standort blickrichtung norden

Dresden, OT Klotzsche, A: südsüdöstl. des alten Ortskernes, westseitig an der ‘Königsbrücker Straße’ (B 97), ca. 25 m südl. der Einmündung ‘Moritzburger Weg’, unmittelbar im Bereich der Stadtbahn-Haltestelle am Gehweg, Steinkreuz, Benennung: ‘Jonas-Kreuz’ (Heidekarte von 1560: ‘Steinen Kreutz’)

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Obertägige Maße: Höhe 0,55 m, Br. 0,67, T. 0,28, das tief im Boden stehende, arg ausgewitterte Steinkreuz aus Sandstein besitzt ursprünglich unterschiedliche *Kreuzarmlängen, wobei auch die Breite der gerundet abschliessenden Arme etwas voneinander abweicht; neben einer Vielzahl von kleineren Abschlägen sind beidseitig und auf dem Scheitel lochartige Vertiefungen zu erkennen, die als Abriebsmale deutbar sind, s. Einf. (Verf.); die Südseite (Foto links) zeigt Reste einer heute kaum mehr lesbaren eingerillten lat. Inschrift, die früher wie folgt gelesen wurde: ‘FIN (IS) MILIT (IS) IONAS DAN (IEL) 140 (2)’ (das Ende des Kriegsmannes Jonas Daniel); denkmalgeschützt seit dem 15. 9. 1972 (nach Lit. G. Müller-H. Quietzsch, 1977)

*Kreuzarmlängen: oft ist in einschlägiger Literatur zu lesen, dass unterschiedliche Längen der Kreuzarme das Resultat von Verstümmelung sei - wohl die naheliegenste Erklärung, doch hinsichtlich vieler Beispiele von Steinkreuzen mit unterschiedlich langen Kreuzarmen, die jedoch ohne erkennbare Beschädigung bzw. Nacharbeitung verkürzt enden, kann von einer so gewollten Steinmetzarbeit ausgegangen werden - in dieser Asymmetrie spiegelt sich der symbolische Ausdruck der Negation einer Untat bzw. des Täters wieder; genauso verhält es sich mit Steinkreuzen, die nachweislich im Schrägstand am ursprünglichen Standort aufgestellt wurden; Steinkreuze mit einem längeren Kreuzarm werden auch zuweilen in der Literatur mit einer richtungsweisenden Funktion in Verbindung gebracht (unterschiedl. Armlängen: SN-Gopplasgrün / BY-Oberpfalz-Lohnsitz; Schrägstand: SN-Theuma / NI-Wimmer) (Verf.)

die Überlieferung berichtet von einem Kriegslehnsmann namens Jonas Daniel, der 1402 im Verlauf der Dohna’schen Fehde Kinder nach Königsbrück in Sicherheit bringen wollte, doch vermutlich von Körbitzscher Reitern hier überfallen und getötet worden (nach. Lit. G. A. Kuhfahl, 1928)

G. A. Kuhfahl, 1928, erwähnt das Denkmal unter Steinkreuzen mit Inschriften, Einzelbuchstaben und Jahreszahlen in Sachsen und reicht nachstehende Überlieferung:

kopie g. a. kuhfahl 1928
hinweistafel in situ
kopie g. a. kuhfahl 1928

Ang. H. Torke, 1990:
Auch die Steinkreuze, die aus anderem Grund als dem der Totschlagssühne errichtet wurden, fanden am Ort des Geschehens und vorrangig an einem Weg ihre Aufstellung. Solches ist zu erkennen am Jonas-Kreuz in der Dresdner Heide und an Pallmens Stein wie auch an dem Mordkreuz bei Hellendorf. Das Kreuz, welches an der früheren Königsbrücker-, heute Otto-Buchwitz-Straße, südlich der Einmündung des Pillnitz-Moritzburger Weges steht, finden wir schon auf Oeders Karte an der 'Langebrück stras' angegeben. Bis um die Jahrhundertwende stand das alte und verwitterte Mal, 'Jonas Kreuz' genannt, einsam und abgeschieden an einem Waldweg, heute befindet es sich inmitten des großstädtischen Verkehrs. Die Bezeichnung Jonas-Kreuz stammt von der in den Stein gemeißelten Inschrift: 'FIN MILIT HONAS DAN'. Sie wird gedeutet als die Abkürzung für FINIS MILITIS IHONAS DANIEL, was soviel heißt wie 'Das Ende des Kriegers Jonas Daniel'. Auf die Sage vom Tod des Kriegers Jonas Daniel machte E. Widemann 1881 aufmerksam (E. Widemann, Ueber Steinkreuze und insbesondere das alte Steinkreuz bei Klotzscha, in: Über Berg und Tal, Nr. 9, 1881, S. 356-357). Danach hat in der Dohnaischen Fehde, kurz vor dem Fall des Schlosses Weesenstein, der Burggraf von Dohna zu nächtlicher Stunde seine beiden Kinder Wentzsch und Margaretha in Begleitung einiger zuverlässiger Knappen nach Königsbrück zu einer befreundeten Familie geschickt. Die Flüchtlinge gelangten unter Führung von Jonas Daniel glücklich bis an die Straße nach Königsbrück, als sie plötzlich aus dem Hinterhalt überfallen wurden. Jonas, auf die Rettung der Kinder bedacht, übergab diese einem Knappen mit dem Auftrag, die Straße eiligst weiter zu verfolgen. Er selbst stellte sich mit seinen Begleitern zum Kampfe, in welchem er erschlagen wurde. Später setzte man an die Stelle des mörderischen Überfalls ein Steinkreuz.    

