steinkreuz pfeddersheim andere seite
standort

Worms (kreisfr.), OT Pfeddersheim, ca. 750 m vom südl. Ortsrand am Ende des ‘Heppenheimer Weg’ auf der Höhe, 25 m nördl. der B 47a (Heppenheimer Weg aus dem Ort folgen) ‘Heppenheimer Kreuz / Heiliges Kreuz’

Höhe ges. 3,10 m, Kreuz 2,60 m, Br. 1,25, T. 0,33, das Steinkreuz lat. Form aus Rotsandstein auf zweistufigem Postament weist eine reparierte, durch Eisenklammer gesicherte Bruchstelle unterhalb der Kreuzarme auf und zeigt im Kreuzungsfeld der Nordseite die kaum noch erkennbare eingerillte Jahreszahl ‘1557’; nach den Überlieferungen wurde das Kreuz zur Erinnerung an die Schlacht bei Pfeddersheim, am 24. Juni 1525, errichtet, in der das Heer der Kurfürsten Ludwig V. von der Pfalz und Richard von Trier die pfälzischen Bauern vernichtend schlug; zwei andere Versionen berichten es stünde über dem Massengrab der getöten Bauern bzw. über dem Grab eines Heerführers, der hier in der Schlacht gefallen war (Verf. nach Lit. B. Schnabel)  

das Denkmal ist jedoch wesentlich älter, denn es wird am 4. April 1443, als ein Peter Sengel ‘einen halbin morgin wingarts am Heppenheimer wege nahir dem heiligen creucz’ als Pfand gab, erstmals erwähnt (Daniel Bonin, Urkundenbuch der früheren Reichsstadt Pfeddersheim, Frankfurt 1911, S. 267, Zeilen 5-7, Urkunde vom 14. Februar 1457); eine weitere Erwähnung im Pfeddersheimer Bed- oder Steuerregister aus 1521 lautet: (Besitz eines Jacob Wyttolf) ‘Item ein Halben morgen vff Hinder pfeln by dem Hayligenn Kreuz’ (Stadtarchiv Worms, Gde. Archiv Pfeddersheim, Abt. 49, Nr. 33, fol. 48v.); in der Flur ‘Hinter Peel’ steht das Kreuz noch heute (Verf. nach Lit. B. Schnabel)

das ‘Heilige Kreuz’ könnte nach Vermutungen von Wilhelm Alter, Pfeddersheim, sogar im Zuge der Schlacht 1525 teilweise beschädigt worden sein, denn die Jahreszahl 1557 weise das Teilstück über der Bruchstelle (Kopf, Arme u. 23 cm Schaftteil) als Wiederherstellung jenen Jahres aus; ob hierbei ein Zusammenhang mit dem Religionsgespräch bestand, das im gleichen Jahre in Pfeddersheim zwischen Vertretern der Wiedertäufer und evangelischen Theologen  aus Heidelberg stattfand, ist nicht belegbar (Wilhelm Alter, 1200 jährige Pfeddersheimer Geschichte, Pfeddersheim 1954, S. 46)

nach Lit. Ernst Wörner, Kunstdenkmäler im Großherzogthum Hessen, Prov. Rheinhessen, Kr. Worms, Darmstadt 1887, S. 125) muss das Kreuz gegen Ende des 19. Jh. umgestürzt gewesen und später wieder neu aufgerichtet worden sein; in unmittelbarer Nähe fand ein Dr. Köhler aus Worms am Ende des 19. Jh. schwere Fundamentblöcke und ein Skelett

im Mai 1938, unter Leitung von Dr. Friedrich Maria Illert, wurde das Gelände archäologisch untersucht, dabei wurden um das Kreuzes obige Fundamente freigelegt und eingemessen; sie umzogen das Kreuz, teils ausgebrochen und direkt unter dem Kreuz ein Fußboden aus Sandsteinplatten, ein Befund der den Schluss zulässt, dass das viel ältere Kreuz erst jüngeren Datums hier aufgestellt und damit unwesentlich im Bereich versetzt wurde; zu einer geanaueren Auswertung aller Funde (Scherben von Rillentöpfen, ein Nürnberger Golddukat von 1543 usw.) samt Veröffentlichung kam es durch den Kriegsausbruch nicht, worauf auch bei den Luftangriffen 1945 alle Unterlagen ausgingen (Verf. nach B. Schnabel)

kopie lit. b. schnabel aus 1938
hinweistafel in situ
detail jahreszahl

das Bürgermeisteramt Pfeddersheim erwähnt im Jahre 1882 in einem Fragebogen, zur Grundlage der Erfassung der Kunstdenkmäler im Großherzogtum Hessen, dass sich das Kreuz an einer Stelle erhebe ‘wo früher eine Kapelle gestanden’; auch Peter Harer erwähnt in seiner Beschreibung der Schlacht bei Pfeddersheim vom 24. Juni 1525 ‘ein Kirchlein’ auf der Höhe südl. der Pfrimm, bei welchem 150 pfälzische Reiter Stellung bezogen (Günter Franz, Peter Hares Wahrhafte und gründliche Beschreibung des Bauernkrieges, Kaiserslautern 1936, S. 97)

ein weiterer Aspekt für den Standort über der angeblichen Kapelle ist der, dass nach einer mittelalterlichen Order am Standort des Altars eines ausgegangenen Gotteshauses ein steinernes Kreuz gesetzt werden musste - dafür bot sich vermutlich das in Nähe befindliche ‘Heilige Kreuz’ oder auch ‘Heppenheimer Kreuz’ an (Verf.)

die neue Straße nach Worms-Monsheim, der heutige Autobahnzubringer B 47a, an der nur wenige Schritte nördl. das Kreuz steht, ist ein Verkehrsweg, der bis in römische Zeit zurückgeht; er führte über Obersülzen und Kleinbockenheim weiter nach Osten über die Haardt bis Kaiserslautern; vor dem Ausbau schnitt der Heppenheimer Weg diese Altstraße auf dem Kamm des Bergzuges, der das Pfrimmtal vom Eisbachtal schied, heute endet er an der Nordseite; von daher wird das Kreuz auch ‘Heppenheimer Kreuz’ genannt (Verf. nach B. Schnabel)

Geschichte: Heppenheimer Kreuz (...wikipedia.org-wiki-Heppenheimer Kreuz)

Quellangaben: Lit.: 1. Berthold Schnabel-Friedrich Karl Azzola, ‘Die Steinkreuze Rheinhessens’, S. 152-155, Nr. 7.1 m. Abb. Nr. 33/34 (Kopie), Sonderdruck aus Alzeyer Geschichtsblätter Heft 15 (1980), S. 83-207, zugl. ‘Das Kleindenkmal’, wissensch. Schriftenreihe der AG Denkmalforschung e.V. Jahrg. (1983), Nr. 1, daraus obige Ang.; Internet: 1. ...wikipedia.org-wiki-Heppenheimer Kreuz, daraus: 2. ...regionalgeschichte.net-rheinhessen- pfeddersheim-heppenheimer kreuz

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