Ranis, Saale-Orla-Kreis, im Ort, südöstl. unterhalb der Burg Ranis, am Südrand des Aufganges von der Altstadt zur Burg nahe der *‘Ilsenhöhle’, Flur: ‘Schlossberg’, Benennung: ‘Gerichtsstein’ |
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Maße: Höhe ges. 2,0 m, Br. Säule 0,25, T. 0,25, oberer Sockelquader 0,32, 0,37, 0,37, mittig 0,28, 0,54, 0,54, unten 0,65, 0,67, 0,62, das auf Felsgestein gegründete Denkmal aus Zechsteinkalk besteht aus einem dreiteilig gestuftem Postament, das eine Säule mit quadratischem Querschnitt und 4-6 cm starker Kantenfasung trägt; diese Steinsäule soll angeblich der verbliebene Schaft eines einstigen Steinkreuzes gewesen sein; die Nordseite der Säule, zur Burg hin, zeigt eine linear eingetiefte Waage mit zwei Waagschalen (H. 0,26, Br. 0,13), darunter ‘18...’, weitere Kritzeleien wie Buchstaben und Zahlen nachträglich zugefügt; nach Mitt. von R. Künstler, Saalfeld, wurde der sog. ‘Gerichtsstein’ mehrfach neu aufgestellt, zuletzt zwischen 1964 und 1967 (Verf. frei nach Lit. F. Störzner, 1988) |
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Lit. R. Drechsel, 1934: ‘Ein verfolgter Ritter soll vom Burghof aus mit seinem Roß über die Mauer hinabgesprengt sein und habe dabei seinen Tod gefunden. Auch habe man hier einen Ritter ohne Kopf über die Mauer reiten sehen. Weiter wird der Stein mit dem auf der Burg hingerichteten Ritter von Etzdorf in Verbindung gebracht’; Lit. K. Schache, 1981: ‘Zeichen (Gerichtsstein, Verf.) für die Gerichtsbarkeit, die die Burgherren innehatten’, Lit. DKO, 1978 (s.u.), möglicherweise im Zusammenhang mit dem Besitzerwechsel 1571; Lit. A. Auerbach, 1930: nachweislich seit 1383 befand sich die Burg Ranis im Besitz der Familie von Beulwitz und ab der 2. Hälfte des 16. Jh. wurden die Herren von Etzdorf (sächsisch-thür. Adelsgeschlecht) ihre Eigner (Lit. R. Drechsel, K. Schache, DKO aus Lit. F. Störzner, 1988, A. Auerbach aus Lit. A. Blöthner, Sagenhafte Wanderungen im Saale-Orla-Kreis, Bd. IV, S. 292); ein Gemälde des Malers Fechner um 1830 zeigt den Gerichtsstein in lateinischer Kreuzform, das Bild gilt jedoch seit 1945 als verschollen, Kopien sind nicht bekannt (Mitt. K. Schache, Pößneck aus. Lit. F. Störzner, 1988) |
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die Sage eines Ritters, der über Burgmauern oder von hohen Felsen zu seiner Rettung bzw. in den Tod sprengt, dürfte eine sog. Wandersage sein, die auf den tief versponnenen alten deutschen Sagenschatz zurückgeht; vermutlich scheinen auch namentliche Sagengestalten in den zahlreichen Märchen und Geschichten weitergereicht worden sein - Friedrich Gottschalck erzählt in seinen ‘Deutschen Volksmärchen’ von einem Ritter Hans von Etzdorf auf Burg Lichtenstein bei Osterode am Harz, der nach dem Raub einer Nonne aus dem Kloster Katlenburg, auf der Flucht vor den Rittern der Umgebung, in seiner Verzweiflung vom Katzenfelsen bei Osterode samt Roß in den Höllenpfuhl, in den Tod sprengte (Quelle: Lit.: Friedrich Gottschalck, Deutsche Volksmärchen, Bd. 1, Leipzig 1846, S. 42-52, Baumgärtners Verl.); tatsächlich, merkwürdigerweise, ist in der Chronik des Klosters Katlenburg ein ‘Überfall aus Thüringen’ im Jahre 1392 verbürgt; auch der Raubritter Eppelein von Gailingen soll angeblich im 14. Jh. bei seiner Flucht aus Nürnberg über die Burgmauer samt Graben gesprengt sein (Quelle: ...wikipedia.org-wiki-Eppelein von Gailingen); s. auch Rubrik Sühnekreuz-Niedersachsen-Ohr (Verf.) |
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*Ilsenhöhle: die Ilsenhöhle am Fuße des Burgberges Ranis, heute teilweise verschüttet, ist nach der Sagengestalt ‘Drude Ilsa’ benannt - Geschichte von Ilsa und ihrer goldenen Herde - eine der schönsten Sagen der Region; die Höhle, in der eisenzeitliche Keramik gefunden wurde, soll auf eine altgermanische Kultstätte zurückgehen (Quelle: Lit.: A. Blöthner, Sagenhafte Wanderungen im Saale-Orla-Kreis, Bd. IV, S. 36); von daher könnte der Standort des Gerichtssteines ganz in der Nähe eine weitere Beziehung erlangen (Verf.) |
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Quellangaben: Lit.: 1. Alexander Blöthner, Sagenhafte Wanderungen im Saale-Orla-Kreis, Bd. IV, Schlösser, Burgen, Rittergüter ..., Demand-Verl. 2016, daraus: 2. August Witzschel, Der Denkstein von Ranis, in: Sagen aus Thüringen, Wien 1866, 3. Friedrich Gottschalck, Deutsche Volksmärchen, Bd. 1, Leipzig 1846 //; 4. Frank Störzner, Steinkreuze in Thüringen, Katalog Bezirke Gera-Suhl, Weimar 1988, S. 46-47, Nr. 71 m. Abb. 88 (Kopie), daraus: 5. A. Keilitz, Sagenschatz des Kreises Ziegenrück, Pößneck 1912, S. 24, 6. R. Drechsel, Sagen und alte Geschichten aus dem Orlagau, Wernburg 1934, S. 79, 7. R. Funke, Postmeilensäulen, Denk- und Grenzsteine, in: Die Heimat im Bild, Beil. Pößnecker Zeitung 16, Pößneck 1944, 7. Mai, S. 10 m. Abb., 8. H. Deubler-R. Künstler-G. Ost (DKO), Steinerne Flurdenkmale in Ostthüringen, Gera 1978, S. 32/74, 9. K. Schache, Burg Ranis, Beschr. u. Geschichte, Ranis 1981, S. 29 |
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Internet: 1. ...commons.wikipedia.org-wiki-Foto Gerichtsstein, Autor: Huuuuh (Kopie) |
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