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urheber: gernot schuell-robert zuber

Rothenfels, Lkr. Main-Spessart, südl. des Ortes ostseitig am 'Hafenlohrer Weg' (Ortsverbindungsstraße Bergrothenfels-Hafenlohr), wenige Schritte im Wald, Flur: 'Am Roten Rain' (günstig erreichbar: der ortsauswärts führende 'Hafenlohrer Weg' erreicht ca. 700 m nach dem letzten Anwesen den Bereich des Standortes, links, wenige Schritte über einen Pfad im Wald bzw. aus Richtung Hafenlohr ca. 350 nach dem Reitplatz, rechts), Gedenkstein, Benennung: 'Wildererstein' / 'Dem Lange Michel sein Kreuz' 

Obertägige Maße: (aktuell nicht bekannt), ursprünglich ein Steinkreuz in der Art eines Sühnekreuzes mit eingerillter Inschrift über den Querbalken, angeblich vom Rothenfelser Steinhauer David Weber: 'Hier fand auf Allerseelen seinen unglücklichen Tod Michael Lang, Bürger und Gerbermeister von Rothenfels, 62 Jahre alt, R.I.P. 1844'; später wurden dem Kreuz beide Arme abgeschlagen; der verbliebene Rest befand sich etwa noch bis 1977 liegend vor Ort, verschwand aber später gänzlich; aus jenem Jahr stammt das heutige Denkmal in Form eines modernen Kreuzes auf Initiative von Dr. Schleicher, Rothenfels, geschaffen vom Steinmetzmeister Wilhelm Hofmann (Verf. frei nach Bildstöcke in Windheim im Hafenlohrtal v. Enst A. Englert, 1979)

Inschrift: 'HIER WURDE / AN ALLERSEELEN 1844 / DER EHRSAME BÜRGER / UND GERBERMEISTER / MICHEL LANG / AUS ROTHENFELS / AUF DER JAGD / ERSCHOSSEN. / 'WANDERER, / BETE EIN VATERUNSER / FÜR SEINE / ARME SEELE' Rückseite: 'ERNEUERT / VON DR: SCHLEICHER / 1975'

