standort heierweg pilgerweg

Worms (kreisfr.) OT Herrnsheim, nördl. Ortsrand, ca. 70 westl. der Einmündung ‘Am Untertor’ (K 6) in die ‘Emmrich-Joseph-Straße’ (L 439) am sog. ‘Heierweg’ u. ‘Pilgerweg’ (westl. nördl. Ende Schlosspark)

steinkreuz herrnsheim kopie lit. b. schnabel 1980
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Obertägige Maße: Höhe 0,80 m, Br. 0,88, T. 0,25, das parallelkantige Steinkreuz lat. Form aus hellem Sandstein (weiß gestrichen) weist armoberseitig sowie auf dem Scheitel Schleifspuren auf, die als Abwetzmale mittelalterlicher Hieb- oder Stichwaffen deutbar sind - ein standortspezifisches Merkmal von Flurdenkmälern an viel frequentierten Altstraßen; Rückseite, rechter Kreuzarm kleines linear eingetieftes Kreuz und über die gesamte Fläche ‘Schußspuren’ (Lit. B. Schnabel), könnte aber auch vom mittelalterlichen Brauchtum Steinmehl zu gewinnen herrühren, s. Einf.; das Kreuz steht im Bereich des alten Wegekreuzes westl. der Straße Herrnsheim-Osthofen, s. o. Foto (Verf.) 

Ang. Lit. B. Schnabel: Das Steinkreuz wurde am Pilgerpfad errichtet, der von Worms-Neuhausen kommend durchs Feld nach Herrnsheim bis zum sog. Mauergarten zog. Von hier nach Westen auf die Gaustraße durch den ganzen Ort und den Park bis zur sog. Aha (Westseite Park), dann links ab auf den Heierweg, Gutfrauenweg bis an den Rheinberg, wo noch die Gewann ‘Rheinberg am Pilgerpfad’ heißt. Von hier in nordwestlicher Richtung weiter auf Monzernheim zu (‘Vom Rhein’, Monatsblatt des Altertumsvereins der Stadt Worms, 3. Jg., Worms Februar 1904, S. 10). Nach einem Eintrag im Herrnsheimer Gewannbuch, das im Jahre 1629 angelegt wurde, besaß ‘Hannß Kircher 3 Viertel ackers bey den 2 Creuzen, geforcht naher Osthoffen hanns kurz, naher Hernßheim ein Scheidtweg’ (Stadtarchiv Worms, Gde. Archiv Worms-Herrnsheim, Abt. 40, Nr. 54, Gewannbuch 1629 ff., pag. 361). Möglicherweise bezieht sich dieser heute nicht mehr gebräuchliche Gewanname auf das noch vorhandene Mal (obiges Steinkreuz), da Otto Höfel neben ihm ‘in den Erdboden versunken’ noch einen breiten Stein feststellte, ‘der möglicherweise einen Kreuzrest darstellt’ (Otto Höfel, Die Steinkreuze Rheinhessens, in: Der Wormsgau Bd. 2, H. 4, Worms 1939, S. 269). Das Mal steht angeblich auf einem Russengrab aus dem Ersten Weltkrieg. 

der Pilgerweg geht im Grunde auf die alte ‘Heerstraße’ zurück, die das Wormser Gebiet etwa in Nord-Süd-Richtung durchzog (rechter Weg s. Foto); ca. 200 m nördl. des Standortes befindet sich die vom Weinhändler Mahler im Jahre 1900 errichtete St. Annakapelle (Verf.)

kopie lit. b. schnabel steinkreuz worms-neuhausen

verschollene Objekte:                             

1. Worms-Neuhausen, das Steinkreuz bei Worms-Neuhausen (s. Kopie): nach dem zweiten Weltkrieg verschwand im Stadtgebiet von Worms ein Steinkreuz, das nach der Beschreibung von Carl Villinger ‘auf der Südseite des eisernen Stegs, der in der Gemarkung Neuhausen ein Stück hinter der Denzenmühle über die Pfrimm führt, am Weg zwischen dem heutigen USA-Sportplatz und den gegenüberliegenden Schrebergärten (Carl Villinger: Das Kreuz an der Teufelsbrücke, in: Wonnegauer Heimatblätter, Beil. Wormser Zeitung-Allgem. Zeitung, 19. Jg., Nr. 4, Worms April 1974)

