|
|
Paul Karl Johannes Hückstädt wurde am 30. 11. 1884 geboren; während der Kolonialzeit vor dem 1. Weltkrieg verbrachte er einige Zeit voller Enthusiasmus in Deutsch-Kamerun (Lit.: Kein Zurück nach Kamerun, von Frau Heidrun Hückstädt) als Kriegsversehrter kehrte er nach dem 1. Weltkrieg in seine Heimat zurück, worauf er als vorbildlich bekannter Förster am 1. April 1919 seinen Dienst im Uelitzer Revier antrat; in der schlechten Nachkriegszeit wurde wie vielerorts auch hier stark gewildert; H. war sehr erfahren im Umgang mit Wilderern, legte auch sein besonderes Augenmerk auf dieses Unwesen; durch sein energisches Auftreten stets mit schussbereitem Drilling war er sehr gefürchtet aber auch verhasst; bereits nach kurzer Zeit konnte er zwei Wilddiebe aus einem benachbarten Dorfe auf frischer Tat festnehmen; schnell wurde er den Wildererbanden der Umgebung lästig und man schwor ihm Rache; die Ermordung H. war eine der furchtbarsten Gewalttaten, die an Forstbeamten in Ausübung ihres Dienstes, verübt worden sind; hier offenbart sich leider jene dunkle Seite des menschlichen Wesens, die von Kaltblütigkeit, Herzlosigkeit bis hin zu Sadismus geprägt ist (Verf.) als die Todesnachricht im Dorfe umging sollen sich gewisse Kerle im Kruge zugeprostet haben; H. begab sich am 8. Juni, 1. Pfingstfeiertag, gegen 4 Uhr früh ins Revier auf Wildererstreife und wollte zu Mittag wieder im Forsthaus zurück sein; seine Frau wartete aber vergeblich und benachrichtigte sofort Vorgesetzte und Kollegen; eine ausgedehnte Suche im Revier blieb erfolglos, erst am nächsten Tag wurde der Vermisste tot im angrenzenden Revier eines Kollegen aufgefunden; den Kollegen bot sich ein schrecklicher Anblick, der Ermordete war übel zugerichtet, sein Hals fast völlig durchschnitten, Messerstiche in der Brust und schwere Kopfverletzungen durch Knüppelschläge; Drilling und Hut lag neben dem Toten, im Notizbuch waren die Namen Brandt und Kröger aus F. eingetragen, Personen, die es jedoch nach polizeilichen Ermittlungen nicht gab; dieser Umstand und der Tatort im Nachbarrevier ließ vermuten, dass H. die Wilderer festnahm und ihm falsche Angaben gemacht wurden, worauf er auf dem Weg zum Gemeindevorsteher von F. von den Festgenommenen überwältigt wurde; die Fahnder nahmen sofort Hausdurchsuchungen aller durch Wilderei bekannten Personen der umliegenden Orte vor und es gelang in mehreren Fällen Waffen und in Frage kommende Männer ausfindig zu machen, doch als Hauptverdächtige wurden die Brüder, der Eisenbahner Heinrich R. und der Arbeiter Rudolf R. festgenommen; im Hause fanden sich Waffen, mit Schweißspuren und Wildhaaren besetzte Kleidungsstücke und auch Zeugen bestätigten ihr Auftreten zur betreffenden Zeit in der Nähe des Waldes, wo das Verbrechen geschah; ein weiterer Verdächtiger X. sagte aus die beiden R. gaben ihm an am Tage des Mordes im Gebiet der Rastower Tannen Wild abtreiben zu wollen; die Beweislage war erdrückend, doch leugneten die Brüder R. den Mord an H.; das Schwurgericht verurteilte beide wegen Totschlags zu je zwölf Jahren Zuchthaus; nach einem Jahr der Haft ließ sich Rudolf R. am Heiligabend 1919 dem Haftrichter vorführen und gestand den Mord mit Hilfe seines Bruders begangen zu haben; am Tage zuvor hatte im Zuchthaus eine Leichenfeier für einen verstorbenen Gefangenen stattgefunden; nach seiner Schilderung begab sich folgendes: am Pfingstsonntag holten sie ihre in den Rastower Tannen versteckten Karabiner und begaben sich in das nahe gelegene eingegatterte Wildgehege um Rehe zu erlegen; erfolglos wollten sie an der an der Nordostseite den Zaun wieder übersteigen und wurden plötzlich von H. gestellt und festgenommen; er notierte sich ihre falsch angegeben Namen samt Wohnort Friedrichsmoor (ca. 1,5 St. östl.) und gab an sie dorthin zum Gemeindevorsteher zu bringen (unklar bleibt, warum H. nicht erwog die nahe gelegene Försterei seines Koll. aufzusuchen) H. ließ beide in kurzen Abständen zehn Schritt vorher laufen und als nach einer Viertelstunde die R. Tannen erreicht waren plante Rudolf R. die List für den Angriff auf den Beamten; durch langsameres Laufen verkürzte sich der Abstand und blitzartig drehte er sich herum und umklammerte mit beiden Armen den völlig überraschten H.; sein Bruder sprang hinzu, entriß ihm den Drilling und beide warfen H. zu Boden, worauf ihm R.R. sein Messer mehrfach in die Brust stieß und ihm mit den Worten: jetzt musst du sterben - darauf habe ich lange gewartet die Kehle völlig durchtrennte; als der Beamte röchelnd in den letzten Zuckungen lag traten beide mit ihren schweren Stiefeln gegen seinen Kopf und schlugen mit Knüppeln auf ihn ein; schnell flüchteten sie vom Ort der grausigen Tat, an dem später obiger Gedenkstein mit folgender Inschrift gesetzt wurde: ‘8.6.1919 starb durch Mörderhand in treuester Pflichterfüllung Stationsjäger Paul Hückstädt’ (Verf.) |
auf dem Uelitzer Friedhof findet sich noch heute das Grab von P. Hückstädt |
|||
Quellangaben: Bildquelle: H. Koritzki, Uelitz, 1. Gemeinde Rastow, 2. frei nach Lit. Otto Busdorf, Wilddieberei und Förstermorde, 1993, Verl. Neumann / Neudamm, mit Genehmigung des Verl. (Verf.) |
|||
c.2010 www.kreuzstein.eu |