Sulzheim (Rheinhessen), Lkr. Alzey-Worms, südwestl. des Ortes (südl. der B 420), ca. 500 m südwestl. des letzten Anwesens am ‘Breiteweg’ (Einzelhof), an dessen Feldwegverlängerung, sog. Rommersheimer Feld (Wüstung Rommersheim) |
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Obertägige Maße: (Ang. um 1936) Höhe 1,06 m, Br. 0,99, T. 0,18-20, das parallelkantige Steinkreuz lat. Form aus hellem Sandstein besitzt auf der Ansichtsseite im Kreuzungsfeld eine giebelförmig ausgehauene, bereits um 1936 beschädigte Ädikula, die innen ein Kruzifix im Relief zeigt; unterhalb der Nische war früher, bevor das Kreuz 1974 in einen Betonsockel eingelassen wurde, die Jahreszahl ‘1526’ zu erkennen; die Rückseite weist zwei vertikal verlaufende Wetzrillen auf, s. Einf. (Verf.) |
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Ang. Lit. B. Schnabel - F.K. Azzola 1980/1983: |
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Das Kreuz steht im sog. Rommersheimer Feld, der Gemarkung des untergegangenen Dorfes gleichen Namens, mitten in einem Acker der ‘Marktgewann’. In seiner Nähe floss bis zu Beginn des 20. Jh. das ‘Rommersheimer Brünnchen’ eine schwache Quelle. Die örtliche Überlieferung nennt drei Gründe, warum das Mal errichtet wurde: An seinem heutigen Standort erschlugen sich einst zwei Männer im Kampf. Es erinnert an das verschwundene Dorf Rommersheim. Das Kreuz wurde als Wahrzeichen des Vieh-, Wein- und Krammarktes aufgerichtet, den bis zum Jahr 1700 das Mainzer Zisterzienserrinnenkloster Altenmünster aufgrund einer althergebrachten kaiserlichen freien ‘Markt-Gerechtigkeith’ alljährlich ‘auff unser Lieben frauen Verkündigungs Tag’ (25. März) an seinem ehemaligen Hofgut (auf der heutigen ‘Marktgewann’) abhielt (Hess. Staatsarchiv Darmstadt: Best. Handschriften C 1, Nr 84 - ‘Compendium Patrimonii Sanctae Bilhildis oder Lagerbuch’, Bd 1, 1735, pag. 854/855). Denn der Konvent hatte 1273 den Brüdern Emerich und Wolfram von Lewenstein sowohl ihr Eigentum als auch die Vogtei über das Dorf mit allen ihren Gütern und Rechten (ein Lehen von Altenmünste) abgekauft (Stadtarchiv Mainz: Urkunden Nr. 25/258, 145 d, 258). Nachdem Rommersheim, das bereits zum Stiftungsgut des Klosters gehört haben soll, erneut dessen Eigentum geworden war, erreichte es in kurzer Zeit, dass von dem Dorf nur noch die Kirche und der neben ihr gelegene Gutshof übrig blieben. Zunächst bewirtschaftete der Konvent dieses Gut selbst, vergab es aber seit 1441 in Zeitpacht, um es schliesslich am 23. März 1606 zusammen mit der Mühle der Gemeinde Sulzheim in Erbpacht zu überlassen, da er wegen großer Verschuldung nicht in der Lage war, den zerfallenen Hof wiederherzustellen (Hess. Staatsarchiv D.: Compendium, pag. 831). Die Bürger von Sulzheim zahlten 5 000 fl. Kaufgeld und verpflichteten sich jährlich 140 Malter Korn als Erbpacht abzuliefern. Der Rommersheimer Bezirk, der 1611 neu ausgesteint wurde, umfasste 250 Morgen Äcker, Wiesen und Weinberge; doch waren diese nicht an die Gemeinde abgegeben worden (Wilhelm Fabricius: Die Wüstung Rommersheim bei Sulzheim, in: Quartalblätter des Hist. Vereins für das Großherzogttum Hessen, Neue Folge 5. Bd., 1911 - 1915, Darmstadt 1915, S. 230) |
