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Obertägige Maße: Höhe 1,18 m, Br. 0,38, T. 0,23, das ungewöhnlich hohe Steinkreuz aus Sandstein mit rundlichem Schaft ist derartig abgearbeitet und verstümmelt, dass es kaum noch in seiner Kreuzform zu erkennen ist; das Denkmal stand früher in unmittelbarer Nähe am Weg zum ehem. Sägewerk (Holzhandlung) und wurde dann, bevor es an den heutigen Platz kam, in der Nähe auf einen kleinen Hügel unter einen Baum versetzt; über das Kreuz ist nichts bekannt (Verf.) |
Quellangaben: Lit.: 1. Heinrich Riebeling, Steinkreuze und Kreuzsteine in Hessen, 1977, S. 100 |
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Maße: Höhe 1,45 m, Br. 0,85, T. 0,35, das im Volksmund ‘Kaiserkreuz’ genannte hohe Steinkreuz aus Sandstein setzt sich aus zwei Komponenten zusammen, dem Schaft mit achteckigen Querschnitt, der wulstartig ausläuft und Kopf-Arm-Teil; der Kopf ist beidseitig abgeschrägt; die gotische Minuskelinschrift am Querbalken konnte bis heute nicht entziffert werden; das Denkmal steht in einer eingegitterten Schutzfläche; wann und von wem das Kreuz errichtet wurde ist nicht bekannt; vor einigen Jahrzehnten wurde es noch von zwei uralten Linden überschattet, die altersbedingt gefällt werden mussten, um durch junge Bäume ersetzt zu werden; bezüglich der Überlieferungen, die in zahlreicher Literatur wiedergegeben ist, wird das Denkmal als Erinnerungskreuz an ein blutiges Ereignis von besonderer nationalgeschichtlicher Bedeutung des mittelalterlichen Deutschlands gesehen; an dieser Stelle ist am 5. Juni 1400 Herzog Friedrich von Braunschweig, als er mit seinem Gefolge von der Kaiserwahl in Frankfurt a. Main wieder heimwärts zog, von Rittern und Reisigen (berittene Krieger) unter Führung des Grafen Heinrich von Waldeck überfallen und nach tapferer Gegenwehr niedergeworfen und getötet worden; die Mörder des Herzogs, aussichtsreicher Kandidat auf das Amt des Kaisers, waren die niederhessischen Ritter Friedrich von Hertinghausen und Kunzmann von Falkenberg; wie es zu dieser Bluttat kam bleibt undurchsichtig, da die Anführer des Anschlages im Dienst des Erzbischofs von Mainz standen; Graf Heinrich von Waldeck war Oberamtmann der mainzischen Besitzungen in Niederhessen; es ist bisher angenommen worden, dass der Mainzer Erzbischof den Mordanschlag angezettelt habe; Wilhelm Dilich schreibt 1605 in seiner Hessischen Chronica darüber: ‘Alß auch in mittels der undüchtige Keiser Wenceslaus vonn Churfürsten des Reichs entsetzet/und Friedrich H. Magni mit der ketten sohn Hertzog zu Braunschwig an seine statt zum Keiser erwehlet/solches aber dem Bischoff zu Meintz einem gebornen von Nassau zuwider/hat er durch den Grafen von Waldeck/und etliche Hessische vom Adel/darunder auch die von Falckenberg und Hertinghausen/auff den newerwehlten Keyser halten/und bey Engeliß erschlagen lassen : und stehet noch an dem ort/da die that vollnbracht/ein hohes steinern creutz’ |
Graf Heinrich von Waldeck hatte eine Schuldforderung von 100 000 Mark Silber an den Herzog von Braunschweig und da dieser trotz aller Mahnungen noch nichts gezahlt hatte, wird der Überfall, der mit Gefangennahme enden sollte, als eine persönliche Abrechnung angesehen; das steinerne Kreuz ist kein Sühnemal, sondern eher ein Erinnerungskreuz, denn als König Ruprecht von der Pfalz sein Urteil über die beiden Mörder fällte, erwähnte er unter den Sühnebedingungen nichts von der Errichtung eines Kreuzes; das Urteil fiel ungewöhnlich milde aus: Friedrich von Hertinghausen und Kunzmann von Falkenberg bleiben in Haft, solange es dem König beliebt; danach sollen sie zehn Jahre geächtet sein und Deutschland meiden, die ersten Vier ohne Gnade, die letzten Sechs mit Gnade, und: kein Angehöriger ihrer Familien soll es wagen Rache an den Angehörigen des Herzogs zu nehmen; das milde Urteil blieb jedoch ohne Anwendung; das Kaiserkreuz hat allerlei Schicksale erfahren: Ende des 17. Jh. wurde es durch umherstreifendes Gesindel umgeworfen und erst 1712 wieder aufgestellt und mit einem Zaun umgeben; Stücke wurden abgeschlagen, um diese als Amulette zu tragen; weil ein Fuhrmannglaube umging, das Kreuz würde von einer inneren geheimnisvollen Kraft zusammengehalten, wollten Lütticher Fuhrleute die Haltbarkeit erproben und wackelten solange daran, bis es umfiel; man stellte fest, dass die geheimnisvollen Kräfte Holzdübel waren, die für eine gewisse Elastizität gesorgt hatten; 1790 wurde das Kreuz wiederhergestellt und behielt seinen Platz bis heute |
Quellangaben: Lit.: 1. Heinrich Riebeling, Steinkreuze und Kreuzsteine in Hessen, Dossenheim/Heidelberg 1977, S. 99, daraus: 2. Dilich, W., Hess. Chronica, 1605, 3. Brauns, Eduard, Vom Kaiserkreuz in Englis, Hess. Geb.bote 71, 1970, S. 15, 4. Dippel, C., Das Kaiserkreuz bei Kleinenglis, Heimat-Schollen, Nr. 2, 1922, Nr. 4, 5. Ide, Werner, Von Adorf bis Zwesten, 1972, 6. Ide, W. u. Follmann, Fritz, Kurhess. Wanderbuch, 1973, 7. Küch, Friedrich, Alte Kreuze am Wege, Hessenland 51, 1940, S. 73, 8. Kehm, Wolfgang, Steinkreuze und Kreuzsteine im Gau Kurhessen, 9. Landau, Dr., Sühnekreuze, S. 58, 10. Liebers, Dr., Von alten Steinkreuzen im Hessenland, Kurhess. Erzieher 10, 1936, S. 143, 11. Niemeyer, Wilhelm, Alte Steinkreuze am Wegesrand, KP, 19.11.1960, 12. Münscher, Dr. Geschichte von Hessen, S. 113, 13. Muhr, Wilhelm, Wanderführer durch Nordhessen und Waldeck 1950, 14. Rommel, Christian, Geschichte von Hessen II, 1823, S. 234 u. ZHG 1, S. 112, 15. Schmitt, Dr., Um die Bluttat bei Kleinenglis, MW 2, 1955; Gde. Kleinenglis, Hinweistafel vor Ort |
verschollene Objekte: Borken: am östl. Ortsrand, zwischen der Bundesbahnstrecke und den ‘Stadtäckern’, heißt eine Flur ‘Auf dem Steinkreuz’; hier führt unter der Bezeichnung ‘Steinkreuzweg’ eine Straße in östl. Richtung aus dem Ort, die zunächst als Feldweg und dann als geteerte Straße fast geradlinig nach Singlis führt, der alte Weg Borken-Singlis (Verf.) von daher kann hier ein einstiges Steinkreuz vermutet werden (Quelle: 1. H. Riebeling, s.o. S. 100) |
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