standort kirchhof st. kilian luegde

Lügde, Kreis Lippe, A: St. Kilianskirche, vor dem Eingangsportal, ‘Scharfrichterkreuz’

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Grabkreuz aus rotem Sandstein des letzten Lügdener Scharfrichter Mathias Bröcker, geb. 12. 9. 1628 in Osnabrück, gest. 6. 1. 1691 in Lügde, Maße ab Sockel: Höhe 1 m, Br. 0,75, T. 0,25, das Denkmal setzt sich aus zwei Teilen unterschiedlichen Alters zusammen, das eigentliche Kreuz mit Korpus Christi und Dreipaß verzierten Enden, 14. Jh., ist rückseitig mit einer Steintafel gleicher Maße und Materials verankert, die folgende eingerillte interpunktierte Inschrift zeigt, wobei die Buchstaben des Wortes ‘E NT SCHL’ (ENTSCHLAFEN) in der dritten Zeile durch Leerzeichen getrennt sind: ‘... A .../ ALHIER:IST IN GOT / SELIG:E NT SCHL / AFEN:DER ERBA / HRE:MEISTER / MATHIAS:BRÖ / CKER:SCHARF / VND NACHRIC / HTER:ZV:LIDA / VND:BER / MVND / IST GE / BOREN ANNO 16Z8 / DEN 12. SEPT:IN OS / NABRIG:1691:DEN / 6. JANV:SELIG GE / STORBEN:SEINES / ALT:63:JA:W...D...’

Alhier ist in Got / selig entschl / afen der erba / hre Meister / Mathias Brö / cker Scharf / und Nachric /      hter zu Lida / und Ber / mund / ist ge / boren Anno 1628 / den 12. Sept. in Os / nabrig 1691 den / 6. Janu. selig ge / storben seines / Alt. 63 Ja. W... D ... (Lida=Lügde, Bermund=Pyrmont, Osnabrig=Osnabrück)

das ursprüngliche Kreuz gotischer Epoche soll nach nicht erwiesenen Überlieferungen bis zur Setzung und damit Umgestaltung als Grabkreuz in der Kirche als Altarkreuz gedient haben; hier wird auch die erhaltene sog. Scharfrichterbank  (Betbank) des letzten Scharfrichters zu Lügde gezeigt, ein stummer Zeitzeuge, der jedoch die isolierte gesellschaftliche Stellung jener Berufsgruppe im Mittelalter deutlich werden lässt; der Beruf des Scharfrichters wurde allgemein verachtet, galt als nicht ehrwürdig; die drei Köpfe mit Flügeln, oft als Engelsköpfe missgedeutet, stellen die zum Himmel emporsteigenden abgeschlagenen Häupter der durch den Scharfrichter Mathias Bröcker Gerichteten dar; die St. Kilianskirche geht in die Zeit der Sachsenkriege Karls des Großen zurück, der damalige König des fränkischen Reiches soll hier nach alten Quellen im Jahre 784 in der ‘Villa Luihidi’ (Lügde) Weihnachten gefeiert haben; in karolingischer Zeit entstand hier ein Vorgängerbau, ein einschiffiger Saalbau mit rechteckigen Chor und einem späteren nördlichen Anbau; dieser Bau bestand im Kern bis in das 12. Jahrhundert; um 1200 wurde die Kirche verlängert und im Westturm erhöht, in etwa die heutige Kilianskirche, eine romanische kreuzförmige Gewölbebasilika mit hohem Mittelschiff und niedrigen Seitenschiffen, einem Ostquerhaus, einem Chorquadrat und runden Absiden im Chor wie an den Ostwänden des Querhauses; die Kreuzgratgewölbe wurden nach Vorlage der Benediktinerklosterkirche zu Lippoldsberg an der Weser entworfen; der die Kirche umgebende Friedhof, eine der wohl ältesten Stätten dieser Art der Gegend, war auch Grablege bedeutender Persönlichkeiten, wie z. B. des Grafen Moritz von Pyrmont, der im Jahre 1494 in Lügde starb und als letzter des Schwalenberger Geschlechts mit Schild und Helm in der Kiliankirche beigesetzt wurde (Quelle: ...wikipedia.org-St. Kiliankirche Lügde)   