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Der Markt wurde auch weiterhin bei den Ruinen der Kirche und des Klosterhofes auf dem Rommersheimer Feld abgehalten, bis er im Jahre 1700 ‘auff vielfältiges Suppliciren der Gemeinde Soltzheim dahin und auf den 15. tag May künftig hin zu halten von dießem Jungfräulichen Gotteshauß (dem Kloster Altenmünster) transferiret worden ist’ (Hess. St. Archiv D.: Compendium, pag. 855). Wie sein Vorgänger wurde der fortann oberhalb und unterhalb des Dorfes gehaltene Markt durch das Hissen der kaiserlichen ‘Gelb- u. schwartze Marktfahnen’ (C. pag. 855) unter den Schutz des Reiches gestellt. Deshalb mussten die Krämer, Wirte, Bäcker, Garköche und Handelsleute auch ihre Zelte und Stände um die Flaggen herum aufschlagen. Ein Marktkreuz wird in den Archivalien allerdings nicht genannt. Doch heißt es in einem 1716 angelegten Inventar ‘über ludwig wolfen ackerfeld in rommersheimer gemark: 2 Viertel in den Creutz Vierteln bef. undten zu ludwig Emrich nacher Eichloch Martin Thomes’ (Gde. Archiv Sulzheim, Wörrstadt, Inventarium über ludwig wolfen, 1716). Damit könnte das Kreuz auf dem ehemaligen Marktplatz zu Rommersheim gemeint sein, das jedoch weder von seiner Größe (etwas mehr als einen Meter) noch von seinem Typ (Nischenkreuz) her als Marktzeichen, wohl aber als Flur- oder Erinnerungsmal angesprochen werden kann. |
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Man errichtete es im 3. Jahrzehnt des 16. Jh., wie aus einer Jahreszahl hervorgeht, die in seinen Schaft eingehauen ist, aber heute durch den Betonmantel verdeckt wird. Diese Jahreszahl, die weder aus der Literatur bekannt war, noch bei der Vermessung des Kreuzes im Jahre 1972 festgestellt werden konnte, zeigen zwei Aufnahmen aus dem Nachlass von Prof. Karl Frölich in der Uni-Biblioth. Gießen. Dabei ist auf einem Foto (Nr. 20, nicht publiz.) die Zahl ‘1526’ nachgezogen, auf dem anderen jedoch nur die Ziffern ‘5 2’ klar zu erkennen. Sie Konnte Herr Franz Ludwig Ohl aus Sulzheim feststellen, als er im Frühjahr 1974 das Kreuz wiederherstellte. Dabei musste er jedoch den Schaft wegen der Brüchigkeit des Steins mit einem Betonmantel umgeben, so dass sich zur Zeit nicht feststellen lässt, ob die Jahreszahl wirklich 1526 lautet (Mitt. von F. L. Ohl vom 30.03.1974). Dass das Kreuz an einen Besucher des Rommersheimer Marktes erinnern könnte, der dort bei einem Streit sein Leben verlor, ist durchaus denkbar. Denn es gab immer wieder Schlägereien zwischen den Angehörigen der verschiedenen Dörfer, wie dies aus dem ‘Rommersheimer Jahr=Marckt= Protokoll des Jungfrauen=Closters zum Alten Münster in Mayntz de Annis 1766-1781’ hervorgeht (Hess. St. Archiv D.: Best. kath. Kirche 5 B 5, Kon. 290, Fas. 5), und das älteste Kirchenbuch von Wörrstadt berichtet von einem Händel mit tödlichem Ausgang: 1612 erschlugen mehrere Wörrstadter Bauern einen aus Herborn in Westfalen stammenden Freifechter namens Adolf Schamp wegen einem Paar Strümpfe (Ernst Klug: Wörrstadt - Die Geschichte einer kleinen Stadt, Wörrst. 1972, S. 242, Urkunde 121) |
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Der auf der Rommersheimer Marktgewann (Sühnekreuz) früher gehaltene kaiserliche und freier Markt wurde im Jahre 1700 nach Sulzheim verlegt, wo er noch bis zum Ende des 18. Jahrhundert stattfand (...sulzheim-rhh.de-Ortsgeschichte) |
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Quellangaben: Lit.: 1. Berthold Schnabel - F. K. Azzola, Die Steinkreuze in Rheinhessen, 1980/1983, S. 133-136, Nr. 4.1m. Abb. 19-21, Kopien 19/21 (S. Rubrik Literatur), daraus obige Ang.; 2. Karl Frölich, Stätten mittelalterlicher Rechtspflege in Hessen und den Nachbargebieten, in: Nachrichten der Gießener Hochschulges. 11. 1936/37. H. 1, S. 68-103. - 1936. - 1936, Sühnekreuz in Sulzheim; Internet: 1. ...sulzheim-rhh.de-Ortsgeschichte |
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