h. riebeling 1977

Wiesbaden (kreisfr.), nördl. Stadtgebiet, im Innenraum an der Südwand der kath. Pfarrkirche St. Mauritius, 'Abbeggstr. 37', Steinkreuz

Maße: Höhe 1,20 m, Br. 0,56, T. 0,18, Steinkreuz lat. Form aus rotem Sandstein mit eingehauener achtzeiliger got. Majuskel-Inschrift über den gesamten Kreuzstand, darunter am Schaft im Relief eine weibliche Gestalt in wallendem Gewand, in trauernder Körpersprache; der ursprüngliche Standort ist unbekannt, bis 1850 befand sich das Kreuz in einen Strebepfeiler des ab 1488 errichteten Chorneubaus der alten Mauritiuskirche vermauert, dann zwischenzeitlich im Museum aufgestellt; heute in der 1968 neuerbauten St. Mauritiuskirche (Verf. frei nach ...inschriften.net)    

aus der interpunktierten Inschrift des Sühnekreuzes geht der Name des Opfers - Mekil (Mechthild) - und des Mörders - Heinrich Hubach (identisch mit dem Henne Huwach aus Wiesbaden, der mit seiner Mutter den Eberbacher Hof gepachtet hatte, der ihm aufgrund des Totschlages von der Abtei entzogen wurde, wohl mit der Verpflichtung eines Sühnevertrages mit der Familie des Opfers)  - sowie das Datum des Verbrechens am Tag Simonis und Judae (28.Oktober) 1382 hervor: 

ANNO / D(OMI)NI · Mo · CCCo / LXXXII · I(N) · DIE · SIMO(NIS) / (ET)a) IVDE · O(BIIT) · MEKILb) I(N)TERFE/CTA · HEN(RI)C(O) · HVBACH · SV(M) / CVI(VS) · A(N)I(M)A / REQVIE(S)CATc)

Übersetzung: 'Im Jahre des Herrn 1382, am Tag Simonis und Judae (28. Oktober) starb Mekil. Ich wurde getötet von Heinrich Hubach. Ihre Seele ruhe.'

(Textkopie ...inschriften.net-Nr. 23)

Quelle: Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, Thomas G. Tempel, in: ...inschriften.net-Wiesbaden-Inschrift Nr. 23-Wiesbaden, Kath. Pfarrkirche St. Mauritius

Ang. H. Riebeling, 1977: 'Maße: Höhe 1,20 m, Br. 0,56, T. 0,18, Material: Sandstein, Standort: St. Mauritiuskirche, Innenraum Ostwand. Hier steht das älteste datierte Steinkreuz Hessens aus 1382 - ein Erinnerungskreuz an einen Mord. Das Kreuz stammt von der alten Mauritiuskirche und war außen am Chor eingemauert. Es ist aus grauem Sandstein in guter handwerklicher Ausführung gefertigt: die Rückseite ist glatt, die Vorderseite zeigt am Schaft eine in Relief herausgearbeitete weibliche Figur in wallendem Gewand. Der Typus der ohnmächtig am Kreuze zusammenbrechenden Mutter Gottes scheint dem Steinmetzen als Vorbild vorgeschwebt zu haben. In Kopf und Arme des Kreuzes ist eine gotische Majuskel-Inschrift eingemeißelt. Sie gibt vom Anlaß der Aufstellung des Steinkreuzes Kunde: 'Anno domini MCCCLXXXII in die Simonis et Judae obiit Mekil. Interfect a Heinc Humbach sum. Cujus anima requiesat.' Die Entzifferung und Übersetzung nach D. Heubach: Am 28. Oktober 1382 starb die Meckel, getötet von Heinz Humbach. (Textkopie H. Riebeling, 1977) 

Quellangaben: Lit.: 1. Heinrich Riebeling, Steinkreuze und Kreuzsteine in Hessen, Dossenheim/Heidelberg 1977, S. 163-164, Nr. 5915.1, daraus: 2. Hartmann, E., Steinau an der Straße und der 'Sternerkrieg', in: Vergangenheit 22, 1969, Nr. 11, 3. Heubach, D., Ein gotisches Sühnekreuz aus Wiesbaden, in: Nassauer Heimatblatt 20, 1916/17, Nr. 1/2, S. 16-18, 4. H. Riebeling, 1976, Steinkreuze im Main-Taunus-Gebiet, 5. H. Riebeling, 1974, Die Legende vom Bonifatiuskreuz

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