standort klingenholz fichtenbuschstrasse

Üchtelhausen, OT Madenhausen, Lkr. Schweinfurt, südl. vom Ort im Klingenholz, nördl. der ‘Fichtenbuschstraße’, Gedenkkreuz Johann Friedrich, Wirt aus Madenhausen

steinkreuz madenhausen
andere seite kopie lit. schweinf. mainleite 1998 schweinf. mainleite 1998

Obertägige Maße: Höhe 0,66 m, Br. 0,54, T. 0,16, das breitflächige Steinkreuz aus grau-grünem Sandstein ist durch Verlust des Kopfbalkens beschädigt, wobei die obige erste Zeile mit der Jahreszahl kaum mehr zweifelsfrei lesbar ist; das Kreuz besitzt kleine gerundete Armwinkelstützen sowie einen fast bis auf Armbreite markant ausgerundeten Schaft, der in einen an den Seiten abgerundeten Basisblock übergeht; hier ist ein reparierter Bruch sichtbar (Verf.)

Aufsatz von Karl Friedlein, 1998, ‘Meuchelmörderischer weis Erschossen’, Ein Rätselhaftes Gedenkkreuz bei Madenhausen

Im Klingenholz bei Madenhausen steht unweit der Staatsstraße ein Gedenkkreuz. Das aus Sandstein gearbeitete Kreuz ist oben sehr stark verwittert. deshalb ist die erste Zeile, in der sich die Jahreszahl befindet, nur noch schlecht zu erkennen. Der Madenhäuser Lehrer, August Emrich, schildert uns den Stein bereits 1930 in diesem Zustand (Handschriftl. Mitt. zur Flurnamenforschung, 1930). Mit etwas Phantasie sind lediglich die beiden ersten Ziffern der Jahreszahl zu entschlüsseln. Die Worte darunter sind jedoch gut lesbar:

                                 17 ad .. / am 27. aug. ist allhier Joha... / friedrich. wirth zu Madenha. / meuschelmör / derischer / weis Erschossen / worden

(in deutscher Kurrentschrift verfasst, Verf.)

Wem galt das Kreuz ?

Bewohner von Madenhausen erzählen noch von dem Mord: Der Wirt hätte einen Bullen verkauft, so sagt man im Dorf. Er hätte aber wider Erwarten, weil er mit dem Verkaufserlös Schulden bezahlt habe, das Geld nicht mit sich geführt. In welchem Jahr der Mord geschehen ist, ist auch in Madenhausen unbekannt. Die Schrift ist alt. Sie könnte bereits in der Renaissance verwendet worden sein. Das Verbrechen geschah jedoch in der ersten Hälfte des 18. Jh. Die Kirchengemeinde Madenhausen gehörte bis zum Jahre 1961 zur Pfarrei Maßbach. Dort ist im Pfarrbuch Ehen - Taufen - Tote 1675 bis 1760 unter dem Jahr 1735 zu lesen: ‘Johann Friedrich von Uttlingen (?) Wirth zu Madenhausen gehet auf Befehl nach Schweinfurt, nach Verrichtung seiner Geschäfte gehet er um 12 Uhr wieder nach Hause. Unterwegs kommt ein Streicher gesell zu ihm, der mit ihm gehet bis Klingenholtz eine Viertelstunde von Madenhausen in solche Holtz hat dieser Gottlos Mensch ihn erschossen, d. 31 August, ist er funden, gerichtlich aufgehoben und von scheinfurt aus ... d. 1 7 br. beg(raben), wurde 42 Jahre, 9 Monate und 4 Tage. Gott verhüte dergleichen’ (Pfarrei Maßbach, Ehen - Taufen - Tote 1675 - 1760)

