standort

Bad Essen, OT Wimmer, Lkr. Osnabrück, südl. von Wimmer südseitig an B 65 (Mindener Str.) Einm. Hartmannstraße, ca. 50 m nördl. der alten Wimmer-Mühle (alter Kirchweg)

steinkreuz wimmer andere seite steinkreuz wimmer andere seite

A: Obertägige Maße: Höhe 0,75 m, Br. 0,73, T. 0,22, das parallelkantige lat. Steinkreuz aus Sandstein mit reparierter Bruchstelle im Schaft (Beschädigung durch Verkehrsunfall) wird im Volksmund als ‘Das Kreuz des Schuldigen’ bezeichnet, B: Höhe 0,83 m, Br. 0,60, T. 0,20, lat. Steinkreuz aus Sandstein mit proportional gesehen kurzen Armen

nach einer Aussage des ehemaligen Besitzers der Windmühle, um 1910, handelt es sich um zwei Grabkreuze vom früheren Lintorfer Friedhof; einer seiner Vorfahren erwarb sie um sie als Prellsteine vor seinen Gartenzaun zu setzen, da in jener Zeit die Straßenkreuzung eng und damit schlecht passierbar war; nach der Sage jedoch stehen beide Steinkreuze für einen Tathergang weit vor dem Dreißigjährigen Krieg; im Streit zweier Müllergesellen um die Tochter des Müllers erwürgte an dieser Stelle der Müllergeselle Speck Lammert seinen Kollegen Schnätt Göttchen; der Mörder soll sich an einer in der Nähe befundenen Linde erhängt haben (Quelle: ...noz.de) das aufrechte Steinkreuz wurde für das Opfer gesetzt, das bewusst schräggesetzte für den Mörder um einen Ausdruck der Negation der Tat und des Täters zu erzeugen bzw. erkennen zu lassen (Verf.)

Quellangabe: Lit.: 1. Werner Müller-E. H. Baumann, Kreuzsteine und Steinkreuze in Niedersachsen, Bremen und Hamburg, Hameln 1988, S. 77-78 m. Abb. Nr. 3616.1-2, daraus: 2. A. Hoffmann, Die mittelalterlichen Steinkreuze, Kreuz- u. Denksteine in Niedersachsen, Hildesheim/Leipzig 1935, S. 8, 46, 3. G. Meyer, Steinkreuze, in: Niedersachsen, 15. Jg., Nr. 3, Bremen 1909, S. 56, 4. A. Wrasmann, Kreuzsteine in Lintorf, in: Niedersachsen, 16. Jg., Nr. 5, Bremen 1910, S. 144, 5. Große-Heitmeier, Zwischen Wimmer und Lintorf ..., in: Die Spinnstube, 1. Jg., Nr. 14, Göttingen 6. 4. 1924, S. 8, Internet: 1. ...noz.de-Artikel vom 7. 4. 2004: Steinerne Zeugen (aus Wittlager Heimathefte)

epitaph albert v.d. bussche
in der stiftskirche levern stiftskirche levern

Bad Essen, Lkr. Osnabrück, südseitig außen an der ev. St. Nikolaikirche im Ortskern (nicht im Bild, oben: in der Stiftskirche Levern, r. Stiftskirche Levern)     

Epitaph des ermordeten Albert von dem Bussche zu Ippenburg und Hünnefeld (Sandstein)

Maße: H. 2, 30 m, Br. 1,45, T. 0,15, die Publikation dieses Grabmales erfolgte aufgrund der Tatsache, dass in den geschichtlichen Überlieferungen in diesem Zusammenhang zwei Steinkreuze erwähnt werden, die heute verschollen sind; an einem Markttage des Jahres 1475 wurde in der Stiftskirche zu Levern, Kr. Minden-Lübbecke, Albert von dem Bussche zu Ippenburg und Hünnefeld von dem Ritter Harteken von Münch (Harduin von Mönnich) erstochen; das Adelsgeschlecht derer von dem Bussche gehörte zum Uradel im Ravensberger Land und saß in mehreren Linien im Grenzgebiet zu Osnabrück; ab 1390 wurden neben Osnabrückchen Ländereien die Güter Ippenburg und 1447 Hünnefeld erworben; A. v.d. Bussche wurde später Pfandherr auf Burg Limberg im Wiehengebirge (südl. von Preuß. Oldendorf); Harteken (Hardecke) von Münch war 1475 Eigentümer der Ellerburg, eine Wasserburg in der Ortschaft Fiestel (nordöstl. von Pr. Oldend.), die im Gebiet des Hochstiftes Minden lag; jene Jahrzehnte waren geprägt von ständigen Fehden und Streitigkeiten, z.B. um Grenzverläufe, zwischen den Hochstiften Minden und Osnabrück, wobei die Ritterschaft der Grenzgebiete beider Seiten Gefolgsdienste leisteten und sich damit auch gegenseitig verfeindeten; nicht selten fiel der Bischof von Minden raubend und plündernd in Osnabrücker Gebiet ein; vor diesem Hintergrund erklärt sich die Feindschaft beider Adeligen, die sich zufällig auf dem Markttage zu Levern begegneten, worauf die Mauern des Gotteshauses zum Schauplatz der Ermordung des Ritters Albert von dem Bussche wurden; der erste Steinbau der Leverner Kirche stammt aus dem 12. Jh., ein einschiffiger Bau, an deren Nordwand die Klosterkirche angebaut und 1283 geweiht wurde; um 1480 erfolgte ein Umbau, wobei die Kirche durch ein zweites Schiff vergrößert wurde; dabei ist die Mauer zwischen Gemeinde- und Klosterkirche entfernt worden, somit liegt heute der Bereich der einstigen Klosterkirche im nördlichen Teil des Gotteshauses; dieses Geschehnis erzeugte große Unruhe in der Region und rief sogar den erzürnten Osnabrücker Bischof Konrad III. auf den Plan, der mehrmals in den Jahren bis 1485 mit großem Gefolge der Stadt Osnabrück gegen die Ellerburg zog, wobei es blutige Auseinandersetzungen gab, die jedoch letzlich nicht zur Bestrafung des Mörders führten, wobei auch Minden den nötigen Rückenhalt bot (Quelle: ..wikipedia.org-wiki-Ellerburg)

