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Sebalder Reichswald (gemeindefreies Waldgebiet im Lkr. Erlangen-Höchstadt), D: südöstl. von Tennenlohe bzw. 300 m Luftlinie östl. der A.-Anschlussstelle B 4 /A 3 im Waldteil Tennenloher Forst (günstig erreichbar: am Ostrand des Geländes 'Skulptur Großer Adler von Künstler Dieter Erhard' an 'Am Reiterhof' erreicht der Weg am Waldrand in Richtung Süden nach ca. 120 m einen links abzweigenden in südöstl. Richtung ziehenden Weg, der nach ca. 330 m zum Standort führt), Steinkreuz, Benennung: 'Fuhrmannstein'

Obertägige Maße: (aktuell nicht bekannt), Steinkreuz lat. Form aus Sandstein (Verf.)

Das Steinkreuz steht in der Waldabteilung Eichenloh, südöstlich von Tennenlohe und nahe der Grenze zum Neunhofer Forst. Die ursprüngliche Bedeutung des Steinkreuzes ist unbekannt. Seinen Namen erhielt es durch mehrmalige Erwähnungen im Zusammenhang mit Überfällen auf Nürnberger Kaufleute: 'Beim Steinernen Kreuz vor Tennenlohe hat Christoph v. Leinigen, Hauptmann zu Lauf, 1421 drei Nürnberger gefangen und ihrer Habe beraubt. Mußte die Gefangenen wieder herausgeben, denn sie haben sich ledig gezahlt – 1421 (Goerg Gärtner: Altnürnbergische Landschaft. Streifzüge im Landgebiet der ehemaligen freien Reichsstadt Nürnberg. 2. Band. Fränkische Verlagsanstalt & Buchdruckerei, Nürnberg 1928, S. 95) 'Am Steinernen Kreuz bei Tennenlohe wurden der Dicke Michel, ein Fuhrmann, der beim Wirt in Tennenlohe Hannsen Stein, der zugleich Hauptmann war, geherbergt hatte, von drei Räubern überfallen. Einige Tage zuvor überfielen bei den gleichen Kreuz einen anderen Fuhrmann, der nach Nürnberg wollte, spät abends drei nackte oder schlecht gekleidete Räuber und raubten ihn alle Fuhrmannshabe.' – 1584 (Franz Zettler: Das Steinkreuz. Die Flurdenkmäler des Landratsbezirks Erlangen. In: Mitteilungs-Blätter der Deutschen Steinkreuzforschung. Nr. 1/2, 1942, S. 38–39). Der jetzige Standort des Steinkreuzes entspricht nicht dem ursprünglichen Ort der Aufstellung. Bis Herbst 1978 stand es weiter westlich innerhalb der nördlichen Ausfahrt Tennenlohe der Bundesautobahn 3. Im Zuge des vierspurigen Ausbaus der Bundesstraße 4 wurde es schwer beschädigt. Um das Kreuz vor der gänzlichen Zerstörung zu bewahren, wurde es in das heutige Walderlebniszentrum in Tennenlohe versetzt und restauriert. Später wurde der Fuhrmannsstein an seinem heutigen Standort errichtet (wikipedia.org-wiki-Fuhrmannsstein)

Quellangaben: Lit.: Internet: 1. wikipedia.org-wiki-Liste der Steinkreuz im Landkreis Erlangen-Höchstadt: Fuhrmannsstein, Steinkreuz, jetzige Standort des Steinkreuzes entspricht nicht dem ursprünglichen Ort, Sandstein, 175:100:30, 15. Jahrhundert, Forst Tennenlohe m. Foto v. Okt. 2012 (Kopie), Urheber: 'Janericloebe' (Eig. Werk) Liz.-Nr. CC BY 3.0

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Sebalder Reichswald E: ostnordöstl. von Tennenlohe im Waldteil Tennenloher Forst, nahe des Nordostrandes des ehem. Panzerschiessplatzes (günstig erreichbar: der ostwärts aus Tennenlohe führende 'Heuweg' erreicht ca. 1,8 km nach Passage der B 4 den Standort), Steinkreuz, Benennung: 'Weißes Kreuz' (auch 'Hirschlecke')

Obertägige Maße: (aktuell nicht bekannt), breitflächiges Steinkreuz aus Burgsandstein mit diversen Kritzeleien, die nicht ursprünglich sind, davor ein etwa rechteckiger flacher Steintrog, der wohl zur Namensgebung 'Hirschlecke' führte (Verf.)

