Aschaffenburg, OT Schweinheim, Lkr. Aschaffenburg, A: im westl. Teil von Schweinheim, im Bereich 'Unterhainstraße' Einmündung 'Lindestraße', vor Grundstückszaun, Fl.-Nr. 932, Bildhäuschen, Benennung: 'Hexenhelgen' (Helgen=schweiz.: Heiligenbild) |
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Maße: Höhe 2,83 m, Br. 1,14, T. 0,76, aufgemauertes, verputztes und zweifach gesimstes Bildhäuschen mit Kupferplatten bedecktem Satteldach; im Innern der vergitterten, gerundet abschliessenden Ädikula eine farbig glasierte, plastische Keramik-Pieta; das derzeitige Denkmal wurde 1966 im Zuge von Straßenausbau anstelle eines hier ursprünglichen Bildstockes auf Initiative der Nachbarschaft errichtet; der Platz war ein beliebter Treffpunkt der Dorfleute, weil unmittelbar hinter dem Helgen sich ein Backhaus befand; die heutige Lindestraße wurde früher 'Hexenhohle' genannt und von den Einwohnern nur ungern begangen - hier soll es 'spuken' und 'umgehen'; die angeblichen Hexen, die auf dem Bischberg ihr Unwesen trieben, seien auf dem Weg dorthin auf ihren Besen durch diese Hohle geritten; wahr ist jedoch, daß während der Hexenvefolgungen, Ende 16. - Mitte 17. Jh., die Delinquenten auf diesem Wege zu ihren Folterplätzen gebracht wurden; neben schaurigen Geschichten, die noch heute von den 'Alten' erzählt werden - weiß noch die Eigentümerin des Grundstückes, auf dem das Hexenhelgen steht, Rosl Welsch, von Ihrer Großmutter, von einem Schabernack um das Hexenhelgen zu berichten: ein weinseliger Zecher wurde auf seinem Heimweg durch die Hexenhohle von einem 'weißen Spuk' erschreckt, der ihm von einem Baum auf den Rücken sprang - der zu Tode Erschreckte brach direkt vor dem Bildstock zusammen und mied seitdem sowohl das Wirtshaus als auch die Hexenhohle; die Hexenprozesse wurden 1652 vom Mainzer Erzbischof und Kurfürst Johann Philipp von Schönborn verboten (Verf. frei nach P. Burkart...2003) |
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etwa zwischen 1603 und 1629 finden im nahen Aschaffenburg Aufsehen erregende Hexenverfolgungen statt; ein erster Fall geht bereits aus einem Synodalbericht von 1487 hervor: 'ein Götz Lautenschläger aus Erlenbach soll in Liebeshändeln mit einer nicht weiter genannten Hexe aus Obernburg ertappt worden sein... und soll zudem mit einer Hexe namens Somborn zu schaffen gehabt haben'; der Umgang der Verfolgungen in der Region wird unterschiedlich interpretiert, die wirklichen Opferzahlen lassen sich nicht nachweisen, die Angaben schwanken in einem größeren Zeitraum zwischen 231, 319 und 120 Hinrichtungen; markante Stationen der Aschaffenburger Hexenprozesse war der Richtplatz hinter der Agathenkirche und der 'Cent- oder Folterturm', ein Stadtmauerturm der nördl. Stadtmauer, 1871 abgerissen, im Bereich der heutigen 'Friedrichstraße 7' (vergleichbar mit dem Stadtmauerturm nordöstl. Stadtmauer, Roßmarkt, Park Schöntal), wo das Hochgericht tagte und schauerliche Tourturen zur 'Wahrheitsfindung' vollzog; aus einem Protokoll von 1603 gehen mindestens 21 in Hexenprozesse involvierte Personen hervor und weitere 9, die Opfer des Hexenwahns werden; nachweisliche Opfer sind (Auszüge): Margaretha, Hans Österlings Mundköchin und Hausfrau, 11. Juli 1603 hingerichtet, Barbara Bertz, eine Hertelin wird von Gertrud Hippel bezichtigt, Katharina Rauschards wird am 28. August 1603 gefoltert und gesteht zur Hexerei verführt worden zu sein, Irmel Heydt aus Damm gesteht im peinlichen Verhör vom 10. Juli 1603 eine Hexe zu sein, Barbara Müller gesteht unter Folter Wettermachen im Schülerwäldchen, wo alle Frucht verdorben, Elisabeth, Hans Wagners Witwe aus Aschaffenburg, über 60 Jahre alt, ist nach schwerer Folter im Kerker verstorben, Magdalena Jung, 30 Jahre alt, gesteht durch die hingerichtete Schultheißin zur Hexerei verführt worden zu sein und besagt rücksichtslos andere, Anna Kolb aus Kleinostheim wird so lange gefoltert, bis sie sich zur Hexerei bekennt und wird nach dem 17. Dezember 1603 gerichtet... |
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in einer zweiten Prozesswelle 1628/29 wütet der Aschaffenburger Stadtschultheiß und kurmainzische Kanzler Nikolaus Georg (von) Reigersberg, in deren Verlauf nachweislich mindestens 43 Personen als Hexen zum Tode verurteilt wurden, weitere 23 nach ein- oder mehrmaliger Folter entlassen; seine berufliche Laufbahn begann 1622 mit der Ernennung zum kurmainzischen Hofrat; von 1624 bis 1644 sowie kurzzeitig nochmals 1646 war er Stadtschultheiß in Aschaffenburg; in dieser Eigenschaft war er auch zuständig für die Durchführung von Hexenprozessen im Hochgerichtsbezirk Aschaffenburg, wickelte aber im Auftrag auch Prozesse in Großkrotzenburg, Wörth und Mönchberg ab; als ihm Bereicherung hierbei vorgeworfen wurde, erbat er sich am 2. Oktober 1628 vom Dekan des St. Petersstifts (außerhalb von Mainz) ein Entlastungsschreiben; während der schwedischen Besatzung des Mainzer Oberstifts (1631 bis 1634) ging Reigersberger ins Exil (vermutlich nach Köln) und kehrte erst 1635 nach Aschaffenburg zurück, wo er im Mai 1637 bei einem Überfall des Oberst Ramsay gefangengenommen und vorübergehend als Geisel nach Hanau verschleppt wurde; er wohnte im sog. Haus Bratfisch, erbaut von Conz Bratfisch um 1435, Dalbergstr. 41; zum Neubau des Aschaffenburger Schlosses werden teilweise 'Hexengelder' verwendet, denn aller Besitz der Delinquenten wurde konfisziert (Verf. frei nach Hans Jürgen Wolf, Geschichte der Hexenprozesse, Hamburg 1995, S. 523-530 m. Abb. Cent-Folterturm u. N. G. Reigersberg (Kopien) und ...wikipedia.org-wiki-Nikolaus Georg von Reigersberg) |
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Schweinheim B: östl. oberhalb der Siedlung 'Elterhöfe' (östl. der Straße 'Am Königsgraben') am Waldrand, Fl.-Nr. 12036, Grabmal Ronald Buchholz |
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Maße: Höhe ges. 1,30 m, Br. u. 0,55, T. u. 0,31, mit 'Deutschen Kreuz' ('Eisernes Kreuz') bekröntes Grabmal auf abgesetztem Sockel, Zwischensegment mit marmorner Inschriftsplatte: |
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