kreuzstein stadthagen steinkreuz stadthagen
standort joanniskapelle

Stadthagen, Lkr. Schaumburg, Vornhäger Straße, *St. Johannishof, Johanniskapelle, links u. rechts des Einganges, ‘Mordkreuze’

A: l. Obertägige Maße: Höhe 0,87 m, Br. 0,60, T. 0,21, der Mordkreuz genannte, verwitterte Kreuzstein aus Sandstein mit rundem Oberteil, zeigt auf der Ansichtsseite die Darstellung eines hervorgearbeiteten breitrandigen Kreuzes in eingerillter Kreislinie; Rückseite gleiche Darstellung, doch durch die Aufstellung schwer einsehbar (Verf.)

B: Höhe 0,98 m, Br. 0,84, T. 0,20, das ebenfalls Mordkreuz genannte Steinkreuz aus Sandstein weist linksseitig Abschläge an Kopf und Arm auf; ursprünglich soll es nahe der Probsthäger Straße auf einer Wiese gestanden haben; nach der Sage erschlugen sich hier gegenseitig ein Schneider und ein Schuhmacher; *St. Johannishof: erstmalig 1394 als Hospital der Stadt für Leprakranke erwähnt; durch die Bürgerschaft errichtet, diente er von der Mitte des 16. Jh. bis ins 19. Jh. als Armenhaus; die Gebäude wurden 1978-1980 restauriert und zu einem Wohn- u. Bürohaus umgebaut; im Mittelalter befand sich die Anlage ca. 250 m außerhalb der Stadtmauer an der Straße vor dem Niederntor; die Johanniskapelle gehört zu den ältesten Baudenkmälern der Stadt; Graf Adolf V. gründete sie am 20. April 1312; sie diente als Kapelle des Leprosenhauses St. Johannishof

Quellangaben: Lit.: 1. Werner Müller-E. H. Baumann, Kreuzsteine und Steinkreuze in Niedersachsen, Bremen und Hamburg, Hameln 1988, S. 78-79 m. Abb. Nr. 3621.1, daraus: 2. G. Schönermark, Beschreibende Darstellung der älteren Bau- u. Kunstdenkmäler des Fürstenthums Schaumburg-Lippe, Berlin 1877, S. 82, 3. F. H. Hesse, Heimatkundliche Wahrzeichen, o.J. S. 205, 4. A. Hoffmann, Die mittelalterlichen Steinkreuze, Kreuz- u. Denksteine in Niedersachsen, Hildesheim/Leipzig 1935, S. 11, 57, 5. W. Teudt, Germanische Heiligtümer, Jena 1934, S. 203, 237-238, 6. Hinweistafeln vor Ort

nachbildung schneiderstein kopie lit. mueller-b. original 1988
standort

Nienstädt, Lkr. Schaumburg, ca. 250 m vom östl. Ortsrand an der Nordseite der B 65, Flur Schnatwinkel, ‘Schneiderstein’ (Nachbildung)

detail hinweistafel
standort
schneiderstein original

Maße Original: Höhe 0,78 Br. 0,50, T. 0,16, der im Volksmund Schneiderstein genannte Kreuzstein aus Sandstein von 1450 wurde um das Jahr 2000 gestohlen; die Kopie entspricht nicht exakt dem Original, wobei die Kreuzarme gerundet in den Rand übergehen; der Kreuzschaft läuft, durch Rillung getrennt, trapezförmig aus; im vertieften Feld unter dem linken Kreuzarm die hervorgearbeitete Darstellung einer Schneiderschere (Verf.)

Sage: am 4. Juni 1450 hatte der Schneidergeselle Kurt Bössow aus Mecklenburg in der St. Annen-Klause übernachtet (südl. Ortsrand von Stadthagen, heutiger Straßenname) als er am nächsten Morgen seinen Weg fortsetzen wollte, traf er seinen alten Freund Hinrich Wulf, mit dem der in der Nähe von Hagenow aufgewachsen war und der auch Schneidergeselle war; sie feierten ihr Wiedersehen in einem Krug in Stadthagen; beim Bezahlen der Zeche sah Hinrich Wulf, dass sein Kamerad eine beträchtliche Summe Geld bei sich hatte; sie setzten gemeinsam ihren Weg in Richtung Minden fort; müde von der Zecherei und der Hitze machten sie am Schnatwinkel Rast; als Kurt Bössow eingeschlafen war, nahm sein Begleiter aus dessen Gepäck eine Schere und stieß sie Bössow in die Brust; der aber konnte sich die Schere soeben noch herausziehen, stieß sie dabei versehentlich ins Herz seines Kameraden und tötete ihn dabei; der schwer verwundete Kurt Bössow schleppte sich zurück in die St. Annen-Klause, wo er gesund gepflegt wurde; als Dank gab er dem Klausner seine Ersparnisse und bat ihn, seinem toten Kamera den dafür einen Denkstein setzen zu lassen; so ist der Schneiderstein mit dem Kreuz und der Schere an den Schnatwinkel gekommen  

die heutige Nachbildung wurde 2008 vom Steinbildhauer Karsten Baltes, Obernkirchen, geschaffen; der Verlust des Originals durch Diebstahl löste in der gesamten Gegend große Empörung und Bestürzung aus; s.o. der originale Schneiderstein am Standort, ständig von Anwohnern mit Blumen geschmückt 

Quellangaben: Lit.: 1. Werner Müller-E. H. Baumann, Kreuzsteine und Steinkreuze in Niedersachsen, Bremen und Hamburg, Hameln 1988, S. 104-105 m. Abb. Nr. 3721.1, daraus: 2. P. Alpers, Märchen, Sage und Volkslied in Niedersachsen, in: Schriften des Nieders. Heimatbundes e.V., Bd. 28, Celle 1954, S. 59, 3. Hesse s.o. o.J. S. 197, 4. A. Hoffmann, s.o. 1935, S. 11, 57-58, 5. H. Karstens, Niederdeutsche Sagen, B II, Vom Harz zur Heide, Hannover 1964, S. 119-120, 6. H. Scharpwinkel, Der Schneiderstein am Schnatwinkel, in: Schaumburger Heimatkalender Weserbote, 26. Jg. Rinteln 1954, S. 81, 7. W. Wiegmann, Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg-Lippe, Stadthagen 1912, S. 330-332, 8. Hinweistafel Verkehrsverein Stadthagen, 9. Originalbilder Schneiderstein, Herr E. I. Nienstädt, priv. Bilddokumente

c. 2005

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