Friedrich wurde also am 27. August 1735 erschossen, am 31. aufgefunden und am 1. September 1735 beerdigt. Im ‘Trauregister Zell Weipoltshausen’ findet sich unter dem Jahr 1736 folgender Eintrag: Joh. Mart. Geiß, Johann Melch. Geißens, Inwohner in Weipoltshaus. ehel. Sohn und Anna Doroth. Friedrich, weyl. Joh. Friedrichs, gewesener Wirts in Madenhausen hinterl. Wittwe hielten den 20 Nov. ihren Hochzeitl. Ehrentag und wurden nach 3. mahl. proclamation und gehalt. Hochzeits Predigt öffentl. copuliert zu Weipoltshs’ (Pfarrbuch Zell - Weipoltshausen 1580 - 1782). Das Ehepaar lebte in Weipoltshausen. Eine Tochter wurde am 13. Mai 1738 geboren. Anna Dorothea Geiß starb am 23. 12. 1767. Sie wurde 68 Jahre , 1 Monat und 5 Tage alt. Sie war also zum Zeitpunkt ihrer zweiten Heirat 37 Jahre alt. 

Standort des Kreuzes

Unter der Voraussetzung, daß das Kreuz am Tatort aufgestellt wurde, ergeben sich auch dazu einige Rätsel. Der Ermordete mußte also nach Schweinfurt. Der direkte Weg nach Schweinfurt  war in dieser Zeit die alte Straße, der Weg, den auch der Schwedenkönig Gustav Adolf benutzte, als er am 2. Oktober 1631 nach seiner Übernachtung in Madenhausen nach Schweinfurt zog. Die alte Straße Königshofen - Stadtlauringen - Madenhausen - Schweinfurt führte in Nord - Südrichtung durch Madenhausen, dann durch den westlichen Zipfel des Klingenholzes, dann am Rande des Klingenholzes entlang, vorbei am Hoppachsgrund (also am Standort der Wüstung Hobbach) zum Ostrand der Haselstaude und von dort zur heutigen Staatsstraße (Hans Peter Schäfer, Die Entwicklung des Straßennetzes im Raum Schweinfurt bis zur Mitte des 19. Jh. , Würzburg 1976). Letzteres bestätigt uns das Sühnekreuz vom 30. März 1601, das ca. 100 m nordwestlich der Abfahrt nach Üchtelhausen steht (sog. Steinkreuz ‘Drei Jungfern’, seit April 2012 vermutl. durch Diebstahl ausgegangen, Verf.). Der Tatort ist also fast einen Kilometer vom damaligen Hauptweg entfernt. Die Vizinalstraße - die Vorläuferin der heutigen Staatsstraße 2280 - wurde erst 1823 erbaut. Es ist also entgegen ersten Vermutungen nicht möglich, daß Friedrich auf einer Abkürzung von dieser Straße seinen Wohnort zu erreichen versuchte. Der Pfad, an dem das Kreuz stand, wird auf einer alten Flurkarte als der Hesselbacher Fußpfad bezeichnet. War Friedrich also vorher in Hesselbach ? Wir werden es nie erfahren. Der Gedenkstein wurde 1996 im Auftrag der Gemeinde Üchtelhausen vom Üchtelhäuser Bildhauer Peter Vollert renoviert. Bei dieser Gelegenheit erhielt er einen neuen Standort. Er wurde am großen, zum Fichtenbusch führenden waldweg aufgestellt. Am ursprünglichen Standort wurde ein Muschelkalkstein angebracht. Ich bedanke mich bei unserem Vorsitzenden, Herrn Böhm, daß er mein Interesse für diesen Stein geweckt hat.

Quellangaben: Lit.: 1. Karl Friedlein, ‘Meuchelmörderischer weis Erschossen’, Ein Rätselhaftes Gedenkkreuz bei Madenhausen, in: ‘Schweinfurter Mainleite’, Nr. 2, Juni 1998, S. 25-27 m. Abb. (Kopie), Herausgeber u. Verleger Historischer Verein Schweinfurt e. V., daraus: obige Quellangaben

Internet: 1. ...wikipedia.org-wiki-Liste der Baudenkmäler in Üchtelhausen, OT Madenhausen: Klingenholz, südlich des Ortes im Klingenholz, neben dem Hohlweg nördlich der Fichtenbuschstraße, Sühnekreuz, Auf halbrundem Sockel, mit Inschrift, Sandstein, Mitte 18. Jh. Nr. D-6-78-186-44

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