standort lakenstrasse

Holzminden, OT Neuhaus i. Solling, Lkr. Holzminden, A: Staatsforst Neuhaus (gemeindefreies Gebiet) ca. 800 m westl. der Straße Uslar-Dassel am Forstweg, der in Richtung Westen zum Lakenteich zieht (gleichnamiges ausgegangenes Forsthaus, ausgesch. Wanderweg) ‘Bartram Gedenkstein’

bartram gedenkstein
detail inschrift

Maße: Höhe 1,30 m, Br. u. 0,30, T. 0,30, der obeliskenförmige Gedenkstein aus Sandstein auf Postament bezeichnet die Stelle eines Todesfalles durch Selbstverschulden, Inschrift: ‘Förster / Bartram / + / 3. 8. 1904

1902 hatte Förster Bartram den neu geschaffenen Schutzbezirk im Forstrevier Donnershagen übernommen und wohnte in Eschershausen bei Uslar; um den Anforderungen seines Dienstes im neuen Schutzbezirk gerecht zu werden, plante die Verwaltung in Hildesheim hier ein neues Forstgehöft zu errichten, doch zu einem Umzug Bartrams kam es nicht mehr; im Jahre 1904 bekam die heutige Lakenstraße eine wassergebundene, feste Decke, wobei Bartram die Bauarbeiten beaufsichtigte; beim Einschlämmen der Straße mit herbeigeschafften wassergefüllten Jauchefässern bemerkte der Förster, dass sich der Pflock eines Fasses gelockert hatte; um ein Auslaufen des Wassers zu verhindern ergriff er sein Gewehr am Lauf, da in der Eile kein Werkzeug vorhanden war, und schlug mit dem Kolben auf den Pflock, dabei löste sich der tödliche Schuss (Verf. frei nach Lit. O. Ruhlender, 2010)

Quellangaben: Lit.: 1. Dr. Klaus Merker, Niedersächsische Landesforsten, Raus ins Grüne, Braunschweig 2009, S. 58, 2. Otfried Ruhlender, Denksteine, Denkmäler und Kreuzsteine im Solling, 3. Aufl. Neuhaus/S. 1985, S. 28-29 m. Abb. (nach Auskunft Forstamtmann Fredrich Schwerdtfeger, Neuhaus), 3. Otfried Ruhlender, Denksteine im Solling, 5. Aufl. Holzminden 2010, S. 12, Nr. 1.2 m. Abb., daraus: 4. Hannes Blieschies, In den Sollingwäldern, Holzminden 2007, S. 31f. 

standort diebesbusch

Neuhaus i. Solling B: Staatsforst Neuhaus (gemeindefreies Gebiet) ca. 1,5 km westl. des Abzweiges nach Abbecke von Straße Dassel-Uslar (L 548, nördl. der Lakenstraße bzw. -bach) ca. 12 m nördl. des Forstweges bzw. Wanderweges Abbecke-Lakenteich X14, Waldabteilung Diebesbusch, Distrikt 24, ‘Diebesstein’

diebesstein andere seite detail hinweistafel

Obertägige Maße: Höhe 0,48 m, Br. 0,33, T. 0,15, der ‘Diebesstein’ genannte Kreuzstein aus rotem Sandstein steht derzeit etwa an höchster Stelle des Wanderweges Abbecke-Lakenteich, ursprünglich jedoch ‘beinahe im Mittelpunkt des Jagen 24’ (Ang. Lit. W. Müller-E. H. Baumann, 1988), ca. 350 m nördl. des derzeitigen Platzes; durch Abbruch des oberen Drittels der etwa rechteckigen Steinplatte ist nur noch der Rest eines eingetieften lat. Kreuzes zu erkennen, sowie auf der anderen Seite die eingetiefte Inschrift:

‘...DIEB / HANNREI / N HOLT / DOD GESCHO / SEN’

