franz kleinschmidt

Der Fall Franz Wilhelm Kleinschmidt ‘Der Schrecken der Tucheler Heide’

ehem. Westpreußen, Zeit des 1. Weltkrieges, unter deutschem Namen gehörte er der polnischen Minderheit an, Sohn eines Ziegeleibesitzers, von Beruf Dampfpflugmaschinist; seit Oktober 1916 fahnenflüchtig von einer Einheit in Thorn, trieb er sich wildernd und viele Verbrechen verübend in den weiten Wäldern Westpreußens, zwischen Konitz, Tuchel und Preuß. Stargard umher; dezimierte den Wildbestand völlig; legte zahlreiche Waldbrände; erschoss oder verwundete mehrere Förster und Zivilpersonen schwer, die im Walde gegen ihn auftraten oder Informationen über seinen Verbleib weitergaben; verschickte sogar Drohbriefe an Forstbeamte, die ihm bei seinen Räubereien hinderlich erschienen; Aug. 1916 Ermordung des Hilfsförster Weber, Oberförsterei Charlottenthal, während einer Beurlaubung vom Militärdienst mit 

einem Komplizen namens Sp.; daraufhin fahnenflüchtig, weil nach eigener, vertraulicher Mitteilung der Tat an einen Landsturmmann seiner Kompanie Ermittlungen eingeleitet wurden; W. wurde in der Nähe von gelegten Rehschlingen, wo er ansaß, im Unterholz tot aufgefunden; vier tiefe Messerstiche im Genick und mit Knüppeln erschlagen; Drilling und Kopfbedeckung fehlten; der festgestellte Komplize Sp. verstarb kurz darauf in einer Irrenanstalt; am 25. April 1917 traf der Hegemeister Kaiser bei Odry zufällig auf K. wobei es zu einem Kampf kam und K. gelang zu flüchten, als weitere Waldarbeiter in der Nähe zu Hilfe eilten; Kaiser erhielt einige Tage später einen mit Franz Kleinschmidt, Hauptmann der Wildererkompanie unterzeichneten Drohbrief auf sein Leben, doch blieb ihm dieses Schicksal wohl durch die ständige Nähe seiner Mitarbeiter erspart; der Haumeister Labotzki in der Oberförsterei Königsbruch, eingeteilt zum Forstschutz, wurde von K. bei einem zweiten, unvermuteten Zusammentreffen im Wald durch Beinschüsse schwer verletzt, wobei der Wilderer davon absah den am Boden liegenden Schwerverletzten zu töten; jener konnte sich zur nächsten Straße schleppen, wo er bewusstlos aufgefunden und in ein Krankenhaus gebracht wurde; im Juli 1917 Schusswechsel zwischen K. und dem Hilfsjäger Lange, Oberförsterei Jägerthal, wobei beide verwundet wurden; Ende August 1917, nachmittags, Zusammentreffen des Forstaufsehers Bechthold, Försterei Jatty, mit K. im Wald, wovon der Beamte seiner Frau zu Hause berichtete; einige Tage später wurde er nahe seines Ansitzes auf Schwarzwild, noch in der Nacht, von seiner Frau und zwei Helfern erschossen aufgefunden; Oktober 1917, K. trifft im Gebiet der Försterei Grünthal auf den Hegemeister Beisert und zwei seiner Jäger, die sich auf Wilddiebstreife befanden, konnte jedoch geistesgegenwärtig flüchten, als auf ihn geschossen wurde; Beisert erhielt Drohbriefe; ein Schmiedemeister, der den Beamten auf K. Verbleib Hinweise gab, wurde beim Stangenschneiden im Wald von K. überrascht und mit einem Knüppel halb totgeschlagen; der 60 Jahre alte Verwalter Hannemann eines an die Forsten angrenzenden Gutes fand verschiedene Rehaufbrüche in seinem Revier und traf plötzlich auf K., der mit schussbereiten Gewehr im Anschlag, mit einem erlegten Hasen, abzog; weinig später, am 16. Oktober 1917 nach 17.00 Uhr hörte die Frau des