standort kirchweg

Schongau, OT Raisting, Lkr. Weilheim-Schongau, A: Kirchweg, außen vor der südöstl. Friedhofsmauer, ‘Pestkreuz’                                                                

steinkreuz raisting andere seite
detail hinweistafel

Obertägige Maße: Höhe 1,43 m, Br. 0,78, T. 0,24, das Steinkreuz aus Tuffstein wächst aus einem geradlinig gearbeiteten Schaft heraus und besitzt leicht nach außen verbreiterte Arme, Kopf und Schaft und neigt damit zur Tatzenkreuzform; im Kreuzungsfeld der Ansichtsseite eine von der Gde. Raisting 1982 angebrachte Bronzetafel mit der Inschrift: ‘PESTKREUZ / VOM / 30 JÄHRIGEN KRIEG’

diese Deutung ist in Frage zu stellen, denn in Deutsche Gaue, Sonderheft IV, 1904 wird über ein Raistinger Steinkreuz nämlich folgendes berichtet: Raisting (BA. Landsberg), am östl. Ortsende an einem Kapellchen, früher unweit davon freistehend. Beim Versetzen zeigte sich die ganze Höhe mit 173 cm, 74 cm breit, 20 cm dick. Unter dem Stein lag ein langes Messer (Mordwerkzeug?); 1904 erscheint in der Katholik, Zeitschrift für katholische Wissenschaft und kirchliches Leben nochmals ein ähnlicher Artikel, ebenso 1908 in Deutsche Gaue, Band IX. Die Standortbeschreibung am östl. Ortsende an einem Kapellchen verweist auf das Friedhofskreuz; dort war nämlich früher, wenn man Sölb außer acht lässt, das östliche Ortsende von Raisting; auch die Größenangaben deuten auf das Friedhofskreuz, denn das Armseel-Kreuz, s.u., hat andere Ausmaße, etwa 0,75 m hoch, 0,53 m breit und 0,18 m tief; entweder bezieht sich also der Messerfundbericht auf das Friedhofskreuz oder man hat unter beiden Sühnekreuzen ein Messer gefunden; das Kreuz am Kirchenweg steht seit 1982 östlich des Friedhofeinganges; zuvor war es, wie es auch der Bericht von 1904 aufzeigt, unmittelbar neben der Kapelle am Kirchenweg; hinsichtlich der angeblichen Pestkreuzdeutung schreibt der Mitbegründer des Heimatvereines Dießen a. Ammersee (17. 2. 1924) Dr. Bruno Schweizer in Lech-Isar-Land, 1928: Dies ist wahrscheinlich schon deshalb nicht richtig, da man unter ihm ein langes Messer fand. Dies ist ein untrügliches Zeichen dafür, daß dort ein Raubmord verübt worden ist; außerdem ist das Kreuz schon im Grundbuch v. 1554 genannt; unter anderem wird ein Acker, der in der Nähe des heutigen Friedhofs war, folgendermaßen beschrieben: Mer 1 halbe Juchart ligt pey dem + (= Kreuz) stosst an pfarrer; das Kreuz erwähnt im übrigen auch Pfarrer Kaiser, als er in seinem Herz-Jesu-Büchlein schreibt, dass man früher am Neujahrstag eine Prozession dorthin machte (Quelle: Gde. Raisting, Ortschronist A. Tafertshofer) die Bezeichnung Pestkreuz (17. Jh.) erklärt sich vielleicht daraus, dass das viel ältere Steinkreuz für die Bezeichnung eines Pestfriedhofes jener Zeit verwendet wurde, der sich etwa in der Nähe befand (Verf.)   

Quellangaben: Lit.: 1. Liste der Baudenkmäler in Raisting, Steinkreuz, Kirchenweg, Tuff, wohl 16. Jh. beim südl. Friedhofstor, Nr. D-1-90-144-9, 2. Gde. Raisting, Ortschronist A. Tafertshofer

standort rothbad

B: ca. 1,5 km nordöstl. des Ortes am Ammerweg, Flur Rothbad, am nördl. Rand des Hochwasserrückhaltebeckens

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Obertägige Maße: Höhe 1,45 m, Br. 0,72, T. 0,21, das in seiner Form mit Objekt A vergleichbare Steinkreuz aus Tuffstein steht seit 2009 nördl. des 2007 geschaffenen Rückhaltebeckens; ab 1985 befand es sich im Ort am Hartweg, ggü. der Einmündung Wiesenweg; das Denkmal wurde im Jahre 1978 östl. der Rott nahe der Ertlmühle im Erdreich entdeckt; letztliche Versetzung machte sich nötig, da das Grundstück am Hartweg verkauft wurde mit der Forderung des Käufers das Kreuz zu entfernen; man wählte den heutigen Platz um den viel frequentierten Rad- und Wanderweg durch ein besonderes Kleinod zu bereichern (Quelle: Gde. Raisting, Ortschronist A. Tafertshofer)

Quellangaben: Lit.: 1. Gde. Raisting, Ortschronist A. Tafertshofer

standort soelberstrasse

C: Gmkg. Sölb, nördl. Ortsrand, im Winkel Sölberstaße-Gartenweg, im Gebüsch, ‘Arm-Seel-Kreuz’