Abb. 39: Das 'Steinen Kreutz' in der Dresdner Heide bei Klotzsche auf einer Karte von Humelius aus dem Jahre 1560 (Auszugsweise Nachzeichnung aus der im Staatsarchiv Dresden befindlichen Karte)

Horst Torke, Alte Steinkreuze zwischen Dresden, Pirna und Sächsischer Schweiz, Schriftenreihe des Stadtmuseums Pirna, H. 1 (2. überarb. Aufl.) Pirna 1990, Nr. 16, S. 18, 41, 47, 61 m. Abb. 39 (Kopie)

h. torke abb. 39
urheber g. mueller-h. quietzsch 1977

Quellangaben: Lit.: 1. G. A. Kuhfahl, Die alten Steinkreuze in Sachsen, Dresden 1928, Nr. 125, S. 129-130, 218 u. Nachtrag zum Heimatschutzbuch 1928 (1936), Nr. 60, daraus: (80) 2. Bergblumen 1887, Heft 11, S. 85 (Vereinsmitt. der Sektion Strehlen des Gebirgsvereins für die Sächs. Schweiz, 30 Kreuze der Dresdner Gegend einzeln beschrieben und abgebildet, Stand: Bücherei Sektion Dresden (Ang. 1928), 3. Moritz Herschel, Mordkreuze der Westlausitz, in: Über Berg und Thal, Bd. VII, 1902-1905, S. 172, 4. Heinrich Meschwitz, Geschichte der Dresdener Heide, Dresden 1911, S. 45

Lit.: 5. Gerhard Müller-Harald Quietzsch, Steinkreuze und Kreuzsteine in Sachsen, Berlin 1977, S. 134-135, Nr. 79 m. Abb. 98 (Koipe), daraus: 6. E. Widemann, Ueber Steinkreuze und insbesondere das alte Steinkreuz bei Klotzscha, in: Über Berg und Thal 1881, 4. Jg., Nr. 9, S. 356-357, 7. M. Eckhardt, Das Kreuz in der Heide bei Klotzscha, in: Bergblumen 1887, 2. Jg., Nr. 11, S. 85 m. Abb., 8. K. Helbig, Die Steinkreuze im Königreich Sachsen als Grenzzeichen, in: Mitt. des Vereins für Sächs. Volkskunde, 1905, 3. Bd., S. 381, 9. C. Reuter, Heidesagen 1932, S. 240, 10. Sächs. Tageblatt v. 3. 3. 1962

Internet: 1. Liste der Steinkreuze in Dresden: Hellerberg, Königsbrücker Straße/Moritzburger Weg, um 1402, Jonaskreuz in Erinnerung an Jonas Daniel, der an dieser Stelle erschlagen wurde, als er zwei Kinder verteidigen wollte.

steinkreuz klotzsche standort kirchhofmauer

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Klotzsche B: im alten Ortskern, ‘Altklotzsche’ (Straßenbezeichnung) Nr. 63a, bündig in der äußeren östl. Kirchhofmauer vermauert, im Winkel eines Garagen-Anbaues, Steinkreuz

Obertägige Maße: Höhe 1,05, Br. 0,60, T. (?), Steinkreuz lat. Form aus gelben Sandstein mit markanter Kopf- und Schafterweiterung, Arme geradlinig mit abgerundeten Ecken, einige lochartige Vertiefungen, die als Abriebsmale deutbar sind; das Denkmal wurde 2012 bei Bauarbeiten entdeckt (Verf.)

Dorfkirche Klotzsche

Quellangaben: Internet: 1. ...dresdner-stadtteile.de-Dorfkirche Klotzsche, 2. ...wikipedia.org-wiki- Liste der Steinkreuze in Dresden: Altklotzsche 63a, Steinkreuz an der Friedhofsmauer Altklotzsche

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