungen bzw. älteren Flurnamen s.u. sollen sich am Platze ursprünglich sieben Steinkreuze befunden haben, die sich nach Grabungen 1977 und im Mai 1981 auch bestätigten; man fand die mit Feldsteinen verfüllten Lochstellen drei weiterer Kreuz östl. der jetzigen Steinkreuzgruppe; das fehlende vierte Kreuz stand bis um 1830-50 an der Stelle des heutigen Baumes; noch 1891 ist die Bezeichnung ‘Bei den vier Kreuzchen’ nachweisbar; die West-Ost-Ausdehnung der gesamten Gruppe konnte aufgrund Grabungsergebnisse mit 13,80 m bestimmt werden (Quelle: Lit. F. Störzner, daraus: Mitt. H. Trutschel, Gossel, Grabungsprotokoll Museum für Ur- und Frühgeschichte Thüringens) |
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Flurnamen lauten: ‘bei den drei Kreuzen’ u. ‘An der Kreuzgelänge’ (Ackerlagen bei den Kreuzen liegend); 1679: ‘bey den 7 Creutzgen’, 1662: ‘bey den Vier Creutzen’ (Lit.: 1. F. Störzner, 2. Gemeinde Gossel) |
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die Steinkreuze werden mit einem sagenhaft überlieferten Kloster zu Gosseln in Verbindung gebracht, das etwa 300 Schritt entfernt lag, von dem keine Spuren mehr vorhanden sind; die Kreuze bezeichnen die Grabstellen von Nonnen des ehem. Klosters (Lit. Thiele); die Kreuze stehen für sieben erschlagene ‘Waller’ (Gemeinde Gossel) |
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Textauszug: ‘gegen Mitternacht liegt eine niedrige Mauer, welche fast drey Acker Pfarr- und Schulfeld in sich hält, und wird dieser Platz St. Niclaus genennet. Von Altersstund ein Nonnen-Closter auf selbigem. Hiervon auf die 300 Schritte ist ein Fleck Rasen, die sieben Creutze benahmt, deren nur noch viere stehen. Solche sollen herkommen von der ehmals allda gewesenen Wahlfahrth dieses Orths, da die Mannes Personen im Wirthshauße uneins worden, einander verfolget, und deren sieben erschlagen, wovon solche Creutze noch Zeugniß geben ...’ (v. Gleichenstein, 1729, aus Lit. F. Störzner) |
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die Denkmalgruppe befindet sich am früher viel frequentierten alten Höhenweg vom Thüringer Wald über das Gosseler Plateau, den markanten Höhenzug Ebanotte überwindend und weiter über die Alteburg nach Arnstadt; Steinwälle auf der Ebanotte lassen auf eine vorgeschichtliche Burgstelle schließen; der alte Handelsweg ist heute noch im Teilstück von Gossel nach Espenfeld erhalten, wobei der alte Wegverlauf direkt am Standort vom heutigen Fahrweg nach Espenfeld nach Osten abzweigt und über die Höhe des Ebanotte-Berges führt, dem Standort nachstehenden Kreuzes (Verf.) |
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Quellangaben: Lit.: 1. Frank Störzner, Steinkreuze in Thüringen, Katalog Bezirk Erfurt, Weimar 1984, S. 21-23, Nr. 24-26 m. Abb. 20-24, daraus: 2. H. B. v. Gleichenstein, 1728, 3. J. G. Brückner, Sammlung verschiedener Nachrichten, Gotha 1758, S. 86, 4. L. Bechstein, Sagenschatz und Sagenkreis des Thüringer Landes, 1837, S. 139-140, 5. A. Back, Sagenschatz des gothaischen Landes, Gotha 1875, S. 272, 6. P. Lehfeldt, Herzogthum Sachsen-Coburg und Gotha, Jena 1898, S. 158, 7. L. Gerbing, Die Flurnamen des Herzogstums Gotha, Jena 1910, S. 201, 8. R. Block, Alte Steinkreuze in Westhüringen, Eisenach 1926, S. 38, 9. H. J. Rausch, Der Frankenweg und die alten Steinkreuze in der Umgebung von Gossel, 1930b, Staatsarchiv Weimar, 10. K. Thiele, Steinkreuze - mittelalterl. Sühnezeichen, Ilmenau 1933, S. 160, 11. K. Mohring, Alte Steinkreuze in Thüringen, Erfurt 1934, S. 192 |
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Gossel, D: ca. 800 m nordöstl. der Steinkreuzgruppe westl. am Ebanotte Höhenzug, oberhalb des alten Wegverlaufes Gossel-Espenfeld (Verf.) |
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Obertägige Maße: Höhe 1,70 m, Br. 0,88, T. 0,40, das stattliche Steinkreuz aus Sandstein lat. Form wird ‘Zimmermannskreuz’ oder auch ‘Das Einzelne Kreuz’ genannt; neben einigen unwesentlichen Beschädigungen weist das Denkmal zahlreiche neuzeitliche Kritzeleien auf, sowie darunter auch Buchstaben der kyrillischen Schrift; Flurnamen lauten: ‘Dörnfeld’ oder ab 1640 ‘Beim Einzelnen Kreuz’ (Trutschel 1978c, aus Lit. F. Störzner) |
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nach Lit. H. B. v. Gleichenstein, 1729, liegt eine Überlieferung vor, die sich auf das Steinkreuz bezieht, jedoch nichts mit der Ursprünglichkeit zu tun hat: ‘Anno 1696 den 27. May ist Hanß Möller ein Zimmermann ... von Conrad Beckern ... unterm eintzelnen Creutz tödlich geschlagen und über Beckern hernach das Halsgericht gehalten worden’ (Lit. F. Störzner) |
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weitere Sagen berichten hier ist jemand erfroren, das Kreuz bezeichne einen Friedhof oder bis hierhin flüchtete der letzte erschlagene ‘Waller’ (s. Sage unter obiger Denkmalgruppe) wobei letztere Erzählform erst seit 1910 durch auswärtige Lehrer weitergegeben wurde (Trutschel 1978c aus Lit. F. Störzner) |
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Quellangaben: Lit.: 1. F. Störzner s.o. S. 23, Nr. 27 m. Abb. 20, daraus: 2. F. Wiegand, Materialsammlungen über Steinkreuze, Arnstadt 1934, 3. W. Wennig, Grau und verwittert stehen 14 Steinkreuze am Wege, Weimar 1939, 4. L. Wittmann, Alte Steinkreuze als Wahrzeichen mittelalterl. Klassenunterschiede, Dresden 1953, 5. E. Meiland, Steinkreuze und alte Überlieferungen aus dem Kreis Arnstadt, Erfurt 1956, 6. H. Köber, Die alten Steinkreuze u. Sühnesteine Thüringens, Erfurt 1960a, S. 32, 7. A. Blumenstein, Das Steinkreuz an der Ebanotte zwischen Gossel und Espenfeld, Weimar 1969, 8. H. Trutschel, Heimatmappe Gossel, Kreisarchiv Arnstadt 1978c, 9. P. Unger, Sagen und Überlieferungen zu Steinkreuzen im Kreis Arnstadt, Weimar 1982a, S. 48-52 |
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