Das Steinkreuz steht in der nach ihm benannten Waldabteilung Weißes Kreuz am sogenannten Heuweg inmitten des Naturschutzgebietes Tennenloher Forst im Sebalder Reichswald. In unmittelbarer Nähe befinden sich das Gehege für die Przewalski-Pferde und der heute als Aussichtspunkt genutzte Kugelfangwall des ehemaligen Truppenübungsplatzes bei Tennenlohe. Auf der Vorderseite befinden sich eine auffallende Nische im Kopfteil sowie teilweise stark verwitterte Buchstaben, die in einer Beschreibung aus den 1940er Jahren noch eindeutig als „J H“ auf dem linken und „M“ auf dem rechten Arm gedeutet wurden. Auf der Rückseite sind zahlreiche Buchstaben, Initialen, Namen und ein Herz eingeritzt. Außer bei letzterem handelt es sich vermutlich um Zeichen neueren Datums. Vor dem Steinkreuz ist im Boden ein knapp 60 cm breiter Steintrog eingelassen. Die Bedeutung des wahrscheinlich spätmittelalterlichen Steinkreuzes ist unbekannt. Möglicherweise handelt es sich um ein Wetter- oder Votivkreuz, das von Arbeitern der damals im Reichswald zahlreichen Steinbrüche errichtet wurde. In der Nische am Kopfteil könnte einst eine Heiligenfigur gestanden haben. Der Trog diente vermutlich als Salzlecke für das im Nürnberger Reichswald einst zahlreich vorkommende Rotwild. Daran erinnert auch der für das Weiße Kreuz ebenfalls gebräuchliche Name Hirschlecke, der allerdings zu Verwechslungen mit der gleichnamigen Quelle im Buckenhofer Forst führen kann. Der jetzige Standort des Steinkreuzes entspricht nicht dem ursprünglichen Ort der Aufstellung. Zunächst stand es etwa 590 Meter weiter östlich an einer nicht mehr vorhandenen Kreuzung zweier Waldwege. 1935 errichtete die Reichswehr dort einen Truppenübungsplatz. Um das Kreuz vor Beschädigungen oder der gänzlichen Zerstörung zu bewahrten, wurde es im Oktober 1941 auf Initiative der Forschungsgemeinschaft Deutsche Steinkreuzforschung erstmals versetzt. Als der Truppenübungsplatz später von der US-Armee genutzt wurde, kam es zu einer erneuten Umsetzung des Denkmals. Nach dem 1993 erfolgten Abzug der Truppen und dem Ende der militärischen Nutzung des Geländes wurde das Weiße Kreuz an seinem heutigen Standort errichtet (wikipedia.org-wiki-Weißes-Kreuz-Forst-Tennenlohe)

Quellangaben: Lit.: Internet: 1. wikipedia.org-wiki-Liste der Steinkreuz im Landkreis Erlangen-Höchstadt:
Weißes Kreuz, Steinkreuz, ursprüngliche Bedeutung unbekannt, Sandstein, 110:115:30, 15./16. Jahrhundert, Forst Tennenlohe m. Foto v. 8.5.2018 (Kopie), Urheber: 'Derzno' (Eig. Werk) Liz.-Nr. CC BY-SA 4.0

Keines der vier Steinkreuze im Sebalder Reichswald kann mit einer Ursprungssage aufwarten bzw. gar einer konkreten Überlieferung. Die wirklichen Setzungsgründe könnten durchaus in der mittelalterlichen Bedeutsamkeit des Waldgebietes zu finden sein. Der Sebalder Reichswald ist der nördlich der Pegnitz gelegene Teil des Nürnberger Reichswaldes, der seit Jahrhunderten rechtlich streng reglementiert war. Es ist wahrscheinlich, dass die Steinkreuze bezüglich nachstehender Angaben mit der Rechtshistorie des Waldgebietes in Verbindung stehen, indem sie Rechtsräume bzw. Forstgrenzen oder auch standortspezifisch günstige Forstgerichte an den wichtigen Durchgangsaltstraßen angezeigt haben werden (Verf.)