Das Kreuz des Henkes

Ouellangaben: Lit.: Internet: 1. ...ein-buch-lesen.de-Das Kreuz des Henkes, von Walter-Jörg Langbein, 2. ...luegde.de-Sehenswürdigkeiten

standort

Lügde B: ca. 1,5 km südl. des Ortes, Flur ‘Auf der Lied’, östl. der Straße Lügde-Elbrinxen, 200 m südöstl. des Abzweiges nach Schieder-Schwalenberg am erhöhten Waldrand der Hanglage, Kreuzstein

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Maße: Höhe ges. 1,40 m, ab Sockel H. 0,65, Br. 0,50, T. m. Relief 0,20, der oben gerundete, ausgewitterte Kreuzstein aus rötlichem Sandstein, randumlaufend beschädigt, zeigt beidseitig erhaben im kräftigen Relief ein breitbalkiges lat. Kreuz (12 cm) mit der eingehauenen Jahreszahl ‘1676’ wobei sich je Kreuzarm ein Zahlenpaar von der ursprünglichen über das gesamte Kreuz verteilten Inschrift erhalten hat; das Denkmal wurde 1960 renoviert, indem es auf ein zweiteiliges Postament mit neuer Inschrift gesetzt wurde: ‘Hier erschlug ein / Leibeigener am / 21. 7. 1676 / Graf Chr. Anton von Exter. / er ruht in der Kilianskirche / zu Lügde - renov. 1960’        

über die Ermordung Christoph Antons von Exter berichtet am 24. Juli 1676 der Subprior Florentius v. d. Velde an den Prior zu Corvey: ‘Ew. Hochw. kan ich per expressum dienstlich zu notificiren nicht entübrigt sein, welcher gestalt vorgestern in der Frühe der gute H. Christoph von Exter durch einen jämmerlichen Zufall vor Luiden dodt gefunden ist worden. Des vorigen Tags 21. huj hatte er zu Elbrinxen die Heur ausgeschrieben, wollte von dannen etwas spät in dem Abend mit übrigen Interessenten nacher Hause reiten. Wie er aber unter wegens von den anderen abreiten thut, vielleicht s.v. ein Abstandt zu thuen, gehen die übrigen in mittelst fort, vermeinend, er würde bald folgen oder aber durch einen anderen Nebenweg ihnen vorkommen sein. Da sie aber zu Hause kommen, finden sie ihn nicht Des anderen Tags frühe gehen sie hinaus, ihn zu suchen, da finden sie das Pferd vor der Stadt Tore grasend, ihn aber mitten im Wege todt liegend. Es wird sehr geargwohnt als ob er schelmscher Weise ermordet sein sollte. Indica non desunt, unde res suspicione non caret, de qua coram plura’ (lat.: es fehlen nicht die Anzeichen, die die Sache verdächtig machen, doch darüber mündlich mehr)                                      

am Nordeingang in der Kilianskirche zu Lügde steht die Grabplatte des Ermordeten; die Eintragung im Kirchenbuch lautet: ‘Er fiel in einen Hinterhalt und wurde erschlagen’ (Mitteilung von Ortsheimatpfleger Lehrer Hasse um 1963) die Witwe soll den Kreuzstein am Tatort haben errichten lassen; statt Graf muss es auf dem neuen Sockel Edelherr heißen; der Kreuzstein steht wenig oberhalb des ehemaligen Postweges, eine alte Wegverbindung Lügde-Elbrinxen (Verf.)

Quellangaben: Lit.: 1. Wilhelm Brockpähler, Steinkreuz und Kreuzsteine in Westfalen, Münster 1963, S. 65-66, 147, daraus: 2. Hans Viebrock, Kreuzsteine in Niedersachsen, 1909, S. 432, 3. Staatsarchiv Münster, Corveyer Lehen Nr. 200, S. 17 (mit Brief der Witwe an den Prior von Corvey als Lehnsherrn der Familie, S. 113)

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