nach einem Eintrag in der 1631 verfassten Familiengeschichte der von dem Bussche wurde der 1475 ermordete A. v. d. Bussche in Essen auf dem Kirchhof begraben und zu seinem Gedenken ein steinernes Kreuz vor Essen nach der Cluß gesetzt, nachzulesen bei Gustav von dem Bussche, Geschichte der von dem Bussche, 1. Teil, Hameln 1887; es dürfte hier die ehemals an der Landstraße von Essen nach Eielstädt gelegene Klause ‘Unserer Lieben Frau’ gemeint gewesen sein (Quelle: Niedersächsisches Landesarchiv/Staatsarchiv Osnabrück) diese Örtlichkeit ist noch heute in den Bad Essener Straßennamen Klusring und Klusweg erkennbar (Klus, Clus, Klause sind ältere Bezeichnungen für Kapelle, Einsiedelei, Kloster)

eine weitere Darstellung im Zusammenhang mit einem Steinkreuz erschien im Jahre 1816 in der Schrift ‘Geschichte der Stadt Osnabrück’ von Johann Georg Justus Friderici, Enst Eberhard Wilhelm Stüve und Johann Carl Bertram Stüve; hier wird, vermutlich irrtümlich, ein auf der ‘Klueß’ in Osnabrück vorhanden gewesenes steinernes Kreuz A. v. d. Bussche zugeschrieben (Quelle: Nieders. Landesarchiv, s.o.) bei dieser ebenfalls ausgegangenen, aus älteren Osnabrücker Stadtplänen bekannten Kapelle handelte es sich um die sog. Annen-Klus, 15.-16. Jh., im heutigen Stadtteil Schinkel, die genau dort stand, wo die Eisenbahn über die Buersche Straße geführt wird; nach ihr erhielt die unweit nordwestl. gelegene, damals weitläufige Anhöhe den Namen Klushügel, heutige Str.: Auf dem Klushügel, östl. der Humboldstr.; den Verfassern der Literatur von 1816 lagen vermutlich Überlieferungen vor, in denen die Situation Klus-Steinkreuz verkannt bzw. verwechselt wurde; ein Steinkreuz an der Klus, oder auf dem Klushügel in Osnabrück, gesetzt von Hochstift oder Stadt zum Gedenken eines Getreuen ergibt wohl an diesem Platze keinen Sinn und ist eher unwahrscheinlich; vielmehr hätte sich auch hier der Kirchhof zu Essen angeboten, da der Ermordete maßgeblicher Initiator des Wiederaufbaues der 1436 durch Brand zerstörten, dortigen Kirche im Hochstift Osnabrück war; das einst vorhandene Steinkreuz auf der Klueß könnte möglicherweise in einem anderen Zusammenhang gesetzt worden sein, wobei diese Ortsangabe auf einen Standort auf dem Klushügel hindeutet; diese Höhe war bereits weit vor Christus eine bedeutsame Stätte des nachweislich regionalen Vromelo-Kultes germanischer Zeit; derartige Plätze wurden von den frühchristlichen Missionaren weiter verehrt und nicht selten mit christlichem Gemäuer versehen; von daher ist ein früherer, erster Kapellenbau der späteren Anna-Klus auf dem Klushügel denkbar, wobei nach einer mittelalterlichen Order an der Stelle des Altars eines ausgegangenen Gotteshauses ein steinernes Kreuz gesetzt werden musste; natürlich könnte es sich auch um ein schlichtes, einfaches Sühnekreuz mit unbekannten Setzungsgrund  gehandelt haben (Verf.)                                                                

die Gebeine A. v. d. Bussche wurden mehrfach umbestattet; zunächst vom Essener Kirchhof in eine Gruft in der St. Nikolaikirche, danach außen an der Südseite mit obigen Epitaph von 1653, von 1752-1850 im sog. Hünnefelder Totenhaus am Kirchplatz und letztlich in das neu erbaute Mausoleum der Fam. v. d. Bussche auf Schloß Ippenburg überführt

Quellangaben:  Lit.: 1. Niedersächsisches Landesarchiv, Staatsarchiv Osnabrück, 2. Amt für Denkmalpflege Osnabr. 3. Kirchgemeinde Bad Essen, 4.Werner Müller-E. H. Baumann, Kreuzsteine und Steinkreuze in Niedersachsen, Bremen und Hamburg, Hameln 1988, S. 100, Nr. 3714.2, daraus: 4. H. W. Mithoff, Kunstdenkmale und Alterthümer im Hannoverschen, 6. Bd.: Fürstenthum Osnabrück, Hannover 1879, S. 129, 5. Th. Olpp, Kirche, Kloster, und Stift Levern, Minden 1950, S. 4, Internet: 1. ... unser-schinkel.de

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