standort
tetzelstein sambleben andere seite
ablassbrief hinweistafel vor ort
detail ansicht

Schöppenstedt, OT Sambleben, Lkr. Wolfenbüttel, ca. 2,5 km nördl. vom Ort, 100 m östl. der Straße Schöppenstedt-Königslutter, bei Gaststätte Tetzelstein, ‘Tetzelstein’

Obertägige Maße: Höhe 1,0 m, Br. u. 0,28 o. 0,22, der sich nach oben verjüngende, arg verwitterte stelenartige Kreuzstein aus Kalkstein besitzt etwa einen quadratischen Grundriss, wobei die vier Kanten bis wenig über den Boden gefast sind; am Kopf ein kleines eingetieftes lat. Kreuz (0,18, 0,10) s.o., das im Volksmund Tetzelstein genannte Denkmal wird 1676 urkundlich als ‘Der Stein auf dem Großen Rode’ erwähnt, wobei hier keine nähere Angaben gemacht werden; der heutige Platz soll der ursprüngliche Standort sein; im Zuge der Fahrbarmachung des damaligen Hagenweges nach Warberg im Jahre 1839, heute in östl. Richtung, südl. am Rondell des neugot. Tetzelsteindenkmales verlaufende Tetzelweg, wurde der Stein etwa in der Mitte dieses Platzes aufgestellt und 1856 mit einem Eisengitter versehen; bereits 1846 entstand diese Anlage mit dem 8 m hohen Tetzelsteindenkmal in neugot. Form durch den Oberhofmarschall Edler von Lübeck, genau 25 Schritt östl. des Tetzelsteines; heute befindet sich darin eine überdimensionale Kopie des Ablassbriefes, vorher eine Beschreibung des Überfalles, basierend einer späteren Ausarbeitung von Wilhelm Bode; in der Folgezeit muss der Stein in Vergessenheit geraten sein, denn 1935 wurde er hier vom damaligen Braunschweiger Landesarchäologen Prof. Hofmeister bei Grabungen wiederentdeckt und nach seiner Vermutung am heutigen, richtigen Platz aufgestellt; über den Stein berichten mehrere Sagen von einem Ablassprediger, der hier beraubt, erschossen und begraben liege, wobei es sich um sog. Wandersagen handelt, da auch von anderen Orten ähnliche Überlieferungen bekannt sind; ein Pfarrer aus Sambleben, 18. Jh., berichtet als erster über das grausige Geschehen - ein Ablassprediger wurde hier 1518 von einem Edelmann aus Küblingen (Ortsteil von Schöppenstedt), der zuvor von ihm Ablass für eine geplante Mordtat erkauft hatte, beraubt und erschossen; eine weitere markante Version wird von Wilhelm Bode, 1825-1848 Stadtdirektor von Braunschweig, vermildert wiedergegegeben, da sie der zu dieser Zeit geltenden humanitären Strömungen angeglichen ist; er nennt Ritter von Hagen vom Hagenhof bei Königslutter als Täter, der den berühmten Ablassprediger Johann Tetzel, nach vorherigem Kauf eines Ablassbriefes, nur gezüchtigt und den geraubten Schatz, der in einem aus Eichenholz gefertigten Kasten verwahrt wurde, dem Volke zugeteilt habe; der Örtlichkeit wird auch eine weitere nicht bewiesene Bedeutung beigemessen; in germanischer Zeit soll sich hier eine Kultstätte befunden haben; nach einer Sage mythologischen Ursprungs kämpfte hier ein Ritter als Verkörperung des Lichtes siegreich gegen die Dunkelheit, die als Lindwurm beschrieben wurde; dieser Kampf wurde von dem Steinmetz Theo Schmidt-Reindahl, Königslutter, im Jahre 1940 auf den im Umfeld des Tetzelsteins befindlichen Holztafeln kunstvoll dargestellt; der Dominikanermönch Johann Tetzel wurde um 1465 in Pirna geboren und war ab 1504 in verschiedenen deutschen Ländern als Ablassprediger eingesetzt, wobei ein Brief seine Absicht in der Region zu predigen belegt, doch eine Anwesenheit konnte bis heute nicht nachgewiesen werden; 1517 ernannte ihn Erzbischof Albrecht II. von Mainz und Magdeburg zum Subkommisar für den Ablasshandel der Kirchenprovinz Magdeburg; am 11. August 1519 starb er eines natürlichen Todes in Leipzig (Verf.)

Quellangaben: Lit.: 1. W. Müller-E. H. Baumann, Kreuzsteine und Steinkreuze in Niedersachsen, Bremen und Hamburg, 1988, S. 160-161, daraus:              2. Heinz Röhr, Der Tetzelstein und die Tetzelsage (Hinweistafel) in: Der Elm, 1961-62, S. 89, 3. Hinweistafel vor Ort, Internet: 1. ...elmsagen.de

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