möglicherweise ist das Kreuz in einem undatierten Plan aus dem 18. Jh. eingezeichnet, der im Hess. Staatsarchiv Darmstadt aufbewahrt wird (Best. Karten und Pläne, P 1, Nr. 133b.); von daher stand es an dem ‘gemeinen Weg’, der von Neuhausen zur Wormser Landstraße, der heutigen B 9, zog und in unmittelbarer Nähe seines Standortes die Pfrimm durchquerte (nach einer Mitteilung im Monatsblatt des Altertumsvereines der Stadt Worms ‘Vom Rhein’, Februar 1904, S. 10, stand an der Stelle, wo der Pilgerpfad nordöstlich von Neuhausen durch die alte Pfrimm führte, ein Holzkreuz); nach C. Villinger war dieser Weg ein Teilstück des Pilgerpfades, der von Worms aus quer durch Rheinhessen bis Bingen führte; eine Sage erzählt von einem Kutscher, der hier beim Durchfahren der Pfrimm samt seinem Pferde ertrunken ist (s. C. Villinger); entgegen dieser Überlieferung des wohl im 17. Jh. errichteten Kreuzes ist aus der eingehauenen Inschrift, die jedoch bereits vor dem Verschwinden nur noch teilweise lesbar war, zu entnehmen, dass ein Reiter in der Pfrimm umgekommen ist:

‘...SA .../ TAG IST D ... / ...ELT EIN REISICHER / IN DISEM WASSER / ERDRVKE / DEM GOTT / GNAD A ‘

nach Lit. O. Höfel war das Kreuz 1 m hoch, 0,87 breit, 0,30 tief und bestand aus rotem Sandstein (Otto Höfel, Die Steinkreuze in Rheinhessen, in: Der Wormsgau, Bd. 2, H. 4, Worms 1939, S. 270)

2. Worms-Herrnsheim, das Steinkreuz an der B 9 in der Gemarkung Worms-Herrnsheim: im Zuge der Verbreiterung der B 9 im Jahre 1972 ging ein Steinkreuz aus, das O. Höfel wie folgt beschrieb: ‘Ein weiteres Kreuz in der Gemarkung Worms-Herrnsheim steht an der Landstraße von Worms nach Rheindürkheim, östlich dicht unterhalb der Straße nach dem Rhein zu auf der Höhe der Schießstände und der Firma F. Gottwein. Es ist ebenfalls aus Sandstein, 55 cm hoch, 77 cm breit und 18 cm dick. Es ist roh gearbeitet und bereits verwittert’ (Ang. um 1939); nach Auskunft von Herrn Gottwein steht das Kreuz noch an seinem alten Standort, doch wurde es vollkommen mit Erdreich zugeschüttet (Ang. Lit. B. Schnabel, 1980) (Verf. frei nach Lit. B. Schnabel)

Quellangaben: Lit.: 1. Berthold Schnabel-Friedrich Karl Azzola, ‘Die Steinkreuze Rheinhessens’, S. 116-117, Nr. 1.3 m. Abb. Nr. 7 (Kopie), versch. Steinkreuz Neuhausen, S. 205-206, Nr. 11.13 m. Abb. Nr. 52 aus Nachlass C. Villinger im Stadtarchiv Worms, versch. Steinkreuz Herrnsheim, S. 205, Nr. 11.12; Sonderdruck aus Alzeyer Geschichtsblätter Heft 15 (1980), S. 83-207, zugl. ‘Das Kleindenkmal’, wissensch. Schriftenreihe der AG Denkmalforschung e.V. Jahrg. (1983), Nr. 1, daraus: obige Ang., Internet: 1. ...wikipedia.org-wiki-Liste der Kulturdenkmäler in Worms-Herrnsheim: Wegekreuz, nördlich des Ortes am Abhang des Heierwegs, versunkenes Sandsteinkreuz, 2. St.-Anna-Kapelle, nördl. des Ortes am Heerweg, 1900, byzantinisierender Zentralbau mit Jugendstilanklängen, um 1900; Kreuzwegstation, kubischer Bau mit Kreuzdach, 3. ...worms.de-herrnsheimer-wege-natur-kultur

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