geschichtl. Hintergrund:
Der Rothenfelser Gerbermeister Michael Lang war nicht nur ein leidenschaftlicher Jäger, sondern auch ein ganz hervorragender Schütze. In jener Zeit stand das Jagdrecht für die umliegenden Orte dem Fürsten zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg zu, und die Jagden wurden vom fürstlichen Forstamt, das damals noch in Bergrothenfels seinen Sitz hatte, an einzelne Jäger oder Jagdkonsortien verpachtet, bis schließlich 1848 das Jagdrecht an die Gemeinden überging. Michael Lang war ursprünglich Mitpächter des Jagdbogens Mainberg, wurde aber bei Neuverpachtung der Jagd aus der Jagdgemeinschaft ausgeschlossen. Vielleicht hatte er den andern Jagdgenossen zu gut geschossen. Einige herrschaftliche Jäger übten nun die Jagd aus. An Allerseelen 1844 wurde Michael Lang am "Roten Rain" erschossen aufgefunden. Nach Notizen in der Rothenfelser Pfarrchronik hatte Michael Lang gewildert, wurde von vier fürstlichen Jägern dabei ertappt und in der Dämmerung erschossen. Ein Gewehr aber hatte man nicht bei ihm gefunden. Über das tragische Geschehnis hat man nichts Genaues erfahren, und auch eine gerichtliche Untersuchung brachte keine Aufklärung des Todes von Lang. Der blieb ungeklärt, vielleicht auch ungesühnt. In der Rothenfelser Pfarrchronik findet sich die Notiz, dass das Löwensteinische Herrschaftsgericht Rothenfels Untersuchungen über die Erschießung Langs anstellte, die aber zu keinem Ergebnis führten. Es findet sich dort auch ein Eintrag "der, den die Volkesstimme meinte, erschoss sich selbst". Im Hafenlohrer Pfarrbuch lautet ein Eintrag: "Am 3. November 1869 erschoss sich der herrschaftliche Jäger Willibald Kuhn". Laut mündlicher Überlieferung soll dem unglücklichen Jäger, der im Forsthaus Hubertus bei Windheim wohnte, sein Todesschuss auf einen unbewaffneten Mann wohl so viel seelischen Kummer bereitet haben, dass er mit seinem Leben nicht mehr zurecht kam. Er wählte genau 25 Jahre nach diesem tragischen Geschehen, im Jahr 1869, den Freitod. Sein Tod wurde als Jagdunfall hingestellt, die Leute der Umgebung aber sahen das anders und gaben ihre Meinung, der Jäger Kuhn habe den Wilderer Lang auf seinem Gewissen, an die Nachkommen weiter. Danach hat der herrschaftliche Jäger auf seinem Todeslager seinem Sohn den Auftrag gegeben, an der Bahnbrücke von „Hubertus" einen Bildstock mit der schmerzhaften Muttergottes aufstellen zu lassen. Dies geschah 1870. Diesen Bildstock, also eine Art Sühne-Bildstock, zerschossen im Jahr 1945 amerikanische Wachtposten, die draußen an der Bahnbrücke lagen, aus Langeweile. Etwa um 1954 grub in der Nähe der Stelle „Am Lange Michel sei'm Kreuz" Liborius Riedel aus Hafenlohr einen Kirschwildling aus, dessen Wurzeln über eine Steinplatte gewachsen waren. Er kippte die Steinplatte mit einer Reuthaue um und fand darunter ein Wilderergewehr, einen Vorderlader, der nach Gutachten von Gewehrfachleuten vor damals etwa einhundert Jahren in Gebrauch war. Es war so eingerichtet, dass der Schaft - er war vermodert - zum Abschrauben war, also ein zerlegbares Wilderergewehr. Höchstwahrscheinlich handelte es sich bei dem Fund um das Gewehr von Michel Lang handelte. Vielleicht fühlte sich der Wilderer so bedrängt, dass er es in dem sicheren Versteck unter der Steinplatte verbarg. Deshalb fand der Todesschütze am Allerseelentag 1844 kein Gewehr bei dem erschossenen Michel Lang. Wenn der Besitzer ein anderer gewesen wäre, hätte er dieses sicher nicht in dem Versteck gelassen. Liborius Riedel schenkte seinen  Fund dem damaligen fürstlichen Revierförster Heribert Friedel, einem versierten Waffensammler, der im Forsthaus Neue Diana im Hafenlohrtal wohnte. Nach dem Tod von Friedel kam das Gewehr in ein Museum in Frankfurt. Die Witwe des Erschossenen heiratete einen Dr. Schleicher, Bezirksarzt in Gemünden. Dieser heiratete später ein von ihm angenommenes Mädchen. Von diesem Paar stammt der auf dem neuen Gedenkstein genannte Dr. Schleicher ab (Textquelle: Ernst Dürr, Steinmark, frei nach Dokumentation Bildstöcke Hafenlohr, Auszug: Dem Lange Michel sein Kreuz)

quelle: gernot schuell- robert zuber
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Quellangaben: Lit.: 1. Dokumentation Bildstöcke Hafenlohr, Auszug: 'Dem Lange Michel sein Kreuz', Texte: E. A. Englert, Windheim, Marianne Riedel, Hafenlohr, Robert Zuber, Bergrothenfels, Baudenkmalliste Bayern, Ausarbeitung: Gernot Schüll, Hafenlohr, Sept. 2009, Bildquelle: Gernot Schüll-Robert Zuber: 1 Foto oben mittig, 2 Fotos unten vor 1977; Ernst Dürr, 2 aktuelle Fotos Vorderseite und Rückseite

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