Angaben Lit. O. Ruhlender, 2010: der Diebesstein ist erst in jüngster Zeit am derzeitigen Platz aufgestellt worden, zuvor mehr als 250 Jahre lang ca. 400 m entfernt an schwer auffindbarer Stelle im Diebesbusch, die authentische Örtlichkeit ist kaum mehr zu finden; diese Bezeichnung der Waldflur ist bereits im Forstbereitungsprotokoll von 1735 vermerkt (Diebes Busch); die Inschrift von laienhafter Hand gibt Rätsel auf, soweit sie noch vollständig ist; aus einem Aufsatz des Heimatforschers Heinrich Jüttner gehen interessante Hintergründe der Geschichte hervor (Sollinger Heimatblätter, Nr. 8 / 1931: ‘Bei dem Diebesbusch steht auf der Karte Top. LA. 1764/86 zur Erklärung: Ort, wo Abst. anno 1757 der Wilddieb Reinhold erschossen. Der Stein zur Erinnerung daran befindet sich im Distrikt 24’; damit wurde der Familienname und das Todesjahr bekannt, ‘Abst’ klärte sich zu ‘Albertustag’ auf (Albertus Magnus starb am 15. November 1280 zu Köln); ‘HANN’ lässt auf den Vornamen Johann schliessen, damit dürfte die Inschrift sinngemäß lauten: ‘Hier wurde am 15. November 1757 der Wilddieb Johann Reinhold erschossen’ (vermutl. war die Bezeichnung der Waldflur namensgebend für den Kreuzstein, Verf.)

weitere wichtige Angaben reicht Gerhard Brodhage aus Allershausen als Resultat seiner familiengeschichtlichen Forschungen, denn der genannte Reinhold(t) sei ein Mitglied bzw. Vorfahre seiner Familie; seine Väter erzählten immer wieder, dass der Wilddieb Johann Reinhold(t) zu Unrecht erschossen worden sei; an jenem Tage befand er sich nicht auf verbotener Jagd, sondern besuchte seine Braut in Dinkelhausen, worauf er in der Nacht auf dem Heimwege nach Sievershausen erschossen wurde; die Förster stellten ihm schon lange nach, konnten ihn aber beim Wildern nie fassen; seither vermutete die Familie Brodhage, dass er in einen Hinterhalt der Förster geriet und dabei erschossen wurde; die Sievershäuser Kirchenbücher belegen die Heirat von Ilse Margaretha Reinhold, Sievershausen, und Daniel Brodhage, Denkiehausen, am 18. Oktober 1727; Margaretha hatte noch einen Bruder, nämlich den Wilddieb Johann Reinhold; der Mord wurde nie aufgeklärt, Verwandte und Freunde hatten immer die Forstleute im Verdacht; weil sich das Geschehnis in der Zeit des Siebenjährigen Krieges zutrug (1757-1763) kamen auch für die ermittelnden Beamten marodierende Soldaten in Frage (Verf. frei nach Lit. O. Ruhlender, 2010)

die geschichtlichen Aspekte der Familie Brodhage klingen glaubhaft, doch hinsichtlich des ursprünglichen Standortes des Diebessteines inmitten der Waldflur Diebesbusch, stellt sich die Frage: was wollte der Wilddieb hier auf dem angeblichen Heimwege, weitab des Weges über den Lakenberg oder auch Viereichenberg nach Sievershausen ? (wenn man eine Marschrichtung in etwa Lakenteich - Diebesbusch - Abbeke - Sievershausen voraussetzt, Verf.) 

Quellangaben: Lit.: 1. Werner Müller-E. H. Baumann, Kreuzsteine und Steinkreuze in Niedersachsen, Bremen und Hamburg, Hameln 1988, S. 219, Nr. 4223.3, daraus: 2. Otfried Ruhlender, Denksteine und Denkmäler im Solling, 2. Aufl., Holzminden 1978, S. 48-49                                

3. Otfried Ruhlender, Denksteine, Denkmäler und Kreuzsteine im Solling, 3. Aufl. Neuhaus/S. 1985, S. 78-79 m. Abb., 4. O. Ruhlender (+), Denksteine im Solling, 5. Aufl. Holzminden 2010, S. 94-95, Nr. 2.2 m. Abb. (mündl. Ang. von G. Brodhage, Allershausen), daraus: 5. Detlef Creydt, Begegnungen auf Leben und Tod - Förster und Wilderer im Solling, Holzminden 2010, S. 52, 6. Heinrich Jüttner, Die Forstortsnamen der Oberförsterei Neuhaus, in: Sollinger Heimatblätter, Nr. 8, 1931, S. 53-55,              7. Hinweistafel vor Ort

draufsicht bredenstein staatsforst fuerstenberg dreiaemterstein ahle
standort bredenstein