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detail hinweistafel

Obertägige Maße: Höhe ges. 1,20 m (0,75) Br. 0,53, T. 0,20, das Steinkreuz aus Tuffstein, ebenfalls vergleichbarer Form wobei die Kreuzarmlänge der Schaftbreite entspricht, ist auf einem Betonsockel verankert; vorderseitig eine hinweisende Bronzetafel angebracht; das Kreuz an der Sölber Straße wurde 1982 dorthin versetzt; zuvor stand es in der Flur Arme Seel, die schon 1443 erwähnt ist (Armbseil, Därmbsäul); diese Bezeichnung geht wohl auf eine Mordtat zurück zu dessen Sühne ein Tuffsteinkreuz aufgestellt wurde, wobei der Name allein schon die Entstehungsgeschichte des Kreuzes anspricht; aber auch in der Flur Arme Seel wechselte es zumindest einmal den Platz; laut Karte von 1851 stand es damals bei Flur Nr. 488, etwa dort, wo heute nördl. vom Wohnhaus Rothbad 4 die Rott fließt (nördl. vom Ort, nahe Diessener Str.); mit der Ammermooskultivierung (Abschluss 1925) erhielt die Rott ein neues Bett, das Armseel-Kreuz fand etwa 300 m östlich der Eisenbahnunterführung (Sölben) seinen neuen Platz und 1982 an den heutigen Standort versetzt; Dr. B. Schweizer, befasst sich in zwei Veröffentlichungen mit dem Kreuz, das erste Mal im Lech-Isar-Land vom Juni 1928, ab S. 86, das 2. Mal in seinem Flurnamenbuch 1957; hier schreibt er, dass das Steinkreuz bis zur Ammermoosentwässerung 1925 auf einen 1810 zu HNr. 70 (Remigibauer) gehörigen Grundstück am Fußweg von Sölb nach Dießen stand. Unter diesem Kreuz wurde nach Angabe des H. Kölbl, Ra., ein Messer (jetzt Taubenturmmuseum Di.) und Geld gefunden; der von Schweizer beschriebene Standort entspricht in etwa dem von der Karte von 1851; doch beim beschriebenen Messerfund liegt vielleicht eine Verwechslung vor

verschollenes Kreuz: nach einem Bericht in der Zeitschrift Deutsche Gaue von 1904 stand in der Raistinger Flur noch ein viertes Kreuz: 36. Raisting (BA. Landsberg), 25 Min. nordwestlich, am Burggraben, an einem Wiesenrand, Querbalken und obere Längenbalkenhälfte abgebrochen und abgegangen. Am Sockel unklar, weil halb mit abgebrochen: 1616, deutlich aber: RWEV DEN 16 DECEMBER; die Zeitschrift Katholik, schreibt, ebenfalls 1904: … Der vierte und größte bei Raisting, südwestlich vom Ammersee war 173 cm hoch, 74 cm breit, 30 cm dick. ... Ein Kreuzstein bei Raisting läßt undeutlich die Zahl 1616, darunter aber deutlich die Inschrift "R W E V Den 16 December" erkennen; da es 1904  Der vierte heißt, kann dieses Kreuz nicht, wie man zeitweise annahm, mit dem bei der Ertlmühle gefundenen identisch sein; auch die Größenangaben stimmen nicht überein; am meisten zu denken gibt aber die Inschrift R W E V Den 16 December mit der wahrscheinlichen Jahreszahl 1616; es wird vermutet, dass eventuell ein Sühnekreuz zu einem Grenzstein umfunktioniert wurde (Gde. Raisting) - ein gelegentlich anzutreffender überregionaler Sachverhalt jener Zeit, doch widerspricht dem die eingebrachte Datumsangabe, die eigentlich auf Grenzsteinen nicht üblich war

in einem Protokoll von 1806 wird ein Grenzstein in der Nähe des Burggraben beschrieben: Markstein mit F F Z D und der Jahreszahl 1617 (FFZD = Ferdinand Freiherr Zu Dörring); die Bedeutung von RWEV beim Burggraben-Kreuz (D. Gaue, 1904) bleibt noch zu klären; für die Deutung als Grenzstein spricht auch, dass sich das Kreuz am Burggraben befand, der ja eine markante Grenze war, ganz besonders bis 1643, als er die Grenze der törringischen Hofmark Raisting und dem Kloster Dießen bildete (Gde. Raisting); nicht selten wurden aber auch gerade Sühnekreuze unmitt elbar auf Grenzen gesetzt, da die vorangegangenen Tatorte im Sinne der Nichtverantwortlichkeit des jeweiligen Hoheitsgebietes nach dorthin verlegt wurden, s. Einf.

Quellangaben: Lit.: 1. Liste der Baudenkmäler in Raisting, Sölber Straße, Tuffkreuz, Bez. 1633, am Ortsausg. Sölb nach Dießen a. Ammersee, 2. Gde. Raisting, Ortschronik, Archivar u. Ortschronist A. Tafertshofer, aus Lit. s.o.

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