Ang. Lit. Horst Torke, 1990: Eine andere Chronik, die 1755 verfaßte 'Historie des Städtchens Köinigstein', gibt uns Kunde von einem Steinkreuz in Königstein. In der Beschreibung dieses Kreuzes spricht Pfarrer J. Gabriel Süße von einem 'Grabecreuz', wohl ohne damit dem Charakter der alten Steinkreuze gerecht zu werden. Er nennt 'das alte steinerne Einsiedler Grabecreuz, welches Creuz allem Vermuthen nach allda an demjenigen Orte des Einsiedelpusches, welcher in denen älteren Zeiten bis an die Brücke im Städtgen gegangen, gestanden ... Ob nicht auch dieser Einsiedler am Eingang seiner Waldung, ohnweit unserer Brücke, nach einiger Willkür begraben worden, und das steinerne Creuz, so unter des Böttgers Schuberts Hause stehet, und gemeiniglich Kriegszeiten zugeschrieben wird, annoch von seinem Grabe ein uraltes Merkmal sey, lässet man an seinem Ort gestellet seyn. Viele wollen zudem wissen, daß vor Alters dieses Creuz weiter vom Städtgen hinaus gestanden habe’ (J. G. Süße, Historie des Städtgen Königstein, Dresden 1755, S. 215-216). Nach dieser Beschreibung ist jedoch keine eindeutige Zuordnung zu einem der heute vorhandenen Steinkreuze gegeben. Es bleibt offen, ob damit das kleine, an der Ostseite der Königsteiner Stadtkirche stehende Steinkreuz oder das in Pfaffendorf befindliche gemeint war. Beide Kreuze sind erst in jüngerer Zeit auf ihren jetzigen Standort gebracht worden. Denkbar wäre auch das Pfarrer Süße ein drittes, nicht mehr vorhandenes Steinkreuz beschrieben hat. Das Pfaffendorfer Steinkreuz ist um 1900 'aus dem Felde gehoben und mit fehlenden rechten Arm an die von Königstein hinaufführende Straße gesetzt worden (2 Mordkreuze, in: Über Berg und Tal, Bd. 8, 1908, S. 300). In seiner Form würde es eher einem, wie Süße es nannte, 'Grabecreuz' entsprechen als das an der Königsteiner Kirche befindliche Steinkreuz. Letzteres hatte ein recht wechselvolles, bis jetzt noch nicht restlos aufgeklärtes Schicksal. Im Haus der Heimat in Freital befindet sich ein Aquarell von M. Eckardt, welches das Kreuz im September des Jahres 1892 an oder auf der Bielabrücke stehend zeigt, mit dem Vermerk, daß das Kreuz noch im selben Jahr abgebrochen wurde (siehe Abb. 21). Eigenartigerweise wird aber zum gleichen Zeitpunkt in der Zeitschrift 'Bergblumen' vom Jahr 1892 das Steinkreuz als an der Kirche stehend genannt (M. Eckardt, Die Mordkreuze in Waltersdorf, in: Bergblumen, 1892, Nr. 5, S. 35). Dann fehlt jede Nachricht bis 1927, in diesem Jahr fanden spielende Kinder das Steinkreuz am Ufer der Biela. (Textkopie)
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