Neuhaus i. Solling C: (Staatsforst Fürstenberg, gemeindefreies Gebiet) ca. 3 km südl. des Ortes, 250 m westl. des Abzweiges der Straße nach Winnefeld / Derental von der B 497, nordseitig des Brömsenborn-Bach (Bach am Derentaler Weg, westl. Zufluss der Ahle) am Stamm einer alten Eiche, (250 m südl. der Ahle-Quelle im Bruch der Derentaler Wiesen, erreichbar über Feldweg, der 150 m nach dem Abzweig nach Winnefeld nach Norden führt), ‘Bredenstein’

Maße: Höhe 0,40 m, Br. 0,95, T. 0,70 (Darstellung: 0,40-0,38), der beschädigte Sandsteinblock zeigt auf seiner Oberseite linear eingetieft das bekannte Schema des ‘Mühlespiels’, drei ineinander gesetzte Quadrate, die an jeder Seite eine Querverbindung zum inneren Quadrat aufweisen, wobei sich in dessen Zentrum eine muldenartige Vertiefung befindet; auf der Krabbeschen Sollingkarte von 1603 ist dieser Stein als ‘Bredenstein’ (breiter Stein) eingetragen und das südl. gelegene Gelände als ‘Bredensteinisch Bruch’ benannt; bereits in einer Grenzverhandlung von 1581 zwischen den Herzögen Julius, Wolfenbüttel, und Erich, Calenberg, wird der ‘Breitensteins Grund’ erwähnt; von diesem ehem. Grenzverlauf im Ahlebruch zeugen die sog. Ämtersteine, z. B. nahe des Bredensteines der Dreiämterstein mit den Initialen ‘A N’, Amt Nienover, und ein weiterer in der Nähe mit ‘K H’, Königreich Hannover, freilich gesetzt in verschiedenen Epochen (Verf.)  

neben der unbewiesenen Deutung von Prof. N. Rikus, Höxter, - der Bredenstein ist ein megalithischer Kultstein und Teil einer steinzeitlichen Kalenderanlage - möchte zunächst das Naheliegende, die Darstellung des Mühlespiels, beleuchtet werden; dieses Spiel ist seit der Bronzezeit nachgewiesen, war bei den Römern sehr beliebt sowie auch seit dem frühen Mittelalter in Mitteleuropa; die Zeichnung wurde eben garade dort eingebracht, wo man spielen wollte, das konnten Tischplatten, Fußdielen (Göttinger Rathaus), Steintreppen bis hin zu Steinblöcken in freier Natur sein; markante Beispiele dafür sind der Felsburgstall Teufelsstein in den Haßbergen, der Römerstein St. Martin (Völkermarkt, Österreich), sogar am Achener Königsthron im Dom usw.; ob am Bredenstein Viehhirten oder vorbeiziehende Angehörige des nahegelegenen Klosters Hethi (Vorgängerbau Corvey) Mühle spielten wird wohl unbeantwortet bleiben

Prof. N. Rikus, Höxter, deutet den genordet ausgerichteten Bredenstein, samt der in der Nähe befindlichen unregelmäßig umherliegenden Steinen, als das System eines komplizierten Steinkreises, von dessen Mitte aus die Sonnenauf- und Untergänge durch Steine oder Steinreihen anvisiert wurden (s. Link unter Silberborn, Hackelbergstein)

der Bredenstein wurde in den 70-ziger Jahren von einem ‘Verehrer’ gestohlen, welcher ihn mit einem Radlader in seinen Vorgarten zur Dekoration verbrachte, doch Polizeikommisar Fritz Noack, Fohlenplacken, entdeckte den Diebstahl und bald darauf kam der Stein wieder an seinen Platz unter der alten Eiche

Quellangaben: Lit.: 1. O. Ruhlender, 1985, S. 196-198 m. Abb. u. Lagaplan, daraus: 2. N. Rikus, Die Bedeutung des Bredensteins im Solling, Artikel im TAH v. 15. 6. 1979;  3. O. Ruhlender (+), 2010, S. 202-203, Nr. 5.1 Bredenstein, m. Abb. u. Lagaplan, Krabbesche Sollingkarte 1603; Internet: 1. ...roemerfreunde-weser.info-spuren-vorchristlicher-kulte-im-weserraum-(ca.-20-mb).pdf) von Dipl.-Ing. Prof. Norbert Rikus, Höxter, Der Bredenstein

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