Nürnberger Reichswald
Um ungefähr 720 wurde der Wald zwischen den Flüssen Rednitz/Regnitz, Schwabach und Schwarzach mit dem fränkischen Königsbann belegt. Im 9. Jahrhundert entstand daraus ein Reichsforst. Alle Rechte standen dem König zu, der sie als Lehen vergab. 1003 wurde der bis dahin bestehende Nordgau aufgespalten, ab 1024 schufen die Kaiser Konrad II. und Heinrich III. ein neues Reichsland oder Reichsdominium, zu dem die Reichswälder beiderseits der Pegnitz gehörten. Als Verwaltungssitz wurde 1040 Nürnberg gegründet. Zur Verwaltung stützte sich der Kaiser auf Reichsministerialen (Reichsdienstmannen), die in verschiedenen Orten ihre Sitze hatten (z. B. in Feucht). 1138–1254 erlebte das Reichsland seine Blüte. Mit dem Untergang der Staufer löste sich das Reichsland bzw. Reichsdominium auf. In das Machtvakuum stießen die Burggrafen von Nürnberg und die Reichsstadt Nürnberg. Im Reichswald sicherte sich die Stadt Nürnberg zahlreiche Rechte, doch war die genaue Abgrenzung mit den Burggrafen, insbesondere bei der Gerichtsbarkeit, nicht geregelt. Erst als die Burggrafen mit der Mark Brandenburg belehnt wurden und Geld brauchten, kam es zur Einigung: Die Reichsstadt Nürnberg erwarb 1427 die meisten Rechte, der Burggraf behielt jedoch den hohen Wildbann, das Landgericht und Waldrechte. Daraus leiteten die Burggrafen bzw. Markgrafen von Ansbach-Bayreuth später immer wieder Ansprüche auf den ganzen Reichswald ab  (wikipedia.org-wiki-Nürnberger-Reichswald)

Sebalder Reichswald
Der Sebalder Reichswald (nach dem Einsiedler Sebaldus benannt) wurde 1024 von Kaiser Heinrich II. dem Hochstift Bamberg übertragen; Kaiser Heinrich III. schlug ihn wieder dem Reichsgut um Nürnberg zu. Der Wald wurde als Reichslehen von einem Forstmeister verwaltet. Seit 1273 waren damit die Burggrafen von Nürnberg belehnt und gliederten ihn ihrem Amt Heroldsberg an. 1385 wurde der Wald der Reichsstadt Nürnberg verpfändet. 1427 verkaufte der Burggraf Friedrich IV. den Wald an die Reichsstadt Nürnberg, behielt sich jedoch einige Rechte vor, die Anlass zu vielen Streitereien in den folgenden Jahrhunderten waren. 1489 wurde die Verwaltung von Lorenzer und Sebalder Reichswald durch Waldämter mit eigener Gerichtsbarkeit (Förstergericht für die eingeforsteten Dörfer) vereinheitlicht. Das Waldamt Sebaldi (auch Sebalder Waldamt) war neben den zeitweise mehr als ein Dutzend umfassenden Pflegämtern eines der beiden Waldämter, mit denen die Reichsstadt Nürnberg die Verwaltung ihres Territorialbesitzes organisiert hatte. Die ca. 11.500 ha wurden ursprünglich in sechs, ab dem 15. Jahrhundert in zehn Waldhufen aufgeteilt. 1806 kam der Wald zusammen mit Nürnberg zum Königreich Bayern (wikipedia.org-wiki-Sebalder-Reichswald)

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