Wettenberg, OT Krofdorf-Gleiberg, Lkr. Gießen, an höchster Erhebung des Krofdorfer Forstes, ca. 500 m südl. des Forsthaus Waldhaus, 30 m nach Abzweig eines Waldweges nach Osten, ‘Frauenstein, -kreuz‘ |
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Obertägige Maße: Höhe 1,90 m, Br. 0,45, T. 0,45, das Denkmal aus Sandstein besteht aus zwei Teilen, dem sich nach oben verjüngenden Schaft etwa quadratischen Grundrisses mit gerundeten Kanten und dem Kopf, der vermutlich später aufgesetzt wurde; er ist je Seite mit einer Eisenklammer (die vierte abgerostet) befestigt, eine recht flüchtige Maßnahme, die keine Rücksicht auf die im kräftigen Relief gearbeiteten Wappen nimmt; dabei handelt es sich um das Weilburger Wappen, aufspringender Löwe mit Doppelbalkenkreuz zwischen den Pranken (je auf Seite ggü.) und dem Wappen von Merenberg (schräg gestelltes Kreuz mit urspr. 12 lilienartig gestalteten Kreuzchen); diese Wappen kombination im weitläufigen Krofdorfer Forst, im einstigen Hoheitsgebiet der Grafen von Gleiberg, steht vor folgendem geschichtl. Hintergrund: die Herren von Gleiberg starben in männlicher Linie im 12. Jh. aus; eine Irmgard von Gleiberg (um 1135-1163) heiratete einen Handrad von Merenberg, was die Teilung der Grafschaft Gleiberg zwischen dem Pfalzgrafen Tübingen (später Hessen) und den Herren von Merenberg zur Folge hatte, wobei letztere in den Besitz der ausgedehnten Waldungen des Krofdorfer Forstes kamen; auch dieses Geschlecht starb mit Handrad VI. 1328 in männl. Linie aus; er hinterließ zwei Erbtöchter; Lisa von Merenberg ging mit einer Abfindung in das Kloster Stift Vyleck; ihre Schwester Gettrud von Merenberg heiratete 1333 den Grafen Johann I. von Nassau-Dillenburg; damit gibt es nur aus dieser Zeit eine Verbindung der Wappen, die eventuell zur Setzung des Denkmals einen Sinn ergibt; nach einer Legende aufgeschrieben von Dr. Henningen 1848 (gen. Alois der Taunide) wird ein aus der Schiffenberg-Urkunde bekannter Otto von Gleiberg erwähnt, der seine Gemahlin (nach der Legende: Jutta) grausamerweise tötete, als er von ihrer angebl. Untreue erfuhr; doch stellte sich heraus, dass sie unschuldig war; zur Sühne seiner Tat errichtete der Graf den Gedenkstein; ähnliche Sagen sind über den gleichnamigen Frauenstein bei Rodheim bekannt; ein weiterer Aspekt zum Ursprung des Frauenkreuzes bildet der eigentliche Standort, nahe der Schnittstelle alter wichtiger Fernwege durch den Krofdorfer Forst; hier kreuzte der Ost-West ziehende Rennweg die Nord-Süd verlaufende Wetterauer Weinstraße; an einer gleichbedeutenden Kreuzung-Hessenstraße mit dem Heerweg bzw. Marburger Straße-bafand sich auch der Rodheimer Frauenstein (Original im Siebenjährigen Krieg 1759 zerstört, heute dort eine Kopie nach der Vorlage des Krofdorfer Kreuzes); diese Gegebenheiten sollten diesbezüglich vor dem Hintergrund der sog. kaiserlosen Zeit von (1256-1273-Interregnum) besondere Beachtung finden, da durch die Verarmung des Kleinadels das Raubrittertum, Wegelagerer usw. erstarkte und die Handelswege unsicher machte; das Fehde-Wesen, samt Faustrecht nahm bedenkliche Züge an, wobei jeder Landesfürst seine eigenen Gesetze machte; in der Krumbacher Chronik (Ortst. von Biebertal) ist folgender Auszug zu lesen: ... in der Nähe der Landstraße nach Kirchvers steht eine aufrechte Säule und undeutliche Spuren von Mauerwerk ... es wird vermutet das zusätzlich ein Bethaus beim Frauenkreuz gestanden hat; das ganze war von einem Gitter umgeben (4-4m u. 0,60 hoch), das um 1920 noch gesehen wurde, doch nach dem 2. Weltkriege bereits verschwunden war; die Jäger bzw. Forstbediensteten sollen angeblich seit alten Zeiten für dessen Pflege und Unterhalt jährlich einen Taler von den Herren von Nassau erhalten haben; letztlich werden die Frauenkreuze auch als sog. Friedenskreuze gedeutet, da sich die Schwestern von Merenberg schon im 14. Jh. für Schutz und Frieden der Verfolgten einsetzten, doch verloren sie ihre Bedeutung nach 1495, als auf Reichstage zu Worms von Kaiser Maximilian I. der endgültige Reichsfrieden verkündet und durchgesetzt wurde (Verf.) |
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Quellangaben: Lit.: 1. Heinrich Riebeling, Steinkreuze und Kreuzsteine in Hessen, Dossenheim/Heidelberg 1977, S. 120, daraus: 2. Liebers, Dr., Heilige Steine im Hessenland, Kurhess. Erzieher 10, 1936, S. 45, 3. Reeh, Karl, Frauenkreuze sind Friedenskreuze, in: Heimat an Dill und Lahn 14, 28.4.1967, Nr. 142, 4. Neuner, Das Frauenkreuz, Gießener Anzeiger, 28.7.1953; Internet: 1. ...heimatverein-rodheim-bieber.de-nachrichten |
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