Gutsverwalters drei kurz hintereinander fallende Schüsse in der Nähe des vereinbarten Ortes, wo ihr Mann ansaß und abgeholt werden wollte; mehrmaliges Rufen in der bereits eingesetzten Dunkelheit blieb erfolglos, sowie auch die anschließende Suche mit schnell herbeigeholten, Laternen ausgerüsteten Hilfskräften; am nächsten Morgen wurde H. erschossen aufgefunden; nach diesem Verbrechen wurde K. wieder im Grünthaler Forst gespürt, wo er seinem Todfeind Beisert erneut entgegentrat; als der Hegemeister früh 7.00 Uhr mit seinem Kutscher ins Dorf fahren musste, stieg er vorsichtshalber an einer unübersichtlichen Dickung ab um sie zu Fuß zu umgehen; dem allein weiterfahrenden Kutscher trat plötzlich K. aus dem Unterholz entgegen und fragte nach Beisert, worauf er die Antwort erhielt er liege zu Hause krank im Bett; darauf hin schoss K. dem Pferd zweimal in den Hals, dass es tot zusammenbrach; nachdem Beisert die Schüsse hörend hinzu eilte war K. bereits verschwunden; im April 1918, entgegen dringender Ermahnungen nichts ohne seine Kommandojäger oder Waldarbeiter zu unternehmen, befand sich Beisert um die Mittagszeit von einem Arbeitsplatz zur Walddüngung auf dem Heimweg, wobei er nahe eines Baches bei Passage einer Fichtendickung von K. aufgelauert und erschossen wurde; trotz sofortiger Besetzung aller wichtigen Straßen und Waldwege durch alle verfügbaren Forst- und Polizeibeamte und vermeintlicher Quartiere konnte der Mörder nicht gefasst werden; K. verliess die Gegend und führte sein Unwesen in der weit entfernten Oberförsterei Laska weiter; als sich der Hegemeister v. Prabutzki mit seinem Sohn, einem Forstlehrling, am 15. April gegen Abend auf Wilddiebstreife befand, riß letzteren plötzlich eine Gewehrkugel Hut und einige Haare vom Kopf; tags darauf befand sich der Lehrling mit seinem Fahrrad auf dem Wege zur Oberförsterei, wo er von K. angehalten und bedroht wurde, nicht nochmal nach ihm zu suchen; K. verschwand aus der Gegend, da erhebliche Vestärkung zum Forst- und Jagdschutz eintraf und bildete sogar eine Bande, die in den Forsten verschiedener Förstereien ihr Unwesen trieb; so kam auch der Förster Coß zu Tode, der mit mehren Schüssen und Kolbenschlägen aufgefunden wurde; am 15. Aug. 5.00 früh hörte der Kommandojäger Vollmeyer, 2. Jägerbataillon, einen verdächtigen Schuss im Gebiet der Försterei Waldhaus; er pirschte sich in die Nähe und sah einen äußerst ungepflegten Mann in Försteruniform von einem Gestell absteigen, der ihm verdächtig vorkam; als jener nichts ahnend auf ihn zu kam sprang er aus seiner Deckung mit dem Befehl ‘Halt ! Gewehr weg !’ es folgte nochmal ‘Waffe fallenlassen ! - zehn Schritte zurück !’ nur zögernd kam der augenscheinliche Förster der Aufforderung nach; als Vollmeyer im Begriff war sich nach der Waffe zu bücken zog sein Gegner blitzschnell einen langen Dolch aus dem Stiefelschaft und stürzte mit lautem Gebrüll heran; V. schoss und zwei Schritte vor ihm brach der Wilderer Franz Kleinschmidt tödlich getroffen zusammen, der unter dem Beinamen Schrecken der Tucheler Heide in die Geschichte einging (Verf.)   

Quellangaben: 1. frei nach Lit. Otto Busdorf, Wilddieberei und Förstermorde, 1993, Verl. Neumann-Neudamm, mit Genehmigung des Verl.

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