standort

Grevesmühlen, OT Santow, Lkr. Nordwestmecklenburg, im unwegsamen Bruchland zwischen Ort und dem Santower See

mordwange santow kopie hinweistafel andere seite kopie hinweistafel detail hinweistafel

Obertägige Maße: Höhe 1,75 m, Br. 0,57, T. 0,12, der arg augewitterte randumlaufend beschädigte Kreuzstein aus Kalkstein, ähnlich einer *Beischlags- bzw. Mordwange ist in Form und Größe ein markanter Typus des norddeutschen Raumes; Schaft und Rundteil, das mit Schmuckohren verziert war, die durch Abbruch fehlen, zeigen nur noch fragmentartig erhaltene Darstellungen und Inschriften, s. Rekonstr.; auf der Vorderseite im Flachrelief eine Kreuzigungsgruppe, Christus am Kreuz zwischen Maria und Johannes, darunter ein betender Adorant mit Spruchband, meist die zu Tode gekommene Person; randumlaufend gotische Minuskelinschrift, die nicht mehr entzifferbar ist; rückseitig nur ein Kruzifix mit gleichem Adoranten zur Rechten Christus

das Denkmal aus gotländischem Kalkstein stand ursprünglich an der alten Landstraße Grevesmühlen-Klütz, die vor dem Bau der heutigen Chaussee durch den Ort Santow verlief; im Jahre 1815 erfolgte die bedauerliche Umsetzung an den heutigen Standort um das Denkmal als Grenzstein zwischen Stadt und herzoglichem Amt Grevesmühlen zu nutzen; im Zuge dieser unverständlichen Maßnahme verunstaltete man den Stein, man schlug die Ohren ab, brachte vorderseitig Jahreszahl und die Initialen ‘A. G.’ ein, auf der Rückseite ‘St. G.’ wobei die ursprüngliche Inschrift zerstört wurde; über den Santower Kreuzstein ist nichts nachweislich bekannt, doch ist hinsichtlich eines einst freistehenden Flurdenkmals von einem Totenmal auszugehen (Verf.)

*Beischlagwange: Beischlag: Terrasse mit Brüstung und Freitreppe in der gesamten Breite des Hauses an der Straßenseite, ersetzt im Ost- und Nordseeeraum den Garten des Stadthauses und schützt Erdgeschoß und Hauseingang mit Diele vor Hochwasser; Wange: meist mit religiösen Darstellungen verzierte Steinstelen, oft mit runden Oberteil aber auch nur rechteckig, paarweise an Treppenaufgängen des Beischlages aufgestellt oder an den Seiten von Bänken usw., daraus später die sog. Mordwange hervorgegangen

Quellangaben: Hinweistafel vor Ort, Lit.: Internet: 1. ...wikipedia.org-santow, 2. ...kulturwerte-mv.de-Sühnestein Santow

suehnestein jesendorf
kirche jesendorf
urspruenglicher standort

Jesendorf, Lkr. Nordwestmecklenburg, in der neuen Sakristei der Kirche Jesendorf rechts des Zuganges zum Kirchensaal

Maße: Höhe 2,40 m, Br. 0,60, T. 0,16, der in seiner Form für Nordostdeutschland typische Sühnestein aus Kalkstein (Beischlags- bzw. Mordwange) zeigt oben auf vertiefter Fläche den Gekreuzigten im Relief, darunter ein kniender Adorant mit aufsteigendem Spruchband und schräg gestelltem Wappenschild, meist die zu Tode gekommene Person; randumlaufend nur noch schwer entzifferbare got. Inschrift; die Rückseite zeigt ebenfalls das Kruzifix im Relief (Verf.)

detail kruzifix detail adorant detail rückseite holznachbildung urspruengl. standort

das Denkmal stand ursprünglich ca. 2 km nördl. von Jesendorf, nördl. des Tarzower Sees, an der Nordseite der Straße nach Schimm, einen Steinwurf nördl. des Abzweiges nach Tarzow, bereits auf Schimmer Flur; hier steht derzeit eine hölzerne Nachbildung mit Inschrift: ‘Sühnestein / Nicolaus / Vinke / 1409 / Original im / Museum / Dorf / Mecklenburg’

aus verschiedenen Quellen hervorgehende Überlieferungen berichten vom gewaltsamen Tod des Wismarer Bürgermeisters Nicolaus Vinke am 2. Juni 1409 hier an der alten, von Wismar nach Süden führenden Handelsstraße, wobei die näheren Umstände nie geklärt werden konnten

Angaben nach Lit. J. Fründt (s.u.): die frequentierenden Händler der Handelsstraße südl. nahe bei Wismar wurden ständig durch räuberische Adelige überfallen und ausgeraubt; an jedem Junitage 1409 trat ihnen der Wismarer Bürgermeister N. Vinke als Unterhändler mutig entgegen um den Durchzug hanseatischer Kaufleute zu erwirken, plötzlich stießen jedoch aus einem nahen Waldstück Reiter hervor, die die Kaufleute attackierten und ausraubten, wobei N. Vinke zu Tode kam; angeblich sollen die Räuber gefangen worden sein und mussten zur Sühne den Stein errichten; das Original wurde in das Schabbellhaus des Wismarer Heimatmuseum verbracht, am Standort war eine Kopie geplant 

Angaben nach T. Clauß (s.u.): viele Historiker haben über die Hintergründe des Mordes spekuliert, es sei kein einfacher Raubmord gewesen; im Archiv der Hansestadt Wismar existieren Akten, die belegen, dass sich unter den verhafteten Tätern sogar der Rostocker Bürgermeister befand

der Stein wurde um 1985 über Nacht von der Denkmalschutzbehörde wegen Korrosionsgefährdung vom Standort entfernt und zunächst in das Museum Dorf Mecklenburg verbracht, worauf unwissentlich die Anwohner von Diebstahl ausgingen; 1997 erfolgte die Überführung an das Schabbellhaus des Wismarer Heimatmuseum, wobei das Denkmal auf dem Transport zerbrach und um 2005 die Aufstellung am derzeitigen Platz in Jesendorf (Quelle: H. Niepert, Jesendorf, Kirchenschlüsselverwalter)   

Quellangaben: Lit.: 1. Joachim Fründt, Kaum zu Glauben ! Vergnügliches und Besinnliches aus Mecklenburg-Vorpommern, 2005, Bd. III ‘Langfinger bei Schimm’ S. 116-117, 2. Tom Clauß, 775 Jahre Jesendorf, 2010, ‘2. Juni 1409’, Internet: 1. ...kulturwerte-mv.de-Sühnestein Jesendorf (Schimm)

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